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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gebräuchliche Nahrungsmittel zusammen, und stets findet man Ochsen-, Schaf-, Ziegen-und manchmal auch Kameelfleisch zum Verkaufe ausgestellt.
    »Die Fleischer des Landes, erzählt der Reisende, sind eben so schlau wie die unsrigen; sie wissen durch einige geschickte Schnitte das Fett der Fleischstücke recht sichtbar zu machen und blasen letztere nicht selten auf, oder befestigen gar ein Stück Lammfell auf einer Ziegenkeule.«
    Außerdem findet man auch Schreibpapier, Erzeugnisse aus europäischen Fabriken, im Lande verfertigte Scheeren und Messer, Antimon, Zinn, rothe Seide, Armspangen aus Kupfer, Glasspielwaaren, Korallen, Weihrauch, Zinnringe, einzelne Schmuckgegenstände aus Silber, Turban-Shawls, Shirting, Calicot, maurische Kleidungsstücke und allerlei andere Gegenstände auf dem Markte von Kano.
    Clapperton kaufte hier einen englischen Baumwollen-Regenschirm, der über Ghadames eingeführt war, für drei Piaster. Er besuchte auch den Sklavenmarkt, wo die armen Leute sehr genau untersucht werden, »ganz mit derselben Sorgfalt, wie die Sanitätsofficiere die Freiwilligen mustern, welche in die Marine eintreten wollen«.
    Die Stadt ist sehr ungesund; die Sümpfe, welche fast die eine Hälfte derselben einnehmen, und die Löcher, welche man in den Boden gräbt, um den zum Bauen nöthigen Lehm zu gewinnen, umhüllen dieselbe mit einer Art permanenter Malaria.
    In Kano herrscht die Mode, sich Zähne und Lippen mit »Gourgiblumen« und Tabak zu färben, wodurch sie ein blutrothes Aussehen erhalten. Man kaut hier gern Gouro-Nüsse oder verwendet diese auch gepulvert zum Schnupfen, wobei man dem Pulver »Trona« zumischt; ein Gebrauch, der Haoussa nicht eigenthümlich ist, da man demselben auch in Bornu begegnet, wo er nur den Frauen verboten ist. Endlich rauchen die Haoussanen auch einen im Lande gezogenen Tabak.
    Am 23. Februar brach Clapperton nach Sokatu auf. Er kam durch ein pittoreskes, gut angebautes Land, dem auf den Hügeln da und dort verstreute Gebüsche fast das Ansehen einer englischen Parkanlage verliehen. Ueberall weideten ganze Heerden schöner weißer oder aschgrauer Rinder.
    Die Hauptortschaften, welche Clapperton auf diesem Wege traf, sind: Gadania, eine wenig volkreiche Stadt, deren Bewohner die Felatahs als Sklaven weggeführt und verkauft haben; Doncami, Zirmie, die Hauptstadt von Zambra; Kagaria und Kouara; dabei sah er die Brunnen von Kamoun, wo ihn eine von dem Sultan abgesandte Escorte erwartete.
    Sokatu ist die am stärksten bevölkerte Stadt, welche Clapperton in Afrika gesehen hat. Ihre recht gut gebauten Häuser bildeten regelmäßige Straßen, nicht solche Einzelhaufen, wie in den übrigen Städten von Haoussa. Umgeben von einer zwanzig bis dreißig Fuß hohen Mauer mit zwölf Thoren, die man mit Sonnenuntergang sperrte, besaß Sokatu zwei große Moscheen, einen geräumigen Markt und einen ausgedehnten Platz vor der Wohnung des Sultans.
    Die Einwohner, meist Felatahs, besitzen viele Sklaven, von denen Diejenigen, welche nicht zu häuslichen Diensten verwendet werden, für Rechnung ihrer Herren verschiedene Geschäfte betreiben; sie sind z. B. Seidenwirker, Maurer, Schmiede, Schuhmacher oder auch Landbauer.
    Seinen Wirthen zu Ehren und um ihnen eine hohe Vorstellung von der Macht und dem Reichthum Englands zu geben, wollte Clapperton vor dem Sultan nicht anders als in glänzender Toilette auftreten. Er legte also seidene Strümpfe, weiße Beinkleider und die goldbetreßte Uniform an, zur Vervollständigung seines carnevalistischen Costüms verhüllte er noch den Kopf mit einem schönen Turban und zog türkische Schuhe an. Bello empfing ihn unter zwei Säulen sitzend, welche das Dach einer Strohhütte trugen, die einem englischen Cottagehaus nicht unähnlich aussah. Der Sultan war übrigens ein schöner Mann von etwa fünfundvierzig Jahren und bekleidet mit einem »Tobe« aus blauem Kattun und einem weißen Turban, dessen Shawl-Enden nach türkischer Sitte Nase und Bart verhüllten.
    Mit kindlicher Freude nahm Bello die ihm von dem Reisenden dargebrachten Geschenke entgegen. Am meisten Vergnügen machte ihm offenbar eine Uhr, ein Teleskop und ein Thermometer, das er sinnreicher Weise eine »Wärme-Uhr« nannte. Die größte Merkwürdigkeit freilich blieb ihm doch die Person des Reisenden selbst. Er fand kein Ende, sich nach den Sitten, Gebräuchen und Handelsverhältnissen Englands zu erkundigen. Wiederholt gab Bello den Wunsch zu erkennen, mit jener Macht in Handelsbeziehungen zu

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