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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sogar, von dem Scheikh El Khanemi einen Brief erhalten zu haben, demzufolge er der Person des Reisenden, der nur ein Spion sei, sich versichern und überhaupt den Engländern mißtrauen sollte, da diese nur darauf ausgingen, erst die Schätze des Landes kennen zu lernen, dann sich daselbst niederzulassen, Parteigänger zu suchen und durch die Unordnungen, welche nothwendig daraus entstehen müßten, unterstützt, Haoussa sich ebenso wie Indien zu unterwerfen.
    Alle von Seiten Bello’s erhobenen Schwierigkeiten ließen deutlich erkennen, daß er nur die für den Sultan von Bornu bestimmten Geschenke selbst einzuheimsen wünschte. Dazu brauchte er jedoch irgend einen Vorwand; einen solchen glaubte er durch Verbreitung des Gerüchtes gefunden zu haben, daß der Reisende Kanonen und Munition für Kouka mit sich führe. Bello aber könne, so sagte er, mit gutem Gewissen nicht gestatten, daß ein Fremder durch seine Staaten reise, um die unversöhnlichsten Feinde derselben in den Stand zu setzen, diese mit Krieg zu überziehen. Bello suchte Clapperton sogar mit allen Mitteln dazu zu bewegen, ihm den Brief des Lord Bathurst an den Sultan von Bornu vorzulesen.
    »Du kannst ihn nehmen, wenn Du willst, entgegnete der Reisende, aber niemals werde ich ihn Dir geben. Zwar ist Dir Alles möglich, da Du die Macht in Händen hast, doch Du wirst Dich durch solches Verfahren nur entehren. Ich für meinen Theil lasse eher das Leben, ehe ich einen mir anvertrauten Brief erbreche. Ich kam zu Dir mit einem Briefe und Geschenken von dem Könige von England, auf das Vertrauen hin, welches Dein Brief vom vergangenen Jahre erweckt hat. Ich hoffe, daß Du Dein Wort nicht deshalb brichst und Deine Versprechen Lügen strafst, nur um zu sehen, was dieser Brief enthält!«
    Der Sultan gab ein Zeichen mit der Hand, um den Reisenden zu verabschieden, und dieser zog sich zurück.
    Dieser Versuch sollte aber nicht der letzte sein, im Gegentheile trieb man es in der nächsten Zeit noch weiter. Einige Tage nachher verlangte man von Clapperton noch einmal die Auslieferung der für El Khanemi bestimmten Geschenke. Auf seine Weigerung nahm man ihm dieselben einfach ab.
    »Ihr verfahrt gegen mich gleich Räubern, rief Clapperton; Ihr brecht sogar Euren Schwur! Kein Volk in der Welt würde sich Aehnliches erlauben. Ihr thätet besser, mir gleich den Kopf abzuschlagen, als so zu handeln; ich fürchte nur, dahin wird es erst kommen, wenn Ihr mich völlig beraubt habt!«
    Endlich wollte man ihm auch noch seine Waffen und Munition abnehmen. Clapperton widersetzte sich dem, so gut er konnte. Zuerst entflohen zwar seine erschreckten Diener, kehrten aber bald zurück, bereit, jede Gefahr mit ihrem Herrn, den Alle sehr lieb gewonnen hatten, zu theilen.
     

    Ansicht der Ufer des Congo. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Hiermit schließt Clapperton’s Tagebuch. Sechs Monate hatte er sich in Sokatu aufgehalten, ohne irgend welche Forschungen anstellen zu können; ja, es gelang ihm nicht einmal, die Verhandlungen zu Ende zu führen, um derenwillen er von der Küste aus hergekommen war. Die tödtliche Langweile, die Anstrengungen der Reise und verschiedene Anfälle von Krankheiten wirkten mehr und mehr auf ihn ein, so daß sein Zustand bald ein recht bedenklicher wurde, obwohl sich sein Diener Richard Lander, der sich ihm in Sokatu angeschlossen hatte, keine Mühe verdrießen ließ, seine Lage zu verbessern.
    Am 12. März 1827 wurde Clapperton von einer Dysenterie ergriffen, welche nichts zu hemmen vermochte und die ihm schnell alle Kräfte raubte. Da es gerade die Zeit des Rhamadan war, konnte Lander nirgends, nicht einmal seitens der anderen Diener, Hilfe und Unterstützung finden. Dazu machte die Krankheit täglich Fortschritte. Zwanzig Tage lang lag Clapperton in gleicher Schwäche darnieder; als er sein Ende herannahen fühlte, ertheilte er Richard Lander, seinem treuen Diener, noch die letzten Verhaltungsmaßregeln und verschied in dessen Armen am 11. April.
    »Ich ließ, sagt Lander, den Sultan von dem schmerzlichen Verluste, der mich betroffen, Nachricht geben und kam um die Erlaubniß ein, meinen Herrn nach der Sitte unseres Landes begraben zu dürfen, wobei ich um Bezeichnung der Stelle bat, wo ich seine sterblichen Ueberreste zur Ruhe legen könne. Mein Bote kehrte sehr bald mit der Erlaubniß des Sultans zurück, und zu Mittag des nämlichen Tages schickte mir Bello noch vier Sklaven, um das Grab auszuheben. Ich nahm mir vor, sie der Leiche folgen zu

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