Der Triumph des 19. Jahrhunderts
versprach man ihm eine gewisse Summe, wenn er von einem Zuge nach Timbuktu zurückkehre. Wie konnte er einen solchen aber ausführen, da es ihm an persönlichen Hilfsmitteln völlig fehlte?
Den unermüdlichen Caillié entmuthigte aber auch das noch nicht. Da er bei der Kolonialregierung kein Entgegenkommen und keine Unterstützung fand, ging er nach Sierra Leone, wo der Gouverneur nur deshalb seine Vorschläge abwies, weil er dem Major Laing die Ehre, zuerst nach Timbuktu zu gelangen, nicht rauben lassen wollte.
Durch Ersparnisse während der Leitung einer Indigo-Fabrik erwarb sich Caillié bald die Summe von zweitausend Francs, die ihm hinreichend schien, um bis an’s Ende der Welt zu reisen. Schnell verschaffte er sich nun die nöthigen Waaren und schloß sich einigen Mandinguos und »Seracolets«, das heißt reisenden Kaufleuten, welche durch Afrika ziehen, an. Diesen erzählte er unter dem Siegel der Verschwiegenheit, daß er in Egypten von arabischen Eltern geboren, in ganz jungen Jahren nach Frankreich entführt und dann nach Senegal gebracht worden sei, um seines Herrn Handelsgeschäfte zu leiten, der ihn als Belohnung für seine Dienste frei gegeben habe. Er fügte hinzu, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, nach Egypten zu gelangen und die mohammedanische Religion wieder anzunehmen.
Von Freetown ausgehend, erreichte Caillié am 22. März 1827 Kakondy, ein Dorf am Rio Nunez, wo er den kurzen Aufenthalt benutzte, einige Erkundigungen über die Landamas und die Nalus einzuziehen. Es sind das zwei den Foulahs von Fouta Djallon unterworfene Völker, welche nicht dem Islam huldigen und in Folge dessen dem Trunke sehr ergeben sind. Sie bewohnen das Uferland des genannten Flusses, ebenso wie die Bagos, ein Götzendiener-Stamm an der Mündung des Rio Nunez. Die lustigen, thätigen und im Anbau des Landes recht geschickten Bagos erzielten reiche Erträgnisse aus ihren Reisernten und durch die Salzgewinnung. Sie haben keinen König, keine andere Religion als einen sinnlosen Götzendienst, werden von je dem Aeltesten des Dorfes regiert und befinden sich dabei gar nicht schlecht.
Am 19. April 1827 reiste Caillié endlich mit nur einem Träger und einem Diener nach Timbuktu ab. Die Foulahs und Djallonkes, deren reiche und fruchtbare Länder er durchzog, hatte er nur zu loben; dann überschritt er den Ba Fing, den größten Nebenfluß des Senegal, nahe seiner Quelle, an einer Stelle, wo er zwar hundertfünfzig Fuß Breite haben mochte, dagegen nur anderthalb Fuß tief war; die Gewalt der Strömung aber und die steilen schwarzen Granitmassen, welche neben seinem Ufer emporstreben, machten diesen Uebergang beschwerlich und gefährlich. Nach neunzehntägigem Aufenthalt in dem Dorfe Cambaya, in welchem der Führer, der ihm bisher gedient hatte, zu Hause war, zog Caillié nach Kankan hinein, durch ein von Flüssen und starken Bächen bewässertes Land, welche dieses eben zu überschwemmen begannen.
Am 30. Mai überschritt Caillié den Tankisso, einen breiten Fluß mit steilen Ufern, der zum Gebiete des Djoliba gehört, welch’ letzteren der Reisende am 11. Juni in Couroussa erreichte.
»Er hatte schon so nahe seiner Quelle, berichtet Caillié, eine Breite von neunhundert Fuß und eine Schnelligkeit von zweiundeinhalb Meile in der Stunde.«
Bevor wir dem Forscher nach Kankan folgen, dürfte es an der Stelle sein, seine Bemerkungen über die Foulahs von Fouta kurz zu erwähnen. Es sind das meist große, gutgebaute Leute mit hellbraunem Teint, krausem Haar, hoher Stirn und Adlernase, deren Züge von denen der Europäer nicht sonderlich abweichen. Als fanatische Mohammedaner hegen sie einen tiefen Haß gegen die Christen. Sie reisen nicht umher wie die Mandinguos, sondern lieben ihr Heim und sind entweder geschickte Landbauer oder gewandte Händler. Von Natur kriegerisch und opferwillig für ihr Land, lassen sie, wenn ein Kampf ausbricht, nur die Greise und die Frauen in den Dörfern zurück.
Die Stadt Kankan liegt inmitten einer von Bergen umschlossenen Ebene. Hier trifft man in großer Menge den Bombax (Woll-oder Ceibabaum), den Baobab und den Butterbaum, der auch »Cé« oder, wie Mungo Park schreibt, »Shea« genannt wird. Caillié mußte sich in dieser Stadt achtundzwanzig Tage aufhalten, bevor er Gelegenheit fand, nach Sambatikila zu gelangen; von seinem Wirthe wurde er unverschämt bestohlen und konnte von dem Chef der Stadt auch die Zurückerstattung der geraubten Waaren nicht erlangen.
»Kankan, sagt der
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