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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sofort vollstreckt würde; und in gewisser Weise war es das auch. Es war meinem Gedächtnis völlig entschwunden gewesen.
    »Fühlt Ihr Euch wohl?« hörte ich den alten Löw sagen.
    »Ja«, krächzte ich und kehrte in die Gegenwart zurück. »Ja. Es war alles ein wenig viel auf einmal, befürchte ich. Ich brauche einen Arzt, sagt Ihr?«
    »Schon zu Eurer eigenen Sicherheit. Wenn Euch die Eltern der Toten Schwierigkeiten machen …«
    Sebastian Löw legte seinem Sohn die Hand auf den Arm.
    »Du kannst die Urkunde ausstellen«, sagte er sanft. »Du bist Arzt.«
    »Vater«, protestierte der junge Löw. »Ich bin noch nicht fertig mit dem Studium.«
    »Aber du weißt bereits alles. Du hast es selbst gesagt.«
    »Vater«, rief er nochmals gequält. »Das hat damit nichts zu tun!«
    »Wieso nicht? Wenn dich das Wissen nicht mehr von einem ausgebildeten Medicus unterscheidet, was dann?«
    Der junge Mann starrte seinen Vater verwirrt an.
    »Was dann?« stieß er mit heller Stimme hervor. »Was dann? Ich bin eben noch kein ausgebildeter Arzt. Mir fehlen noch ein paar Semester!«
    »Also entweder weißt du nun schon alles, und dann sehe ich den Unterschied nicht«, brummte der Apotheker, »oder du weißt noch nicht alles, und dann hast du die letzten Tage mächtig aufgeschnitten.«
    Der Sohn des Apothekers errötete bis unter die Haarwurzeln. Er suchte nach einer Erwiderung. Gerade als ich sagen wollte, sie sollten den Streit beilegen, rief er empört: »Ich habe nicht aufgeschnitten!«
    Löw zuckte mit den Achseln. »Also dann …«, sagte er herausfordernd.
    »Herr Löw«, unterbrach ich hastig. »Es ist nicht nötig, daß Ihr Eurem Sohn so zusetzt. Vielleicht geht es auch ohne die Urkunde.«
    »Ein großes Risiko für Euch«, wandte der junge Löw ein. »Wenn die Tote, wie Ihr sagt, die einzige Tochter ist, können die Eltern sich unberechenbar verhalten. Ihr braucht etwas, das Ihr im Notfall vorweisen könnt und das auch vor Gericht besteht.«
    Ich konnte ihm nicht sagen, daß ich tatsächlich nichts brauchte, was vor Gericht irgend etwas aussagte. Innerlich stöhnte ich verzweifelt; ich wollte, er hätte sich nur halb so viele Gedanken um mein Wohlergehen gemacht.
    Der junge Mann seufzte.
    »Ich werde Euch die Urkunde ausstellen«, sagte er resigniert. »Mein Vater würde mir sonst doch keine Ruhe lassen. Ich werde sie als Studieus der Medizin unterzeichnen; das dürfte Euch im Fall des Falles zumindest fürs erste Luft verschaffen. Zur Not könnt Ihr die Urkunde später noch von einem Medicus beglaubigen lassen.«
    Der alte Apotheker strahlte seinen Sohn an. Es fehlte nicht viel, und er hätte ihn umarmt.
    »Seht Ihr? Mein Sohn. Da dies nun geklärt ist, werde ich mich um den Totengräber kümmern. Er wird nicht billig sein, aber er wird schweigen. Und ich werde versuchen, den Preis für Euch zu drücken.«
    »Seid Ihr sicher, daß er nicht plaudern wird?«
    »Absolut«, sagte er. »Ich kenne ihn gut; hoffentlich schockiert Euch dieses Geständnis nicht. Er hat als Knabe bei der großen Pest vor dreißig Jahren seine gesamte Familie verloren und sich durchgebracht, indem er die Pesttoten aus den Häusern abgeholt und verscharrt hat. Er bekam den Hauch des Schwarzen Tods selbst zu spüren, aber er hat ihn überlebt. Der Mann hat keine Veranlassung, aus Freude am Erzählen sein Mundwerk zu benutzen.«
    Ich fühlte mich zu erschöpft, um darüber zu diskutieren. Ich konnte nur hoffen, daß ich weiterhin das Richtige tat; ich hatte mittlerweile nicht einmal mehr ein Gefühl dafür, wie ich mich verhalten sollte.
    »Bitte verständigt ihn«, sagte ich.
    »Es wird wohl eine Stunde dauern, bis er hier ist. Können wir Euch in der Zwischenzeit etwas anbieten? Wollt Ihr mit uns essen? Es wäre mir eine Ehre.«
    »Nein, vielen Dank«, wehrte ich ab. »Ich will Euch nicht beleidigen, aber im Moment ist mir nicht nach Essen zumute.«
    »Natürlich«, sagte er beruhigend. »Vielleicht ein andermal? Wenn Ihr diese unselige Geschichte hinter Euch gebracht habt.«
    »Gerne«, sagte ich. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt – ich habe noch ein paar Dinge in die Wege zu leiten. Ich werde in einer Stunde wieder hier sein.«
    »Der Totengräber und mein Sohn warten hier auf Euch. Ihr könnt sie dann mit zu Euch hinaus nehmen.«
    »Sehr schön«, sagte ich. Er nickte und lächelte wieder so breit wie am Anfang.
    »Wißt Ihr«, sagte er, »es ist mir eine wahre Freude, Euch behilflich zu sein. Eine noch größere ist es, Euch nun

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