Der Triumph des 19. Jahrhunderts
derselben Race an.
Boussa, wohin der Reisende kam, ist keine eigentliche Stadt; es besteht nur aus verschiedenen Gruppen zerstreuter Häuser, auf einer Insel des Kouara unter 10°14’ nördlicher Breite und 6°11” östlicher Länge von Greenwich. Die Provinz, deren Hauptort es bildet, ist die volkreichste von ganz Borgu. Die Einwohner sind Heiden, ebenso wie der Sultan, obwohl Letzterer Mohammed hieß. Sie ernähren sich von Affen, Hunden, Katzen, Ratten, Fischen, Rind-und Lämmerfleisch.
»Während ich bei dem Sultan verweilte, sagt Clapperton, wurde das Frühstück aufgetragen und ich selbst zur Theilnahme eingeladen; dasselbe bestand aus einer großen gerösteten Wasserratte, die nicht einmal abgezogen war, einer Schüssel recht gut zubereitetem Reis, gedörrtem und in Palmöl gedämpftem Fisch, gebackenen oder gedämpften Alligator-Eiern und endlich aus frischem Wasser aus dem Kouara. Ich aß gedämpften Fisch und Reis, man machte sich aber sehr lustig darüber, daß ich weder den Rattenbraten noch die Alligatoren-Eier versuchen wollte.«
Der Sultan nahm den Reisenden übrigens sehr freundlich auf und meldete ihm auch, daß der Sultan von Youri schon seit sieben Tagen Boote bereit halte, um ihn flußaufwärts bis zu jener Stadt zu bringen. Clapperton antwortete, daß er, da alle Wege zwischen Bornu und Youri durch den Krieg versperrt seien, es vorziehen werde, über Koulfa und Nyffe weiter zu ziehen.
»Du hast recht, sagte der Sultan, und hast wohl daran gethan, zu mir zu kommen; von hier aus magst Du den Weg einschlagen, der Dir der beste dünkt.«
Bei einer späteren Unterredung unterrichtete sich der Reisende über die Europäer, welche vor etwa zwanzig Jahren auf dem Kouara das Leben eingebüßt hatten. Diese Frage schien dem Sultan nicht angenehm zu sein, so daß er nur zögernd antwortete. Er sagte, daß er damals noch zu jung gewesen sei, um sich der Vorfälle genau zu erinnern.
»Ich wünsche ja weiter nichts, fuhr Clapperton fort, als die Bücher und Papiere, die ihnen gehörten, wieder zu erlangen und die Stelle zu sehen, wo sie den Tod fanden.
– Ich besitze nichts, was ihnen gehörte, antwortete der Sultan. Was aber die Stelle betrifft, wo sie starben, so rathe ich Dir, nicht dahin zu gehen; das ist ein verrufener Platz!
– Man sagte mir, es sei noch ein Theil des Bootes zu finden, welches sie trug. Ist das an dem? fragte Clapperton.
– Nein, nein, da bist Du falsch berichtet, erwiderte der Sultan. Schon vor langer Zeit hat das Hochwasser das Letzte weggespült, was etwa noch zwischen den Steinen hing.«
Auf eine erneute Frage Clapperton’s nach den Papieren und Tagebüchern Mungo Park’s, erklärte der Sultan, daß er nichts davon habe, daß diese Sachen in die Hände mehrerer Gelehrten gekommen seien, er aber, da sie für Clapperton so viel Werth zu haben schienen, nach denselben forschen lassen werde. Nachdem er für dieses Versprechen seinen Dank abgestattet, bat der Reisende um die Erlaubniß, bei bejahrten Leuten in der Stadt, welche ja Zeugen jener Vorfälle gewesen sein mußten, Erkundigungen einziehen zu dürfen. In den Zügen des Sultans malte sich eine offenbare Verlegenheit, und er gab darauf keine Antwort. Es erschien nutzlos, weiter in ihn dringen zu wollen.
»Ich hatte mir mit Erwähnung jener Vorfälle meine weiteren Untersuchungen ungemein erschwert, sagt Clapperton, denn Jedermann wurde verlegen, wenn ich nach Einzelheiten derselben fragte, und sagte: »Das ist früher geschehen, als ich mich erinnern kann.« Oder auch: »Ja, ich bin nicht selbst dabei gewesen!« Die Stelle, wo das Boot angehalten hatte und die unglücklichen Insassen umgekommen waren, bezeichnete man mir nur vorsichtig und ungenau.«
Einige Tage später vernahm Clapperton, daß der letzte Iman, der ein Felatah war, im Besitz der Bücher und Papiere Mungo Park’s gewesen sei. Leider hatte dieser Iman Boussa seit einiger Zeit verlassen. In Koulfa endlich empfing der Reisende Nachrichten, welche es ihm außer Zweifel setzten, daß Mungo Park ermordet worden war.
Clapperton konnte, als er Borgu verließ, die Bemerkung nicht unterdrücken, daß man gewöhnlich sehr falsch über dessen Bewohner urtheile, die überall als Räuber und Diebe verleumdet werden. Er für seine Person hatte das ganze Land derselben durchstreift, war allein mit ihnen gereist oder zur Jagd gewesen, und konnte doch keinerlei Klage über sie führen.
Der Reisende wendet sich nun, den Kouara überschreitend und durch Guari und
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