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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gattin?«
    »Nein; sie ist Agnes Leutgeb, die Frau von Wolf gang Leutgeb.«
    »Wie kommen sie und ihr Mann ins Spiel?«
    »Ich bin nicht das erstemal zurück in Landshut«, erklärte er zu meiner Überraschung. »Sie haben mir und meinen Freunden jedesmal Zuflucht gewährt. Wolfgang Leutgeb verzehrt sich in Selbstvorwürfen, weil sein Großvater nie einen Finger krumm machte, um die Familie seines Bruders Christian zu finden und ihr zu helfen.«
    »Habt Ihr nach ihnen gesucht?«
    »Als ich dazu in der Lage war, war jede Spur verloschen«, antwortete er so endgültig, daß ich wußte, ich würde nicht mehr darüber erfahren. Ich atmete tief ein und aus. Ich hatte mit einemmal Kopfschmerzen.
    »Niemand hat mir die Geschichte erzählt«, sagte ich schließlich.
    »Verständlich«, erwiderte Reckel. »Wer es überlebt hatte, versuchte es schnellstens zu vergessen; und kein Chronist des Herzogs war scharf darauf, die näheren Umstände genau zu skizzieren.«
    »Aber nicht alle haben es vergessen«, begehrte ich auf. »Die Ratsversammlung konnte letztens nur mit Mühe davon überzeugt werden, der Prinzessin die Tore aufzumachen. Glaubt Ihr nicht daran, daß das eine späte Vergeltung darstellt?«
    »Vergeltung?« schnaubte er. »Von wem? Keiner im Rat hat das Morden miterlebt; was sollte es sie kümmern, was vor sechzig Jahren geschehen ist. Und wozu auch? Die Stadt und ihre Bürger haben all ihre Rechte wieder, und das Blut, das an Heinrichs Händen klebte, haben er und sein fetter Sohn Ludwig mit Wein und Bier wieder abgewaschen.«
    »Dann seid Ihr der einzige weit und breit, der es nicht vergessen hat«, sagte ich.
    »So ist es. Ich habe es nicht vergessen.«
    Er sah mich noch immer unverwandt an und ließ den Satz einwirken. Er mußte wissen, daß er meine nächste Aussage damit geradezu herausforderte; ich kam mir beinahe lächerlich vor, sie auszusprechen.
    »Dann ist es nur logisch, Euch des Mordes an der polnischen Gräfin zu verdächtigen.«
    Er lächelte, ohne daß seine Lippen sich nennenswert verzogen.
    »So dumm seid Ihr doch nicht, das weiterhin anzunehmen«, erklärte er.
    »Und weshalb nicht? Ist es denn nicht Euer Ziel, an Herzog Ludwig Rache zu nehmen?«
    »Mein Ziel hat mit Rache nicht das geringste zu tun«, sagte er hart. »Glaubt Ihr nicht, daß ich in sechzig Jahren genügend Zeit gehabt hätte, in irgendeiner Weise Vergeltung zu üben? Ich bin ein reicher Mann, Herr Bernward, und ich war schon wohlhabend, als Herzog Heinrich noch am Leben war. Ich hätte leicht ein paar Mörder dingen können, die ihm auflauerten: ihm selbst, damals, und nicht heute seinem mittlerweile todkranken Sohn oder seinem aufgeblasenen Enkel. Warum hätte ich Euch die ganze Geschichte des Aufstandes erzählen sollen, wenn ich der von Euch gesuchte Mörder wäre?«
    »Weil ich Euch in der Hand habe.«
    Jetzt lächelte er wirklich.
    »Nicht halb so fest, wie Ihr gerne möchtet. Erinnert Ihr Euch? Mein Vater war Baumeister. In den zwei Jahren zwischen dem ersten Vergeltungsakt des Herzogs und dem Aufstand baute er einen Verbindungsgang zwischen unserem und Christian Leutgebs Haus. Er verläuft zwischen den Mauern der Hinterhöfe und der Stadtmauer, und auf halber Strecke ist ein unauffälliges Dach angebracht, unter dem die Stadtmauer so weit ausgehöhlt wurde, daß ein paar starke Pickelschläge ein Loch hineinbrechen können, groß genug, um ins Freie und zur Isar zu gelangen. Eine kurze Strecke zu einem von Gott geschaffenen Fluchtweg. Wenn sie am Karfreitag nicht so überrumpelt worden wären, hätten fast alle fliehen können. Was denkt Ihr wohl, wie Heinrich Eberlein und ich entkommen sind?«
    Ich kniff die Augen zusammen; er konnte versuchen, mich in die Irre zu führen, aber ich glaubte es nicht. Ich glaubte, daß er die Wahrheit sprach. Ich war noch nicht einmal sonderlich überrascht darüber.
    »Warum habt Ihr Euch dann auf meine... Erpressung eingelassen?«
    »Mit Eurem ersten Ultimatum habt Ihr mich überrascht. Eine halbe Stunde Zeit wäre zuwenig gewesen, um flüchten zu können. Nur zu diesem Zeitpunkt hattet Ihr wirklich Macht über uns. Die Stunde, die wir hier nun fast verplaudert haben – Euer zweites Ultimatum – hätte uns dagegen leicht gereicht, uns alle abzusetzen.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum Ihr noch hier seid.«
    »Weil ich unschuldig bin«, sagte er großartig und hob die Hände. Er übertrieb zu stark.
    »Hört mir auf damit«, rief ich ungehalten.
    »Also gut«, sagte er gelassen. »Der

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