Der Triumph des 19. Jahrhunderts
der Organisation einer Expedition zur Erforschung des Zaïre (Congo) hörte, reichte er das Gesuch ein, an derselben theilnehmen zu dürfen, und erhielt sogar den Befehl über diese. Bewährte Officiere und Gelehrte wurden ihm beigegeben.
Am 19. März 1816 segelte Tuckey von England mit der »Congo« und dem Transportschiffe »Dorothea« ab. Am 20. Juni ankerte er bei Malembe an der Mündung des Congo unter 4°39’ südlicher Breite. Der König des Landes wurde, wie es scheint, unwillig darüber, daß die Engländer nicht gekommen wären, um Sklaven anzukaufen, und erging sich in beleidigenden Redensarten über die Europäer, welche seinen Handel schädigten.
Am 18. Juli segelte Tuckey mit der »Congo« in die breite Mündung des Zaïre ein; später, als die Höhe der Uferwand die Benutzung von Segeln unthunlich machte, schiffte er sich mit einem Theile seiner Leute auf den Schaluppen und Booten des Schiffes ein.
Vom 10. August ab nöthigten ihn die Schnelligkeit der Strömung und die gewaltigen Felsen, welche da und dort in dem Flußbett zerstreut lagen, bald zu Wasser bald zu Lande weiter zu ziehen. Zehn Tage später ließ man die Boote vor einem Wasserfalle, welcher deren Weitertransport unnöglich machte, überhaupt zurück und reiste nur zu Lande. Dabei nahmen aber die Schwierigkeiten aller Art täglich zu; die Neger weigerten sich, als Lastträger zu dienen, und die Hälfte der Europäer war mehr oder weniger erkrankt. Als er zweihundertachtzig Meilen von der Küste aus zurückgelegt, sah Tuckey sich gezwungen, umzukehren. Schon hatte die Regenzeit begonnen. Die Anzahl der Kranken wuchs immer mehr an. Der über das klägliche Resultat seiner Fahrt betrübte Befehlshaber wurde nun ebenfalls vom Fieber ergriffen und kehrte nur an Bord zurück, um daselbst am 4. October 1816 zu sterben.
Das einzige Ergebniß dieses verunglückten Versuches bestand also in einer genauen Aufnahme des Zaïre und einer Berichtigung der Küstenformation daselbst, welche bisher nur sehr fehlerhaft verzeichnet war.
Unweit der Stelle, wo etwas später Clapperton landen sollte, an der Goldküste nämlich, war 1807 ein tapferes, aber wildes Volk erschienen. Die Aschantis, von denen man nicht weiß, wo sie herkamen, hatten die Fanties überfallen und nach schrecklichen Schlächtereien in den Jahren 1811 bis 1816 ihre Herrschaft auf dem ganzen Gebiete zwischen den Kong-Bergen und dem Meere begründet. Natürlich hatten die Beziehungen der Fanties zu den Engländern, welche einzelne Handels-Etablissements, Comptoire und Factoreien an der Küste besaßen, dadurch eine merkliche Störung erlitten.
Vorzüglich 1816 veranlaßte der König der Aschantis durch Verheerung des Landes der Fanties, in welchem jene errichtet waren, eine wirkliche Hungersnoth in den britischen Forts. Der Gouverneur von Cape Coast wandte sich deshalb auch an seine Regierung mit dem Gesuche, an den barbarischen, wilden Sieger eine Gesandtschaft abzuschicken. Der Ueberbringer dieser Depesche war Thomas Eduard Bowdich, ein junger Mann, der, von unwiderstehlicher Reiselust getrieben, das väterliche Joch abgeschüttelt, dem Handel, seinem ursprünglichen Berufe, entsagt und, nachdem er sich gegen den Willen seiner Familie verheiratet, eine bescheidene Stellung in Cape Coast, wo sein Oheim Vicegouverneur war, angenommen hatte.
Unter Zustimmung zu dem Vorschlage des Gouverneurs von Cape Coast, schickte der Minister Bowdich sofort zurück und betraute diesen selbst mit der Gesandtschaft. Der Gouverneur ernannte jedoch, unter dem Vorwande der zu großen Jugend des Letzteren, zum Anführer der Mission einen Mann, der ihm durch seine langjährige Erfahrung, seine Kenntniß des Landes und der Volkssitten weit geeigneter zur Ausführung dieses wichtigen Vorhabens erschien. Die Zukunft sollte ihm freilich Unrecht geben. Bowdich, welcher der Expedition zugetheilt wurde, übernahm den wissenschaftlichen Theil und besorgte vorzüglich die Beobachtungen der geographischen Länge und Breite.
Frederic James und Bowdich verließen das englische Etablissement am 22 August 1817 und gelangten nach Coumassie, der Hauptstadt der Aschantis, ohne andere Hindernisse, als den bösen Willen der Gepäckträger. Die Verhandlungen, welche den Abschluß einer Art Handelsvertrags und die Eröffnung einer Straße zwischen der Küste und Coumassie bezweckten, wurden mit gewissem Erfolge nur von Bowdich geführt, da James alle Initiative und Festigkeit abging. Die Maßnahmen Bowdich’s fanden so
Weitere Kostenlose Bücher