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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wahre Grund ist, daß ich mit Euch ein Geschäft machen will.«
    »Ein Geschäft?«
    »Ja. Ich möchte, daß Ihr meine Freunde aus dem Kerker befreit.«
    »Das ist ja lächerlich«, prustete ich. »Was würdet Ihr mir denn dafür bieten?«
    »Den Mörder«, sagte er. »Ich kenne ihn.«

10
    » W er ist es?« keuchte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Seid Ihr verrückt? Befreit meine Männer, dann reden wir weiter.«
    »Wie soll ich das anstellen, zum Teufel?« brauste ich auf.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ihr habt doch Verbindungen zu den Stadtbehörden. Wie sonst hätte man ausgerechnet Euch damit beauftragt, den Fall aufzuklären?«
    Ich holte Atem, aber ich blieb stumm. Wie hätte ich ihm erklären sollen, was Hanns Altdorfer dazu bewogen hatte, dem Kanzler meinen Namen zu nennen?
    Ich schloß den Mund wieder, und er sagte: »Seht Ihr?«
    »Wenn Ihr mir den Namen nicht nennt, ist das geradeso, als hättet Ihr den Mord selbst begangen«, sagte ich. Er lachte amüsiert.
    »Hört schon auf«, erwiderte er. »Das ist unter Eurer Würde.«
    »Doch«, beharrte ich. »Ihr seid verantwortlich für alles Unheil, das aus dieser Tat entstehen wird.«
    So plötzlich, daß ich erschrak, fuhr er aus seinem Stuhl hoch und beugte sich weit über den Tisch zu mir herüber. Er packte mich vorne am Mantel und zog mich zu sich heran.
    »Für nichts bin ich verantwortlich; außer für die Sicherheit meiner Freunde«, flüsterte er heiser. »Denkt einmal an Eure eigenen Verantwortlichkeiten. Habt Ihr mir nicht gesagt, man hätte Euren Spitzel umgebracht? Habt Ihr ihn denn nicht in den Tod gesandt?«
    Ich gewann meine Fassung wieder; zuerst hatte ich ihm nur erschrocken ins Gesicht gestarrt. Ich packte ihn am Handgelenk und zerrte seine Hand von mir weg.
    »Gut, reden wir davon«, knurrte ich, ohne seine Hand loszulassen. »Wie ist es mit den Leuten, die Ihr mir auf den Hals gehetzt habt, um mich zu beseitigen? Einer starb vor meinen Augen: Wer ist für seinen Tod verantwortlich?«
    Ich hatte einen schlechten Geschmack im Mund, trotz des Zorns, der nach dem Schreck in mir hochgekocht war. Wir konnten hier tagelang sitzen und uns die gegenseitigen Verantwortlichkeiten vorrechnen, ohne etwas zu erreichen. Ich sah ihm trotzig ins Gesicht und erschrak aufs neue: Die Röte in seinem Gesicht wich einer unheilverkündenden Blässe, und zum erstenmal zeigten die hellen Augen unter seinen dichten Brauen einen anderen Ausdruck als den des Zorns: sie füllten sich plötzlich mit den Tränen, die all seine schmerzvolle Erinnerung nicht hatte hervorrufen können.
    Er stützte sich noch immer mit der einen Hand auf die Tischplatte, während die andere in meinem Griff war. Ich spürte, wie sie leblos wurde; ich lockerte den Griff, und er ließ sich langsam wieder zurücksinken.
    »Ihr habt einen meiner Freunde ... umgebracht?« flüsterte er.
    »Die Wappner«, sagte ich sanfter als beabsichtigt. »Er stach auf den Stadtkämmerer ein und drohte danach mit dem Messer gegen die Stadtknechte.«
    »Mein Gott«, sagte er und schloß die Augen. »Das habe ich noch gar nicht gewußt. Konrad und seine Gruppe kamen nicht nahe genug an die Wappner heran, die Euch zu Hilfe geeilt waren, um alles erkennen zu können.«
    »Die beiden Überlebenden sitzen im Kerker von Burghausen«, fuhr ich fort. Ich dachte: Jetzt hast du ihn endlich da, wo du ihn haben wolltest. Gib ihm den Rest. Ich betrachtete den alten Mann, der mir völlig erschüttert gegenüber saß und dem das Wasser in den Augen stand.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht ebenfalls bereits tot sind«, zwang ich mich zu sagen. »Man hat sie mit Sicherheit gefoltert; warum glaubt Ihr, haben die Wappner Euch in diesem Haus ausfindig gemacht und noch weitere Männer verhaftet?«
    Als ich die Folter erwähnte, zuckte er nochmals zusammen. Eine Träne trat über den Rand seines Lides und rann über seine faltige Wange nach unten. Er hob den Blick und sah mich an.
    »Ich dachte, Ihr hättet...«, murmelte er.
    »Euch die Wappner auf den Pelz geschickt? Ich wußte noch nicht einmal, daß Ihr mit alldem zu tun hattet; ich hielt Euch für Wolf gang Leutgeb, richtig?«
    »Warum habt Ihr mich dann aufgesucht?«
    »Weil ich annahm, Ihr hättet meinen Spitzel umgebracht – so wie Ihr versucht habt, mich umbringen zu lassen.« Ich teilte ihm nichts von Löws letzter Beobachtung mit und von meinem Verdacht, es handle sich dabei um Jana Dlugosz. Vielleicht hoffte ich, er würde die Sache mit ihr auf irgendeine

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