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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nerea Riesco
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Stimme. »Doch dann konnte ich mir nicht länger etwas vormachen: Abel spielte nicht gut genug. Unbegreiflicherweise war mit den Jahren seine Begabung verlorengegangen. Er interessierte sich für tausend andere Dinge. Er verzettelte sich. Die Wörterbücher, die Enzyklopädie, die literarischen Zirkel, das Frauenjournal deiner Mutter, dann auch noch die Politik … Ein Haufen Dummheiten! Er hatte nicht das nötige Niveau, um eine solche Partie zu bestreiten. Nein, ganz und gar nicht. Wenn er die letzte Partie spielte, liefen wir Gefahr, sie zu verlieren. Und das war inakzeptabel. Als mir das klar wurde, war ich traurig, wütend und verbittert. So viele vergeudete Jahre … Ihn als Bewahrer des Elefanten auszuwählen, war ein Fehler gewesen.«
    Ein schlimmer Verdacht keimte in Guiomar auf.
    »Hast du meinem Vater etwas angetan?«, schrie sie. »Hast du etwas mit seinem Tod zu tun?«
    Monsieur Verdoux verzog das Gesicht, als würde diese Beschuldigung ihn wirklich treffen.
    »Wie kannst du denken, dass ich Abel etwas angetan haben könnte? Wenn es jemanden auf dieser Welt gab, der für mich wie ein Sohn war, dann er.« Er seufzte. »Aber versteh mich. Wenn ich gewinnen wollte, musste ich alle Fronten klären, alle möglichen Folgezüge bedenken … genau wie beim Schach. Und den Kapitulationsvertrag zu finden, machte alles noch komplizierter. Erinnerst du dich an meine Frankreichreisen? Als ich dir Bücher mitbrachte und diese Veilchenpastillen, die du so gerne mochtest?«
    »Ja.«
    »Nun, in Wahrheit waren es keine Vergnügungsreisen. Ich fuhr nach Morimond, um dem Abt von unseren Fortschritten zu berichten. Ich erklärte ihm, dass wir nicht in der Lage seien, die verflixten Spielregeln zu finden, obwohl ich Bruder Dámaso nicht von der Seite wich. Nachdem ich ihn jahrelang überwacht hatte, war ich mir sicher, dass die Mönche des Johanniterordens genauso ahnungslos waren wie wir.
    Aber der Abt ließ sich nicht überzeugen. Er vermutete, dass sie mir womöglich misstrauten und mich anlogen. Oder dass ich im Grunde darauf hoffte, dass die Schachpartie stattfand und ich dabei sein wollte. Jedenfalls wurde nun beschlossen, die Spur der Kapitulationsverträge seit ihrer Unterzeichnung im Jahr 1248 zu verfolgen und nicht erst, seit López de Haro in ihren Besitz gekommen war, wie es Bruder Dámaso vorhatte. Man hielt es für wahrscheinlicher, dass sich das Dokument auf der Insel Malta befand, dem Hauptsitz des Johanniterordens.«
    »Aber das ist absurd«, wandte Guiomar ein. »Wenn es so wäre, wieso sollten sie dann weiter danach suchen?«
    »Das habe ich den Calatrava-Rittern auch gesagt. Aber sie waren nicht zu überzeugen. Vielleicht hielten sie es für eine Falle, um uns auf die falsche Fährte zu locken und dann in einem für sie günstigen Moment das Schriftstück aus der Tasche zu zaubern. Und dann riefen sie ihn zu Hilfe.«
    »Ihn?«
    »Napoleon Bonaparte«, erklärte Monsieur Verdoux. »Damals war er bereits ein Held. Aber er hielt nach wie vor an alten Gewohnheiten fest, zu denen es auch gehörte, sich kleine Vergnügungen zu gönnen. Und dazu zählte auch der Champagner, der in der Abtei hergestellt wurde. Er kam mindestens einmal im Jahr vorbei. Irgendwann erzählte ihm der Abt die Geschichte mit der Wette, und Napoleon, der damals bereits Pläne hatte, Ägypten zu erobern, um französische Handelsinteressen zu wahren und den Engländern den Weg nach Indien abzuschneiden, erbot sich, uns zu helfen – und ganz nebenbei auch sich selbst. Ich sagte dem Abt, dass ich nicht sicher sei, ob es eine gute Idee war, Napoleon von der Sache zu erzählen. Er sei ein gewiefter Stratege, und höchstwahrscheinlich wolle er die Kapitulationsverträge nur haben, um sie bei Verhandlungen zu verwenden und so sein Ziel zu erreichen – die Eroberung Ägyptens.« Er nippte erneut an seinem Wasserglas. »Aber der Abt hörte nicht auf mich, und der Calatrava-Orden half Napoleon bei der Finanzierung des Feldzugs.
Ah, mon Dieu
! Als Napoleons Truppen auf die Insel kamen, zerstörten sie alles. Sie vertrieben den Malteserorden und bereicherten sich an seinen Schätzen. Aber sie fanden nichts. Ich hatte recht gehabt. Wenn es uns nicht gelang, den Kapitulationsvertrag vor den Johannitern zu finden, blieb uns nichts anderes übrig, als die letzte Partie zu spielen. In dem Fall wäre es das Beste, wenn ich alles daransetzte, um dabei zu sein.
    Kurz darauf starb dein Vater. Ich hatte nichts damit zu tun. Er ist gegangen, weil er es so

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