Der Triumph des 19. Jahrhunderts
und sein Herausgeber sich über die Bedeutung ihrer eigenen Angaben getäuscht hatten. Endlich sind seine Züge durch Auranitis, selbst nach denen Seetzen’s, allseitig reich an geographischen und archäologischen Nachrichten, welche den heutigen Zustand des Landes kennen lehren und helle Streiflichter auf die vergleichende Geographie aller Epochen werfen.
Im Jahre 1812 verließ Burkhardt Damaskus, besuchte das Todte Meer, das Thal von Acaba und den alten Hafen Aziongaber, lauter Gegenden, welche heutzutage ganze Gesellschaften von Engländern, den Murray, Cook oder Bädeker in der Hand, durchstreifen, in die man sich aber damals nur mit Lebensgefahr wagen durfte In einem Seitenthale entdeckte der Reisende die umfänglichen Ruinen von Peträa, der alten Hauptstadt des Steinichten Arabiens, wieder.
Gegen Ende des Jahres befand sich Burkhardt in Kairo. Es schien ihm nicht an der Zeit, sich der eben nach Fezzan ziehenden Karawane anzuschließen. Dagegen zog es ihn weit mehr nach Nubien als dem für Geschichtsschreiber, Geographen und Archäologen weit merkwürdigeren Lande. Seit dem Portugiesen Alvares war diese Wiege der egyptischen Cultur nur von den Franzosen Poncet und Lenoir Duroule, gegen Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts, besucht worden, ferner von Bruce, dessen Bericht so vielfach angezweifelt worden ist, und endlich von Norden, der aber über Derr nicht hinauskam.
Im Jahre 1813 durchforschte Burkhardt das eigentliche Nubien, das Gebiet von Kennour und Mohaß. Dieser Ausflug kostete ihm nur zweiundvierzig Francs, freilich eine bescheidene Summe im Vergleiche zu dem Aufwand, den jetzt die kürzesten Reisen in Afrika verursachen. Burkhardt wußte sich aber auch als Mahlzeit mit einer Handvoll Durrah (Hirse) zu begnügen, und seine ganze Begleitung bestand aus zwei Dromedaren.
Gleichzeitig mit ihm durchstreiften das Land zwei Engländer, die Herren Leph und Swelt, die ihren Weg mit Gold und Geschenken bestreuten und ihren Nachfolgern alle späteren Unternehmungen wesentlich vertheuerten.
Burkhardt überschritt die Katarakten des Nils.
»Unsern von hier, heißt es in dem Berichte, nahe einer Ortschaft mit Namen Djebel Lamule, haben die arabischen Führer die Gewohnheit, von dem, den sie geleiten, eine Extrabelohnung zu beanspruchen. Sie verfahren dabei wie folgt: sie machen Halt, steigen zur Erde herab und errichten aus Sand und Kieselsteinen einen kleinen Haufen, ähnlich dem, den die Nubier auf den Gräbern anzubringen pflegen, das nennen sie »das Grab des Reisenden herstellen«. An diese Demonstration schließt sich eine ziemlich ungestüme Forderung. Als Burkhardt seinen Führer diese Arbeit vornehmen sah, that er ganz ruhig das Gleiche. Dann wendete er sich an jenen mit den Worten: »Hier ist auch Dein Grab und da wir Brüder sind, ist es nicht mehr als billig, daß wir zusammen unter die Erde gebracht werden!« Der Araber mußte unwillkürlich lachen; dann zerstörte man gegenseitig die unheimlichen kleinen Hügel und bestieg in ungestörter Freundschaft die Kameele wieder. Der Araber citirte einen Vers aus dem Koran, welcher sagt: »Kein Sterblicher weiß, wo ihm einst seine Ruhestätte gegraben wird.«
Burkhardt wäre auch gerne nach Dongolah vorgedrungen, er mußte sich aber damit begnügen, verschiedene, übrigens sehr interessante Mittheilungen über das Land und über die Mameluken zu sammeln, die sich nach dem Blutbade jener mächtigen Miliz, der Arnauten, damals die Werkzeuge des Paschas von Egypten, geflüchtet hatten.
Ruinen von Tempeln und alten Städten veranlaßten den Reisenden, wiederholt Halt zu machen; unter diesen gab es keine merkwürdigeren, als die von Ibsambul.
»Vor dem Tempel, so lautet sein Bericht, der unmittelbar am Ufer des Stromes (des Nils) liegt, stehen sechs kolossale Figuren, die vom Boden bis zu den Knieen sechseinhalb Fuß messen; sie stellen Isis und Osiris in verschiedenen Lagen vor… Alle Mauern und Säulenköpfe sind mit Malereien oder hieroglyphischen Skulpturen bedeckt, aus deren Styl Burkhardt auf ein sehr hohes Alter derselben schließt. Alles ist aus dem natürlichen Felsen gemeißelt. Die Gesichter scheinen gelb, die Haare der Figuren schwarz gefärbt zu sein. Gegen zweihundert Yards von diesem Tempel entfernt, findet man die Reste eines noch riesigeren Monuments; es besteht aus vier ungeheuren, fast ganz im Sande vergrabenen Figuren, so daß man nicht unterscheiden kann, ob diese eine stehende oder sitzende Lage haben…«
Wozu sollen wir
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