Der Tschernobyl Virus
als suche sie nach Unterstützung für ihren Standpunkt, doch alle nickte ernst, »Basti hat Recht, Joanne«, Koch sah traurig aus, »nichts liegt mir ferner, als Tiere zu töten, aber hier geht es um viele Menschenleben. Wir haben wirklich keine Wahl.«
Joanne nickte schließlich auch, sagte aber nichts mehr.
»Wichtig ist vor allem«, Heip fuhr fort, »das wir unser Tier, ich nenne das mal so, betäuben, bevor es einen von uns kratzen kann. Und das wird der schwierigste Teil, da alle Viecher wohl ziemlich wild durch die Gegend rennen werden. Da ich den Betäubungsschuss loslassen werde, müsst ihr mich decken. Wir werden von hier«, er zeigte auf den Haupteingang des Bürgerhauses, »in das Haus gehen und Raum für Raum durchsuchen. Wir müssen immer beieinander bleiben.«
»Und was ist mit Sam?«, Ming Shu zeigte auf die Treppe, die nach oben führte, »wir können ihn hier nicht alleine lassen.«
»Nein, du, Marie und Joanne, ihr werdet hier bleiben und auf ihn aufpassen.«
»Ich komme mit«, widersprach Joanne.
»Das ist zu gefährlich«, Heip schüttelte den Kopf, »außerdem muss der Trupp so klein wie möglich sein, umso flexibler können wir agieren und entkommen.«
»Aber ich bin Tierärztin, ich kann das Verhalten der Tiere am ehesten deuten, wenn sich die Situation zuspitzt. Und außerdem, ich weiß mich schon zu wehren, ich habe fünf Brüder und bin die Jüngste.«
Heip sah in die Runde, die anderen nickten.
»OK, du kommst mit«, dann sah er noch einmal ernst in die Runde, »jetzt wird es ernst, wir haben nur diese eine Chance. Entweder, wir kriegen heute unsere Probe, oder…«, er zögerte.
»Oder was? « Marie schluckte.
»Das will hier keiner wissen, oder?« Heips Ton war sehr eindringlich.
Kapitel 35
Koch fühlte die Anspannung in sich. In den nächsten Minuten würde sich alles entscheiden. Sie standen wieder mitten auf dem Rummel. Überall auf den Fahrgeschäften und den Hütten lag eine Staubschicht von dem eingestürzten Haus. Auch die Blätter der Bäume waren mit einer Staubschicht bedeckt. Er musste unwillkürlich an die Ereignisse vom Vortag denken; der Anblick der großen Reißzähne dieser Bestien hatte sich in Kochs Gedächtnis gebrannt. Er dachte daran, was zuhause jetzt los war, wie ging es Ana, was war mit Nina? Waren sie noch gesund? Wie gut war die Quarantäne? Er musste daran denken, wie er noch keine zwei Wochen zuvor gemütlich im Urlaub zuhause gesessen hatte, und sein Leben noch in Ordnung gewesen war. Er hatte an nichts wirklich Schlimmes gedacht, als der Anruf kam, dass er in die Klinik kommen sollte. Wie schlimm das alles war, daran hatte er nicht im Traum gedacht. Aber jetzt musste er diese Gedanken loswerden. Er schüttelte seinen Kopf, als ob er ihn dadurch freimachen könne. Kempe sah das und stupste ihn an, »Was ist los, Mann?«
»Ach nichts«, Koch schaute sich um, »ich musste nur gerade an zuhause denken.«
»Lass das«, Kempe blickte ihn ernst an, »das hilft hier nichts. Du kannst Ana am besten helfen, wenn du deinen Job hier erledigst.«
»Das weiß ich«, Koch nickte, »es ist nur schwer. Ich meine, ich weiß noch nicht einmal, wie es…«, ein Geräusch ließ ihn erstarren. Es war ein Schuss, der durch das Gelände krachte. Koch und Kempe sahen in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Heip hielt die Pistole noch im Anschlag und zielte in Richtung der Bäume. Auch Lehman und Joanne schienen auf etwas zu zielen. Heip drehte seinen Kopf leicht zu Koch und Kempe, »Wenn ihr euer Kaffeekränzchen beendet habt«, rief er den beiden zu, »dann würdet ihr bitte so freundlich sein und uns Gesellschaft leisten.«
Der Ton war keineswegs so freundlich wie die Wortwahl. Koch und Kempe zogen auch ihre Waffen und rannten zu Heip. Als sie dort angekommen waren, zeigte Heip mit dem linken Zeigefinger in die Richtung, in die er geschossen hatte, »Dort habe ich eines dieser Viecher gesehen. Es schien alleine gewesen zu sein, da musste ich die Möglichkeit nutzen. Ich habe es getroffen, aber es humpelte weiter. Ich rufe jetzt Moroz an, und sage ihm, dass wir eines haben. Sobald er dann einen Jeep schickt, nehmen wir uns den Jeep und das Vieh, holen die anderen ab und hauen ab.« Heip nahm das Satellitentelefon aus seinem Rucksack und rief Moroz an, während die anderen mit schussbereiten Pistolen die Gegend sicherten. Heip sprach kurz in das Telefon, beendete das Gespräch und steckte das Telefon wieder in den Rucksack. Dann schulterte er
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