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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nerea Riesco
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und biss hinein, während er mit der Figur zog, ganz uneitel, ganz unschuldig … Ein perfekter Zug! Und in diesem Moment begriff ich, dass meine Rolle in dieser Geschichte weit mehr sein konnte als die eines simplen Komplizen des ›Alten Weisen‹. Wenn es trotz unserer Bemühungen zu dieser Schachpartie kommen sollte, wollte ich dabei sein und, wenn ich schon nicht selbst spielen konnte, zumindest den Auserwählten unterrichten.«
    Er schwieg, als würde er durch die Zeit zurückreisen, um diesen Augenblick so genau wie möglich wiedergeben zu können. Dann schloss er die Augen, und sein Gesicht legte sich in tiefe Falten. Das Barett, das ihm zunächst ein würdevolles Aussehen verliehen hatte, verrutschte ein wenig, und Guiomar sah, dass seine Löwenmähne, die er früher in wilden Locken nach hinten gekämmt hatte, nur mehr ein dünner weißer Flaum war, durch den seine Kopfhaut durchschimmerte.
    »Als dein Großvater León mich bat, die Erziehung deines Vaters zu übernehmen«, fuhr er fort, »war ich glücklich. Abel war wie ein Stück Ton in meinen Händen, das ich nach meinem Willen formen konnte. Ich stand Bruder Dámaso so nahe, dass ich in der Lage sein würde, die Spielregeln zu vernichten, falls man sie finden würde. Und falls das aus irgendeinem Grund nicht möglich sein sollte, hatte ich noch die Option, deinen Vater zu beeinflussen und ihn auf unsere Seite zu bringen, ohne dass er es merkte.«
    Der französische Lehrer wirkte nun wieder sehr erschöpft.
    »Natürlich erzählte ich ihm weder von der Wette noch von den Schachpartien, den Spielregeln oder der Bedeutung des elfenbeinernen Elefanten. Ich konzentrierte mich ganz darauf, aus ihm einen Sieger zu machen. Danach konnte ich nur noch abwarten, dass er erwachsen werden und die letzte Partie spielen würde.«
    Monsieur Verdoux schöpfte wieder Kraft und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Dann würde die letzte Schlacht geschlagen werden, wir würden als Sieger daraus hervorgehen und die Giralda wäre auf immer das offizielle Symbol unseres Sieges.« Doch plötzlich verdüsterte sich seine Miene. »Aber wie das so ist im Leben … Mit dem Schachtalent deines Vaters war es wie mit den himmlischen Stimmen der Chorknaben, die sich in ein hässliches Krächzen verwandeln, sobald sie die Pubertät erreichen. Bei deinem Vater war es Julita Zapata. Was für ein vulgärer Name, nicht wahr,
chérie
? Eines Tages eröffnete mir dein Vater, er interessiere sich nicht mehr für Schach. Einfach so, aus heiterem Himmel. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Er
musste
die letzte Partie spielen, er war der Bewahrer des Elefanten aus Elfenbein … Und da sagt er, er interessiere sich nicht mehr für Schach«, wiederholte er aufgebracht. »Wie war das möglich? Wie konnte er sich nicht mehr für Schach interessieren? Das Spiel der Könige, die Schlachten, die Kämpfe … Ach, ich habe es dir schon einmal gesagt: Wer Angst hat, das gegnerische Königreich zu erobern, ist nicht wert, es zu besitzen.« Er schien seine Fassung wiederzufinden. »Und dann sah ich ganz klar. Ich musste ihn zur Umkehr bewegen! Ihn an das Versprechen erinnern, das er seinem Vater gegeben hatte. Also schmiedete ich einen Plan.«
    Monsieur Verdoux hatte die Karwoche genutzt, als die Straßen von Sevilla voller Büßer waren, die ihre Gesichter hinter Kapuzen und Masken verbargen. Er beschaffte sich eine Kutte der Bruderschaft des Schmerzensreichen Erlösers und wartete die Nacht der Prozession ab. Hinter seiner Maske verborgen, folgte er Abel de Montenegro, bis dieser allein war und er die Gelegenheit gekommen sah, sich ihm zu nähern. Mit verstellter Stimme drohte er ihm und forderte die Herausgabe des elfenbeinernen Elefanten.
    »Dein Vater war so verängstigt, dass er mich nicht erkannte. Er hatte den Elefanten in der Grabkapelle der de Haros versteckt, kannst du das glauben? Eigenwillig wie immer! Nun, mein Plan ging nur zum Teil auf. Dein Vater brachte den Elefanten in die Komturei, und dort erklärte man ihm alles: die Wahrheit über deinen Großvater, seine Vergangenheit, das Versprechen, die Mission … Alles! Aber dein Vater wollte nichts von Pflicht und Verantwortung wissen, und schuld daran war dieses Mädchen … Wie hieß sie noch gleich? Julita?«, fragte er. Dann fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Ich musste sie mir vom Hals schaffen … Es gab keine andere Lösung.«
    »
Du
warst das …«, stammelte Guiomar und starrte ihn fassungslos an.
    »Sie war ein

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