Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Gewalt weichen. Lander’s Führer folgten nicht demselben Wege, den dieser von Dunrora her eingehalten hatte, wodurch der Reisende Gelegenheit fand, die von einem der vornehmsten Kriegshelden des Königs von Zegzeg verwaltete Stadt Eggebi zu besichtigen.
Am 25. Juli kam Lander nach Zegzeg. Er wurde dem König sofort vorgeführt, der ihm erklärte, er habe ihn nur deshalb zurückführen lassen, weil in Folge des zwischen Bello und dem Könige von Funda ausgebrochenen Krieges der Letztere nicht säumen würde, ihn umbringen zu lassen, wenn ihm zu Ohren käme, daß er dem Sultan der Felatahs Geschenke überbracht habe. Lander stellte sich, als ob er diesen Gründen Glauben schenkte, durchschaute aber recht wohl, daß nur die Neugier und das Verlangen, selbst einige Geschenke zu erhalten, die Handlungsweise des Königs von Zegzeg bestimmten. Er trug dem klüglich Rechnung, wobei er zur Entschuldigung der Geringfügigkeit seiner Gaben anführte, daß ihm alle seine Waaren geraubt worden seien, und erhielt bald die Erlaubniß zur Abreise. Ouari, Ouombo, Koulfa, Boussa und Ouaoua bezeichnen die Haltestellen auf Lander’s Rückreise nach Badagry, wo er am 22. November 1827 eintraf. Zwei Monate später schiffte er sich nach England ein.
Wenn der auf Eröffnung von Handelsbeziehungen gerichtete Hauptzweck der Reise Clapperton’s auch durch die neidische Eifersucht der Araber gescheitert war, weil diese Bello’s Ansichten durch die Vorstellung umzustimmen wußten, daß ihr Handel durch Eröffnung neuer Wege gänzlich zu Grunde gehen müsse, so gewann doch die Wissenschaft destomehr durch die Arbeiten und Bemühungen des englischen Forschers. Desborough Cooley würdigt diese in seiner Geschichte der Reisen nach Verdienst und zählt die durch die Reisenden jener Zeit erlangten Resultate, welche wir im Vorhergehenden schilderten, im Zusammenhange auf.
»Die Entdeckungen, sagt er unter Anderem, welche man Kapitän Clapperton’s Zügen durch das Innere von Afrika verdankt, übertreffen beiweitem, sowohl bezüglich ihrer Gründlichkeit als auch ihres Umfanges, die aller seiner Vorgänger. Kapitän Lyon hatte im Süden als äußersten Punkt den 24. Grad nördlicher Breite erreicht; Major Denham kam, gelegentlich seines Zuges nach Mandara, bis 9°15’, fügte also den früheren durch Europäer entdeckten Ländern 143/4 Breitengrade oder neunhundert Meilen hinzu. Hornemann freilich war schon durch die Wüste und im Süden bis Nyffe, unter 10°30’ gekommen, doch besitzen wir keinen Bericht über dessen Reise. Park erreichte Silla unter 1°34’ westlicher Länge und eintausendeinhundert Meilen von der Mündung der Gamba. Denham und Clapperton endlich erforschten von der Ostküste des Tchadsees (17° der Länge) und bis Sokatu (3°30’ der Länge) von Osten nach Westen ein Gebiet von fünfhundert Meilen Länge; nur vierhundert Meilen zwischen Sokatu und Silla blieben also noch unbekannt; auf seiner zweiten Reise erzielte Kapitän Clapperton aber noch zehnmal wichtigere Ergebnisse. Er entdeckte den kürzesten und bequemsten Weg nach den volkreichen Gebieten Central-Afrikas und kann sich rühmen, der erste Reisende gewesen zu sein, der das Festland Afrikas bis Benin durchzog.«
Diesen wohlbegründeten Reflexionen und dieser ehrenvollen Anerkennung haben wir nur Weniges hinzuzufügen.
Die Angaben der arabischen Geographen, und vor Allem die Leon’s des Afrikaners, wurden berichtigt und man hat nun ziemlich verläßliche Kenntniß eines großen Theils von Sudan erlangt. Wenn die Lösung des Problems, das die gelehrte Welt schon lange beschäftigte – der Lauf des Nigers – und welches Veranlassung zur Entsendung verschiedener Expeditionen wurde, von denen wir im Weiteren sprechen werden, noch nicht vollständig gelungen war, so konnte man derselben doch binnen Kurzem entgegensehen. Mindestens wußte man schon, daß der Niger, Kouara oder Djoliba, wie man ihn auch nennen mochte, und der Nil zwei verschiedene Flüsse mit ganz bestimmt von einander abgegrenzten Stromgebieten seien. Jedenfalls war damit ein großer Schritt nach vorwärts gethan.
Im Jahre 1816 stritt man noch darüber, ob der unter dem Namen Congo bekannte Strom nicht die Mündung des Niger bilde. Die Entscheidung dieser Frage wurde deshalb einem Marineofficier, der wiederholte Beweise seiner Intelligenz und Unerschrockenheit gegeben hatte, anvertraut. Im Jahre 1805 Kriegsgefangener, war Jacques Kingston Tuckey erst 1814 mit ausgewechselt worden. Sobald er von
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