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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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soll sich die Quelle des Yeou befinden, der im Sommer fast vollständig austrocknet, dessen Fluthen aber während der Regenzeit, nach Aussage der Eingebornen, je alle sieben Tage anschwellen und ebensolange zurücksinken.
    »Am 11. Januar, sagt Clapperton, setzten wir unsere Reise fort, mußten aber schon zu Mittag in Murmur Halt machen. Der Doctor befand sich in einem so verzweifelten Zustande der Schwäche und Erschöpfung, daß ich ihm kaum noch einen Tag Leben zutraute. Seit unserer Abreise aus den Bergen von Obarri verfiel er täglich zusehends mehr, nachdem er sich noch in Fezzan eine Kehlkopfentzündung zugezogen, als er sich, in Schweiß gebadet, einem scharfen Luftzug ausgesetzt hatte.
    12. Januar. Der Doctor trank Morgens eine Tasse Kaffee und ich ließ, seinem Wunsche entsprechend, die Kameele beladen. Ich half ihm beim Ankleiden und er verließ, auf seinen Diener gestützt, das Zelt; gerade als wir ihn auf das Kameel setzen wollten, bemerkte ich auf seinen Zügen schon das Herannahen des Todes. Ich ließ ihn natürlich sogleich zurückbringen, nahm an seiner Seite Platz und sah ihn mit einer schmerzlichen Empfindung, für welche ich vergebens passende Worte suchen würde, ohne eine Klage oder schwerere Qualen die treuen Augen schließen. Bei dem Gouverneur kam ich um die Erlaubniß, ihn hier beerdigen zu dürfen, ein, was mir sofort gestattet wurde. Unter einer Mimose, nahe dem einen Thore der Stadt, ließ ich eine Grube ausheben. Nach der landesüblichen Abwaschung des Körpers wurde der Leichnam in Turban-Shawltücher gehüllt, die wir als Geschenke für die Landesfürsten bei uns führten. Unsere Diener trugen ihn, und ich las, bevor wir ihn dem Schoße der Erde übergaben, die Leichengebete der englischen Kirche. Dann ließ ich um das einfache Grab eine Lehmmauer errichten, um dasselbe gegen Raubthiere möglichst zu schützen, und wir schlachteten zwei Lämmer zur Vertheilung unter die Armen der Stadt.«
    So endete Doctor Oudney, der Marinearzt, der sich so schöne naturwissenschaftliche Kenntnisse erworben hatte.
    Die schreckliche Krankheit, deren Keim er schon von England mitbrachte, hatte ihm nicht gestattet, der Expedition diejenigen Dienste zu leisten, welche die Regierung von ihm erwarten mochte, und doch schonte er niemals seine Kräfte, da er sich während des Reisens besser zu befinden behauptete als während der Ruhe. Wenn er es auch fühlte, daß sein erschöpfter Organismus ihm jede andauernde Arbeit verbot, so wollte er doch wenigstens dem Eifer seiner Gefährten niemals hinderlich werden.
    Nach jener traurigen Ceremonie schlug Clapperton wieder den Weg nach Kano ein. Er berührte dabei Digon, eine Stadt inmitten eines wohlangebauten Landes, das zahlreiche Heerden ernährt. Kaloumgona, das schon nicht mehr in der Provinz Katagoum liegt; Zangeia, in der Nähe der Hügelausläufer von Douchi, das, nach den noch vorhandenen Mauerüberresten zu urtheilen, einst ziemlich bedeutend gewesen sein muß; ferner Girkona, dessen Markt fast schöner zu nennen ist als der von Tripolis; Sochwa, das ein hoher aus reinem Thon errichteter Wall umschließt, und langte am 20. Januar glücklich in Kano an. Kano, das Chana Edrisi’s und anderer arabischer Geographen, bildet den Hauptverkehrsplatz des Königreiches Haoussa.
    »Gleich nach Durchschreitung des Thores, sagte Clapperton, fühlte ich mich ganz auffallend enttäuscht. Gemäß der glänzenden Beschreibung der Araber, rechnete ich hier darauf, eine weit ausgedehnte Stadt zu finden. Dafür standen die Häuser wohl eine Viertelmeile von der Mauer entfernt und da und dort in kleineren Gruppen mit stagnirenden, sumpfigen Lachen dazwischen, zusammengehäuft. Ich hätte mir recht wohl ersparen können, vorher Toilette zu machen (er hatte seine Uniform als Marineofficier angelegt); alle Bewohner, welche ihren gewohnten Geschäften oblagen, ließen mich ruhig vorüberziehen, ohne daß Jemand ein Auge nach mir verwendet hätte.«
    Kano, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist eine der bedeutendsten Ortschaften von Sudan, liegt unter 12°0’ 19” nördlicher Breite und 9°20’ östlicher Länge.
    Dieselbe mag dreißig-bis vierzigtausend Einwohner zahlen; deren größere Hälfte freilich aus Sklaven besteht.
    Der Marktplatz, im Osten und Westen von einem sumpfigen, mit Rosen bepflanzten Terrain begrenzt, bildet einen Sammelplatz zahlloser Enten, Störche und Geier, welche für die Reinhaltung der Stadt sorgen. Hierher strömen allerlei in Afrika

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