Der Tschernobyl Virus
seinen Rucksack, »je eher wir dort sind, desto früher können wir einen neuen Versuch starten.«
In diesem Moment stürzte das brennende Gebäude in sich zusammen. Ein ohrenbetäubender Lärm ließ alle Gespräche verstummen. Alle starrten auf die Ruine des Hauses, das in diesem Moment eine riesige Staubwolke herausspuckte. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Wolke die Gruppe erreicht. Alle hielten sich den Ärmel vor die Nase, Marie legte schnell ein Taschentuch über Sams Gesicht. Schnell zogen sie sich noch weiter weg vom Haus bis hin zum Jahrmarkt, wobei Koch und Kempe den verletzten Sam mit sich schleiften. Dort ließen sie sich erneut nieder und atmeten erst einmal tief durch. Dann nahm Marie das Gespräch von vorher wieder auf, »Du willst heute noch mal raus?«
»Ich will diese Bastarde kriegen«, Kempe nickte heftig, »vielleicht bekommen wir sie nachts besser.«
Joanne nickte zustimmend, »Das waren Katzen, die sind auch nachts aktiv, und ihre Augen«, sie schüttelte angewidert den Kopf, »diese Tiere sind hauptsächlich nachtaktiv, würde ich sagen.«
»Und warum haben die uns am helllichten Tag angegriffen?« Koch ließ die Zigarette fallen und drückte sie mit seinem schweren Springerstiefel aus.
»Das siehst du falsch«, Joanne nickte zum brennenden Haus hin, »wir sind in ihr Revier eingedrungen. Vielleicht haben die gerade geschlafen, und vielleicht ist das ihr, na ja, nennen wir es mal Nest. Und jetzt kommen wir einfach da rein und fackeln alles nieder. Sie fühlten sich bedroht. Nicht die waren die Angreifer, sondern wir. Sie haben nur ihr Revier, und vielleicht auch ihre Familien, beschützt.«
»Jetzt tun mir diese Bastarde aber leid«, Kempe spuckte verächtlich auf den Boden, »sag bloß, du willst jetzt unsere Mission in Frage stellen? Hegst du jetzt etwa Sympathien für die Viecher? Hast du vergessen, dass die…die Dinger da«, sein Ton wurde lauter und aggressiver, er zeigte mit dem Zeigefinger auf das Haus, »dass diese Kätzchen für den Tod was weiß ich wie vieler Menschen verantwortlich sind?«
»Sind sie das?« Ming Shu klinkte sich in die Diskussion ein.
»Wie..was…was meinst du?« Kempe war verwirrt.
»Der Virus, der die Katzen in sich tragen, der tötet Menschen. Nicht die Katzen selbst.«
»Das sind keine Katzen, das sind Monster.« Kempe ließ sich nicht beruhigen.
»Du warst in Berlin doch selbst dabei. Das sind Mutationen. Diese Tiere können doch gar nichts dafür, dass sie so aussehen. Ganz im Gegenteil. Wir haben diese Monster, wie du sie nennst, doch selbst erschaffen. Das kommt durch die Strahlung, die von uns Menschen verursacht wurde. Also, mach nicht diese Tiere dafür verantwortlich, sondern die Kraftwerksbetreiber.« Ming Shu macht auf dem Absatz kehrt und ließ den sprachlosen Kempe links liegen.
Koch und Lehman gaben ihre Rucksäcke weiter und nahmen Sam in ihre Mitte. Gemeinsam trugen sie ihn, während sich der gesamte Tross auf den Weg ins Hotel machte.
Dort angekommen brachten sie Sam in sein Zimmer und legten den immer noch bewusstlosen Mann auf sein Bett. Dann gingen Koch und Lehman wieder zu den anderen, die in der Zwischenzeit mehrere Tische zusammengestellt und eine große Karte von Prypjat darauf ausgebreitet hatten. Sie standen alle um die Karte. Jeder hielt eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand. Als Anastasia die beiden die Treppe runterkommen sah, ging sie zur Maschine und schenkte den beiden jeweils eine Tasse ein.
»Wie geht es Sam?« Kempe sah sehr besorgt aus.
»Er ist noch immer bewusstlos«, Koch nahm einen tiefen Schluck, »ist auch besser so, sonst wären die Schmerzen wohl auch nicht auszuhalten. Wann holen sie ihn ab und bringen ihn ins Krankenhaus?«
»Gar nicht«, Kempe spuckte diese Worte förmlich aus, »die sagen, er sei eine zu große Gefahr für das ganze Lager.«
»Seit wann sind Verbrennungen ansteckend?« Koch war wütend.
»Moroz sagte, die Gefahr sei zu groß, dass er von einem Tier infiziert worden ist«, Heip klang nicht weniger wütend, »dann wäre innerhalb kürzester Zeit das ganze Lager krank, hatte er gemeint.«
»Das ist doch Unsinn«, Koch konnte sich nicht mehr beruhigen, »das Vieh war fast tot, als es die Treppe runterfiel. Es hat Sam nur gestreift. Die wollen uns hier verrecken lassen«, er schrie jetzt ziellos in die Gruppe, »das ist es. Dieser…dieser Moroz, der wollte uns nicht hier haben. Jetzt schickt er uns hier in die Hölle und wir verrecken.«
Anastasia versuchte,
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