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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durchstreifen. Von Suakim aus hoffte er sich nach Mekka einschiffen zu können, wo er von den Hadjis für seine weiteren Projecte eine wirksame Unterstützung erwartete.
    »Die Hadjis, sagt er, bilden eine geschlossene Körperschaft, und Niemand wagt, ein Mitglied derselben anzugreifen, aus Furcht, sich der Rache aller Uebrigen auszusetzen.«
    Die Karawane, der sich Burkhardt anschloß, bestand aus hundertfünfzig Kaufleuten und dreihundert Sklaven. Zweihundert Kameele trugen schwere Lasten Tabak und »Dammur«, das ist ein in Sennaar fabricirter Stoff.
    Das erste, unserem Reisenden in die Augen fallende interessantere Object war der Atbara, dessen mit großen Bäumen bedeckte Ufer nach einem Zug durch verlassene Wüsten einen erquickenden Anblick gewährten.
    Dem Laufe des Flusses folgte man nun bis zu dem fruchtbaren Bezirke von Taka. Die weiße Haut des Scheich Ibrahim – wir wissen, daß Burkhardt sich diesen Namen beigelegt hatte – entlockte in den meisten Dörfern der weiblichen Bewohnerschaft, welche Araber viel seltener zu Gesicht bekamen, gar manchen Schreckensschrei.
    »Eines Tages, erzählt der Reisende, erklärte mir ein Landmädchen, der ich Zwiebeln abgekauft hatte, sie werde mir noch mehr geben, wenn ich ihr meinen entblößten Kopf zeige. Ich verlangte dafür acht Stück, die sie mir sofort einhändigte. Als sie aber, nachdem ich den Turban abgenommen, einen ganz weißen, glatt geschorenen Schädel sah, wich sie voller Entsetzen zurück und erwiderte auf meine im Scherz gestellte Frage, ob sie sich einen Mann mit solchem Kopfe wünschte, unter allen Zeichen des Abscheus, daß sie lieber den häßlichsten, von Darfur hergeschleppten Sklaven wählen würde.«
    Kurz vor Goz Radjel bemerkte Burkhardt ein Bauwerk, das man ihm als Kirche oder Tempel bezeichnete, denn das Wort hat diese zwei Bedeutungen. Er ging schon darauf zu, als ihn seine Gefährten zurückriefen.
    »Die ganze Umgebung steckt voller Räuber; Du kannst keine hundert Schritte gehen, ohne angefallen zu werden!«
    War jenes nun ein egyptischer Tempel oder vielleicht ein aus der axumitischen Herrschaft herrührendes Bauwerk? Darüber vermochte der Reisende keine Gewißheit zu erlangen.
    Die Karawane kam endlich nach dem Lande Taka oder El Gasch, eine große, im Juni und Juli von austretenden kleinen Flüssen überschwemmte Ebene, welche durch den abgesetzten Schlamm ungemein fruchtbar wird. So steht auch der hier gewachsene und in Djedda zu Markte gebrachte Durrah im Preise um zwanzig Percent höher als die egyptische Hirse.
    Die Bewohner, Hadendoas genannt, sind verrätherisch, diebisch, blutdürstig, und ihre Weiber fast ebenso sittenlos wie die Frauen von Schendy und Berber.
    Will man von Taka aus nach Suakim und dem Ufer des Rothen Meeres gehen, so muß man eine Kette von Kalkbergen übersteigen, in der man Granit nur bei Schinterab findet. Der Weg über die Gebirge bietet übrigens keine besonderen Schwierigkeiten. Der Reisende gelangte auch ohne Unfall am 26. Mai nach Suakim.
    Burkhardt sollte aber noch keineswegs aller Mühsal enthoben sein. Der Emir und der Aga hatten sich verständigt, ihn zu berauben, und er sah sich schon einer Behandlung wie der geringste Sklave ausgesetzt, als der Anblick der Fermans, die er von Mehemed Ali und Ibrahim Pascha besaß, die Scene vollkommen veränderte. Statt in’s Gefängniß zu wandern, wovon er bedroht war, wurde der Reisende nun zu dem Hause des Aga geführt, der ihm Wohnung geben und eine junge Sklavin zum Geschenk machen wollte.
    »Diese zwanzig bis zweiundzwanzig Tage dauernde Fahrt zwischen dem Nil und dem Rothen Meere war die erste, welche ein Europäer ausgeführt hat. Ihr verdankte das Abendland die erste verläßliche Kunde über die theils nomadisirenden, theils seßhaften Völkerstämme jener Gegend. Burkhardt’s Beobachtungen sind von bleibendem Interesse, so daß es kaum eine lehrreichere und gleichzeitig ansprechendere Lectüre geben dürfte.«
    Burkhardt ging am 7. Juli an Bord eines einheimischen Schiffes und erreichte nach elf Tagen Djeddah, das den Hafen Mekkas bildete.
    Djeddah ist am Ufer des Meeres erbaut und mit Mauern umgeben, welche, wenn auch gegen Artillerie ohnmächtig, doch hinreichen mögen, die Stadt gegen die Wahabiter zu vertheidigen. Die Letzteren, die sogenannten »Puritaner des Islam«, bilden eine Dissidentensecte, deren Hauptaufgabe in der Zurückführung der mohammedanischen Religion zu ihrer ursprünglichen Einfachheit besteht.
    »Eine Batterie, sagt

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