Der Triumph des 19. Jahrhunderts
vor. Von dem Wege nach Woulli abweichend, schlug er einen anderen nach Fouta Toro ein und erreichte, trotz des Fanatismus und der Raubsucht der Bewohner, Bondou ohne nennenswerthen Unfall. Drei Tage brauchte er, um durch die Wüste zu ziehen, welche Bondou von den Ländern jenseits des Gambia trennt; dann begab er sich nach Niokolo, eine von halbwilden Peuls und Djallons bewohnte Berggegend.
Von Bandeia aus betrat Mollien dann Fouta Djallon und kam an den nebeneinanderliegenden Quellen des Gambia und des Rio Grande an. Einige Tage später fand er auch die der Faleme. Trotz des Widerstrebens und der Angst seines Führers wagte es Mollien, nach Timbon, der Hauptstadt von Fouta, zu gehen. Die zufällige Abwesenheit des Königs und der meisten Bewohner ersparte ihm ohne Zweifel die Leiden einer Gefangenschaft, welche lange währen konnte, wenn sie nicht durch schreckliche Torturen abgekürzt wurde. Fouta ist eine befestigte Stadt, in der der König Wohnungen besitzt, welche Erdmauern von drei bis vier Fuß Dicke und mindestens fünfzehn Fuß Höhe haben.
Unsern von Timbon begab sich Mollien nach den Quellen des Senegal – das heißt nach Aussage der ihn begleitenden Schwarzen, denn es war ihm unmöglich, astronomische Beobachtungen anzustellen.
Noch sah der Forscher seine Aufgabe nicht für beendigt an, da seinen Geist das wichtige Problem der Quellen des Nigers fortwährend in Spannung hielt. Der klägliche Zustand seiner Gesundheit aber, der Eintritt der Regenzeit, das Anschwellen und Uebertreten der Flüsse und die Angst seiner Führer endlich, welche trotz des Versprechens von Gewehren, Ambra, selbst der Ueberlassung seines Pferdes, es abschlugen, ihn nach Kouranko und Soliman zu begleiten, nöthigten ihn, auf die beabsichtigte Fahrt durch die Kong-Berge zu verzichten und nach Saint Louis zurückzukehren.
Mollien hatte zur besseren Kenntniß einiger von Europäern noch nicht besuchten Theile von Senegambien doch nicht unwesentlich beigetragen.
»Es ist zu bedauern, sagt de la Renaudière, daß Mollien, erschöpft durch Strapazen, kaum im Stande, sich weiter zu schleppen, vollständig entblößt von Allem, und ohne Mittel, verläßliche Beobachtungen vorzunehmen, sich außer Stande sah, die hohe Bergkette zu überschreiten, welche das Zuflußbecken des Senegal von dem des Djoliba scheidet, und er also, gezwungen, den Vorstellungen der Eingebornen nachzugeben, den wichtigsten Theil seiner Mission unausgeführt lassen mußte. Nur gestützt auf die Versicherungen der Neger, glaubt er die Quellen des Rio Grande, der Faleme, des Gambia und Senegal besucht zu haben. Wäre es ihm möglich gewesen, den Lauf dieser Flüsse weiter hinab zu verfolgen, so würden seine Entdeckungen eine wünschenswerthe Verläßlichkeit gewonnen haben, die ihnen jetzt leider abgeht. Jedenfalls weist die Lage der Quelle, welche er als die des Ba Fing oder Senegal bezeichnet, darauf hin, daß sie einem anderen größeren Strome nicht angehören kann; vergleicht man seine Angaben mit denen anderer Reisenden, so gewinnt man noch weiter die Ueberzeugung, daß seine Entdeckung ihn nicht getäuscht hat. Alles deutet darauf hin, daß die beiden Quellen in größerer Höhe entspringen, als man bisher annahm und daß der Djoliba die höchste Ursprungsstelle hat. Das Land selbst erhebt sich in parallelen Terrassen nach Süden und Südosten hin. Mit ihrem Fortschreiten nach Süden nehmen die Berge an Höhe zu und senden ihre höchsten Kämme zwischen dem 8. und 10. Grade nördlicher Breite empor.«
Das sind die interessanten Ergebnisse der Reise Mollien’s in der französischen Kolonie am Senegal. Von hier aus trat auch ein anderer Forscher, René Caillié, seine Fahrt an. Geboren im Jahre 1800 im Departement
des Deux-Sèvres
, genoß Caillié keinen anderen Unterricht als den der Volksschule; die Lectüre des Robinson Crusoë hatte in seinem jungen Geiste aber eine solche Begierde nach Abenteuern erweckt, daß Caillié keine Ruhe fand, bevor er sich nicht, trotz der Unzulänglichkeit seiner Mittel, Karten und Reiseschilderungen erworben hatte. Im Jahre 1816, also noch nicht sechzehn Jahre alt, schiffte er sich auf der Gabarre (Lichterschiff) »la Loire« nach Senegal ein.
Zu jener Zeit organisirte die englische Regierung eben unter dem Befehle des Major Gray eine Expedition in das Innere des Landes. Um dem schrecklichen »Almamy« von Timbu, der Peddie so verderblich geworden war, aus dem Wege zu gehen, benutzten die Engländer den Seeweg bis zum
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