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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch die Provinz Youri zu ziehen!« Clapperton mußte sich dem wohl oder übel fügen.
    Seinen Aufenthalt in Katunga hatte er aber benutzt, manche interessante Beobachtungen zu sammeln. Diese Stadt enthält nicht weniger als sieben verschiedene Märkte, auf welchen Yamswurzeln, Körnerfrüchte, Bananen, Feigen, Pflanzenbutter, Coloquintenkörner, Ziegen, Hühner, Schafe, Lämmer, Leinwand und eine Menge landwirthschaftlicher Geräthe zum Verkaufe gebracht werden.
    Die Wohnhäuser des Königs und seiner Frauen umgeben zwei große Parks. Die Thore und die Stützpfeiler der Verandas sind mit Schnitzereien verziert, welche entweder eine Boa, die eine Antilope oder ein Schwein tödtet, oder eine Kriegerschaar von Trommlern begleitet darstellen – Sculpturen, welche übrigens gar nicht so schlecht ausgeführt sind.
    »Das durchschnittliche Aussehen der Yourribanis, sagt der Reisende, scheint mir die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Neger weit weniger darzubieten, als das aller anderen Völker, die ich gesehen habe; ihre Lippen sind minder dick und die Nase zeigt eine weniger gebogene Linie als die der Neger im Allgemeinen. Die meist recht gut gebauten Männer haben ein offenes Auftreten, was Jedermann in die Augen fällt; die Frauen stehen ihnen in allen Stücken nach, was wohl daher kommen mag, daß sie zu viel der Sonne ausgesetzt sind und die schwersten Anstrengungen ertragen müssen, da sie die Bearbeitung des Bodens besorgen.«
    Nicht weit von Katunga überschritt Clapperton den Moussafluß, einen Nebenarm des Kouara, und kam nun nach Kiama, eine der Städte, welche die von Haoussa und Borgu kommende Karawane passirt, wenn sie nach Gandja, an der Grenze von Aschanti, zieht. Sie zählt mindestens dreißigtausend Einwohner, die in Afrika als die verschmitztesten Diebe berüchtigt sind.
    »Wenn man einen Straßenräuber oder Mörder sehen will, braucht man nur den ersten besten Bewohner von Borgu zu rufen.«
    Als er Kiama verließ, begegnete der Reisende der Karawane von Haoussa. Ochsen, Esel, Pferde, Frauen und Männer, zusammen wohl tausend, marschirten Eines hinter dem Anderen und bildeten eine endlose Linie, welche einen merkwürdigen, höchst bizarren Anblick darbot. Welches buntscheckige Gemisch von den jungen, fast nackt einherlaufenden Mädchen und den unter ihrer Bürde gebeugten Männern bis zu jenen, eben so phantastisch als lächerlich gekleideten Gandjani-Kaufleuten, welche auf erschöpften, bedenklich hinkenden Pferden einherritten!
    Clapperton schlug nun den Weg nach Boussa, also nach dem Orte ein, wo Mungo Park auf dem Niger umgekommen war. Ehe er jenes erreichte, mußte er den Oli, einen Nebenfluß des Kouara, überschreiten und Ouaoua, die Hauptstadt der Provinz Borgu, passiren, deren viereckige Mauer wohl eine Einwohnerzahl von achtzehntausend Seelen bergen mochte. Es ist das eine der saubersten und bestgebauten Städte, die man nach Badagry antrifft. Die Straßen sind reinlich, breit, und die kreisrunden Häuser haben ein kugelförmiges Strohdach. Auf dem ganzen Erdboden würde man aber vergeblich eine Stadt suchen, in der die Trunksucht so verbreitet wäre wie hier. Gouverneur, Priester und Laien, Männer und Frauen verzehren Palmenwein, Rum von der Küste und »Bouza« in erstaunlicher Menge. Der letztgenannte Liqueur besteht aus einer Mischung von Dourrah, Honig, Chilipfeffer und der Wurzel eines fetten Krautes, das auch als Viehfutter dient, nebst einer gewissen Quantität Wasser.
    »Die Ouaouanis, sagt Clapperton, stehen im Rufe großer Redlichkeit. Sie sind heiter, wohlwollend und gastfrei. Ich habe in Afrika kein Volk getroffen, das so bereitwillig Auskunft über das von ihm bewohnte Land gegeben hätte, und, was besonders hervorgehoben zu werden verdient, ich habe hier auch niemals einen Bettler gesehen. Die Einwohner behaupteten, nicht aus Borgu selbst, sondern von den Haoussanis und Nyffenis abzustammen. Ihre Sprache ist nur ein Dialect von der der Yourribanis, aber die ouaouanischen Frauen sind hübsch, die in Yourriba aber nicht; die Männer sind kräftig und wohlgebaut, doch verrathen ihre Züge das gewohnte wüste Leben. Ihre Religion bildet eine Mischung von Islamismus und Paganismus.«
    Auf dem Wege von der Küste her hatte Clapperton auch – und diese Bemerkung erscheint nicht unwichtig – wiederholt heidnische Felatahstämme getroffen, welche dieselbe Mundart, Hautfarbe und überhaupt dasselbe Aussehen hatten wie die muselmanischen Felalahs. Diese gehörten offenbar

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