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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gambia. Nachdem sie durch Woulli und Gabon gezogen, drang die Expedition in Bondu ein, das Mollien einige Jahre später besuchen sollte, ein Land, dessen Bewohner dem von Fouta Djallon an wildem Fanatismus in keiner Weise nachstanden. Der Almamy hier ging in seiner Frechheit so weit, den Major Gray unter dem Vorwande einer alten, von den englischen Behörden noch nicht ausgeglichenen Schuld fast aller seiner Waaren zu berauben, so daß dieser einen Officier nach Senegal zurücksenden mußte, um sich neue Vorräthe zu beschaffen.
    Caillié, der von diesem unglücklichen Anfange nichts wußte, und voraussetzte, daß Major Gray jeden neuen Theilnehmer mit Freuden begrüßen würde, reiste von Saint Louis mit zwei Negern ab und erreichte Goree. Hier riethen ihm aber mehrere Personen, welche sich für ihn interessirten, davon ab, sich jener Expedition anzuschließen, und verschafften ihm eine Anstellung in Guadeloupe Caillié verweilte nur sechs Monate auf dieser Insel, segelte dann wieder nach Bordeaux und kehrte von hier aus nach Senegal zurück.
    Ein Officier des Major Gray, Namens Partarien, wollte eben mit den von ihm besorgten Waarenvorräthen zu seinem Schiffe abgehen. Caillié bat, ihn ohne Sold und feste Stellung begleiten zu dürfen. Dieses Angebot wurde ohne Zögern angenommen. Die Karawane bestand aus siebzig Personen, Weißen und Schwarzen, und aus zweiunddreißig reichbeladenen Kameelen. Am 5. Februar 1819 verließ sie Gandiolle in Cayor und zog, bevor sie nach Yoloff kam, durch eine Wüste, wo sie entsetzlich von Durst litt, da man, um alle Waaren fortschaffen zu können, auf die Mitnahme reichlicherer Wasservorräthe verzichtet hatte.
    In Boulibaba, einem von Foulah-Hirten bewohnten Dorfe, konnte die Karawane sich erquicken und ihre Wasserschläuche zu einem zweiten Zuge durch die Wüste füllen.
    Mit Umgehung von Fouta Toro, dessen Bewohner als wilde Räuber berüchtigt sind, drang Partarien in Bondu ein. Er hätte wohl auch gern Boulibane, die Hauptstadt des Landes und Residenz des Almamy, vermieden; die Weigerung der Eingebornen aber, welche der Karawane weder Getreide noch Wasser liefern wollten, und der bestimmte Befehl des Major Gray, welcher voraussetzte, daß der Almamy nach empfangener Contribution die Karawane unbelästigt ziehen lassen werde, veranlaßten ihn, sich in jene Stadt zu begeben.
    Der schreckliche Almamy erzwang sich sofort eine große Menge Geschenke, verweigerte den Engländern aber die Erlaubniß, nach Bakel am Senegal zu ziehen. Sie könnten ja, meinte er, durch seine Staaten und durch Kaarta nach Clego gehen oder auch den Weg über Fouta Toro einschlagen. Von diesen beiden Routen empfahl sich die erste so wenig wie die zweite, denn beide führten durch sehr fanatische Länder. Die Absicht des Almamy ging – so wenigstens meinten die Engländer – dahin, sie berauben und ermorden zu lassen; die Verantwortung dafür aber möglichst von sich abzuwälzen.
     

    René Caillié. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Die Expedition entschloß sich in Folge dessen dafür, sich mit Gewalt einen Weg zu bahnen. Kaum in den Vorbereitungen dazu begriffen, sah sie sich jedoch von einer Menge Soldaten umringt, welche die Brunnen besetzten und ihr die Ausführung dieses Vorhabens materiell unmöglich machten. Gleichzeitig ertönte die Kriegstrommel auf allen Seiten. Ein Kampf erschien unmöglich, man mußte sich also auf Unterhandlungen einlassen, oder mit anderen Worten, seine Ohnmacht bekennen. Der Almamy schrieb seine Friedensbedingungen vor, erpreßte von den Engländern neue Geschenke und verlangte, daß sie sich über Fouta Toro zurückzögen.
    Zur noch tieferen Verletzung des britischen Stolzes sahen sich die Engländer von einer Truppenmacht begleitet, welche sie hinderte, irgend einen anderen Weg einzuschlagen. Mit hereinbrechender Nacht warfen sie nun, vor den Augen der Foulahs, welche sich derselben zu bemächtigen gedachten, alle ihre Waaren in’s Feuer. Trotzdem gestaltete sich der Zug nach Fouta Toro, mitten durch eine feindlich gesinnte Bevölkerung, noch sehr beschwerlich. Unter den nichtigsten Vorwänden wurden Händel gesucht, und man war öfter daran, handgemein zu werden. Lebensmittel und Wasser wurden nur gegen hohe Bezahlung geliefert.
    Eines Nachts ließ Partarieu endlich, um die Wachsamkeit der Eingeborenen zu täuschen, nachdem er erklärt hatte, nicht Alles, was er bei sich habe, auf einmal weiter fortbringen zu können, alle Kisten und Kasten mit Steinen füllen; die

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