Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Zegzeg gehend, nach Kano. Bald langte er in Tabra, am May Yarrow, an, wo die Königin-Mutter von Nyffe wohnte; den König selbst sucht er in dem nicht weit von der Stadt entfernten Lager auf. Clapperton’s Aussage nach soll das der unverschämteste, verworfenste und habgierigste Spitzbube sein, den man nur finden könne, der Alles, was er sah, für sich beanspruchte und sich durch keine Weigerung abweisen ließ.
»Er hat, sagt der Reisende, den Ruin des Landes herbeigeführt durch seinen maßlosen Ehrgeiz und durch die Anrufung der Felalahs, die ihm zwar zu Hilfe kamen, aber sich von ihm sofort abwenden werden, wenn er ihnen nichts mehr nützen kann. Er ist die Ursache, daß der größte Theil der fleißigen Bevölkerung von Nyffe hingeschlachtet, als Sklaven verkauft worden ist oder dem Lande den Rücken gekehrt hat.«
Durch Krankheit sah sich Clapperton genöthigt, länger als er wollte, in Koulfa zu bleiben; es ist das übrigens eine Stadt mit reger Handelsthätigkeit, am nördlichen Ufer des May Yarrow, welche gegen zwölf-bis fünfzehntausend Einwohner haben mag. Seit zwanzig Jahren den Einfällen der Felalahs ausgesetzt, ist dieselbe binnen sechs Jahren zweimal durch Brand zerstört worden. Clapperton wohnte hier dem Feste des Neumondes bei. An diesem Tage macht und empfängt Jedermann Besuche. Die Frauen tragen ihr Wollenhaar eingeflochten und färben es, ebenso wie die Augenbrauen, mit Indigo. Die Lider werden mit »Khol«, die Lippen gelb und die Zähne roth gemalt; Hände und Füße aber mit Lawsonia (die echte Alkanna) gefärbt. Sie legen bei dieser Gelegenheit die besten und buntesten Kleider an, tragen all’ ihren Glasschmuck, nebst Armbändern und Ringen aus Kupfer, Silber, Zinn oder Messing, auch lassen sie das Fest nicht vorübergehen, ohne es im Genusse von »Bouza« den Männern möglichst gleich zu thun und sich an deren Gesängen und Tänzen zu betheiligen.
Von der Provinz Kotong Kora aus betrat der Reisende bald die Provinz Guari. Gleichzeitig mit dem Reste von Haoussa von den Felatahs erobert, hatte Guari sich nach dem Tode Bello’s I. erhoben und trotz allen Widerstandes der Felalahs seine Selbstständigkeit zu bewahren gewußt. Die Hauptstadt dieser Provinz, ebenfalls Guari genannt, liegt unter 10°54’ nördlicher Breite und 8°1’ östlicher Länge von Greenwich.
Mit Fatika erreichte Clapperton nun Zegzeg, ein den Felatahs unterworfenes Gebiet; darauf besuchte er Zariyah, eine merkwürdige Stadt, wo man eigentlich nur Hirsefelder, Küchengärten, Laubholzhaine, Sümpfe und Rasenplätze, aber fast keine Häuser sieht, und doch soll die Bevölkerung die von Kano an Seelenzahl übertreffen, denn sie wird auf vierzig-bis fünfzigtausend, meist Felalahs, geschätzt.
Am 19. September gelangte Clapperton endlich, nach vielen Widerwärtigkeiten und Beschwerden, nach Kano. Vom ersten Tage ab bemerkte er, daß man ihn lieber hätte von Osten her ankommen sehen, denn der Krieg mit Bornu hatte alle Verbindungen mit Fezzan und Tripolis unterbrochen. Während er das Gepäck unter der Obhut seines Dieners Lander zurückließ, machte sich Clapperton ohne Zögern auf den Weg, den Sultan aufzusuchen, der sich, wie er erfuhr, in der Nähe von Sokatu befinden sollte. Die Reise dahin bot leider die größten Schwierigkeiten. Clapperton büßte dabei seine Kameele und Pferde ein und konnte sich zu dem Transport des Wenigen, was er mit sich führte, nur einen kranken Ochsen verschaffen, so daß er und sein Diener selbst Verschiedenes tragen mußten.
Bello empfing Clapperton mit größter Freundlichkeit und sandte ihm Nahrungsmittel und Kameele. Da der Sultan aber eben damit beschäftigt war, die aufrührerische Provinz Gouber zu unterwerfen, konnte er dem Reisenden nicht sobald eine weitere Zusammenkunft bewilligen, um sich mit diesem über die vielerlei Gegenstände zu unterhalten, über welche die englische Regierung Auskunft wünschte.
An der Spitze von fünfzig-bis sechzigtausend Soldaten, von denen neun Zehntel zu Fuß und mit wattirten Rüstungen versehen waren, griff Bello Counia, die Hauptstadt von Gouber, an. Es kam zu einem überaus kläglichen Gefechte und der ganze Krieg endete mit diesem mißlungenen Unternehmen.
Clapperton, der seine Gesundheit erschüttert fühlte, begab sich nach Sokatu und später nach Magoria, wo er den Sultan antraf.
Als er die für ihn bestimmten Geschenke in Empfang genommen, zeigte sich Bello gar nicht mehr so freundlich gesinnt wie vorher. Bald erklärte er
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