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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Weise aufklären. Aber er schüttelte den Kopf. Ich wußte, daß er alt war: Jetzt sah er zum erstenmal auch so aus. Er war ein Greis, dessen Lebenskraft zum großen Teil nur noch aus Zorn und Haß bestand.
    »Ich habe Euren Beauftragten nicht auf dem Gewissen, und ich wollte niemals Euren Tod«, sagte er kaum hörbar. »Ich hielt Euch für einen Handlanger von ... Ich wollte Euch nur einen Denkzettel geben; Euch ein wenig Angst einjagen, damit Ihr uns in Ruhe laßt. Die Dinge sind mir offensichtlich entglitten.«
    »Für wessen Handlanger hieltet Ihr mich?« fragte ich, aber er schüttelte nur nochmals den Kopf.
    »Geht jetzt«, sagte er. »Die Stunde dürfte schon beinahe vorüber sein. Kommt morgen wieder.«
    »Aber nein!« rief ich. »Ich habe nicht mehr viel Zeit, um den Fall aufzuklären. Sagt mir wenigstens den Namen des Mörders.«
    »Nein«, sagte er fest. »Er ist die einzige Garantie, daß Ihr mir helfen werdet, meine Freunde zu befreien.«
    »Euch helfen? Aber ich brauche doch Eure Hilfe!« stieß ich unwillkürlich hervor. Das hatte ich nicht sagen wollen. Ich biß mir auf die Zunge, aber er reagierte nicht darauf.
    »Geht«, sagte er und bedeckte die Augen mit einer Hand. »Wenn meine Freunde vor mir stehen, erfahrt Ihr den Namen.«
    Ich wußte, daß ich ihn nicht dazu veranlassen konnte, gegen seinen Willen zu reden. Ein Gedanke stieg in mir auf, und ich hörte mich garstig sagen, noch bevor ich meine Worte aufhalten konnte: »Vielleicht brauche ich nur abzuwarten, was die Folter der Männer ergibt, die man vorgestern verhaftet hat.«
    Er murmelte, ohne die Augen zu öffnen:
    »Sie wissen den Namen nicht. Ich wußte ihn ebenfalls nicht – ich wußte noch nicht einmal, worauf Ihr aus wart, bis Ihr es mir vorhin sagtet.« Jetzt öffnete er doch die Augen und sah mich wieder an.
    »Ihr könnt natürlich mich verhaften lassen, aber ich schwöre Euch, daß Ihr auch unter der Folter nichts aus mir herausbringen werdet.« Seine Stimme war hart, und ich musterte ihn und wußte, wenn ich ihm nichts glauben konnte, so doch dies.
    In meinem Rücken hörte ich die Tür, und ich drehte mich um und sah Konrad ins Zimmer treten.
    »Die Stunde ist fast um, Johannes«, sagte er besorgt. Dann sah ich, wie sich sein Gesicht vor Schreck verzog. »Was ist los mir dir?« rief er.
    Reckel winkte ab.
    »Es ist schon in Ordnung«, beschwichtigte er müde. »Begleite ihn hinaus.«
    Ich fuhr herum und sagte beschwörend: »Den Namen! Ich bitte Euch, Herr Reckel. Sagt mir den Namen jetzt. Ich schwöre Euch, daß ich versuchen werde, Eure Männer zu befreien.«
    »Nein.« Er stand auf und ging um den Tisch herum, um das Zimmer zu verlassen, und ich spürte, wie sich Konrad mir von hinten näherte und mich grob am Arm packte. Ich sprang ebenfalls auf, stieß den jungen Mann zurück und rief: »Was ist, wenn Ihr in der Zwischenzeit flüchtet !?«
    Er sagte ohne die geringste Spur von Ironie und ohne stehenzubleiben: »Ich schwöre Euch, daß ich versuchen werden, es nicht zu tun.« Ich fühlte, wie mir der Schweiß am ganzen Körper ausbrach. Ich durfte ihn nicht gehen lassen. Ich durfte ihn nicht zum Nachdenken kommen lassen. Ich durfte
    – mir meine einzige Chance nicht entgehen lassen!
    »Ich kann in einer halben Stunde wieder hier sein mit einem ganzen Trupp Wappner! « rief ich, nur um ihn aufzuhalten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Konrad erstarrte. Reckel blieb stehen, aber er drehte sich nicht um.
    »Ihr wißt, daß es keinen Sinn machen würde. Auch wenn Ihr meiner habhaft werdet – Ihr werdet nichts von mir erfahren.« Er setzte sich wieder in Bewegung und trat zur Tür.
    »Vielleicht lügt Ihr mich nur an, und Ihr wißt den Namen gar nicht!« schrie ich. Jetzt drehte er sich doch um. Ich sah, daß sein Gesicht noch immer totenbleich war.
    »Vielleicht habt Ihr mich auch nur angelogen«, sagte er. »Wir müssen uns eben vertrauen; ich Euch und Ihr mir. Für mich hängt das Leben meiner Freunde davon ab. Was für Euch davon abhängt, müßt Ihr selbst entscheiden.«
    »Vertrauen?« kreischte ich. »Euch vertrauen? Ich vertraue noch nicht einmal meinen eigenen Leuten.«
    »Ja«, sagte er und verschwand durch die Tür. »Das dachte ich mir bereits.«
    Ich fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen, während ich hinüber zur Altstadt schritt, um meinen Knecht davon abzuhalten, die Wappner zu alarmieren. Mein Herz schlug so schmerzhaft, daß ich seine Schläge bis in meine Schläfen zu spüren glaubte. Ich ging schneller und

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