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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nerea Riesco
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dem Gast geführt hatte. Der marokkanische Botschafter hatte ihm erzählt, dass auch Sultan Mohammad Ibn Abdallah seine Gründe habe, in Verhandlungen mit Karl  III . einzutreten: ein jahrhundertealter Vertrag zwischen beiden Völkern, der noch nicht eingelöst sei und seinen Interessen entgegenkomme. Obwohl er einer Kultur mündlicher Tradition entstammte, wusste der Sultan, dass eine Information, die seit Generationen von Mund zu Mund weitergegeben wurde, so flüchtig war wie ein Lufthauch. Doch das hatte sich in jüngster Zeit geändert. Durch Zufall sei eine Kopie des Kapitulationsvertrags in die Hände des Sultans gelangt, samt einer Auflistung der bereits gespielten Schachpartien. Aus dieser ging klar hervor, dass Axataf drei davon gewonnen hatte und somit Herr über den schönsten Turm Sevillas war.
    »Der marokkanische Botschafter hat dem König das Schriftstück gezeigt. Offensichtlich wusste Karl  III . nichts von der Wette. Er war sehr überrascht«, erzählte León.
    »Verständlich«, sagte Bruder Dámaso mit sorgenvoller Miene. »Der Vertrag wurde vor fünfhundert Jahren geschlossen. Ein Ehrenhandel, der uns keinerlei Vorteile einbringt. Nur unser Orden weiß noch davon, und es ist nach wie vor beschämend für mich, eingestehen zu müssen, dass uns der Verbleib dieses Dokuments, das zu bewahren wir uns verpflichtet hatten, seit zweihundert Jahren unbekannt ist.«
    »Nun, offenbar haben sie eine Abschrift und eine Liste der gespielten Partien gefunden, die uns schlecht dastehen lässt«, bemerkte León.
    »Aber das ist unmöglich!«, rief Bruder Dámaso. »Wir mögen die Schriftstücke verloren haben, die das belegen, aber fest steht, dass es nie zu einem endgültigen Ergebnis kam. Diese Liste muss eine Fälschung sein!«
    »Das habe ich ihm auch gesagt«, stimmte León zu. »Ich habe ihm erklärt, dass das Turnier zwischen beiden Königen unseres Wissens nach abgebrochen wurde. Sei es wegen Todes, aus Misstrauen oder schlichtweg aus Desinteresse einer der beiden Parteien …«
    Bruder Dámaso hatte seinen Blick auf einen Punkt irgendwo hinter León gerichtet, weit außerhalb des Saals, in eine andere Zeit und an einen anderen Ort.
    »Die Schlachten«, murmelte er. »Es muss sich um eine Liste der Schlachten handeln.«
    »Welcher Schlachten?«, fragte León erstaunt.
    Bruder Dámaso winkte ungeduldig ab.
    »Ist jetzt egal. Ich erkläre es dir später. Jetzt geht es darum, dass du den Botschafter davon überzeugst, dass er im Irrtum ist. Diese Liste der gespielten Partien ist eine Fälschung! Das müssen wir ihm klarmachen.«
    »Ich habe es versucht, Bruder Dámaso, aber der Botschafter bleibt dabei, dass sich beide Dokumente in seinen Händen befinden, so wie er dies auch König Karl  III . mitgeteilt hat. Er sagte, wenn wir davon ausgingen, dass ein Teil dieser Informationen unrichtig sei, müssten wir schriftliche Beweise vorlegen, die unsere Behauptung stützten.« León klang angespannt. »Immerhin hat er sich aufgrund der Umstände bereiterklärt, uns eine angemessene Bedenkzeit zuzugestehen, um die Schriftstücke, die ihm vorliegen, abzulehnen oder anzuerkennen. Es liege, so sagt er, nicht in seiner Absicht, einen Konflikt mit unserer Krone heraufzubeschwören, aber er will, dass der Vertrag und der Wetteinsatz anerkannt werden.«
    Alle atmeten erleichtert auf. Zeit: Das war es, was sie brauchten. Zeit, um den verschwundenen Kapitulationsvertrag zu finden, Zeit, um die tatsächliche Liste der gespielten Partien aufzutreiben. Zeit, um zu verteidigen, was ihnen gehörte.
    »Und Karl  III . ist darauf eingegangen?«, wunderte sich Monsieur Verdoux mit seinem starken französischen Akzent.
    »Unter einigen Vorbehalten«, erklärte León. »Er ließ den Botschafter wissen, dass er jederzeit bereit sei, alte Verpflichtungen zu erfüllen, sofern er die Gewissheit habe, dass diese tatsächlich bestünden. Er bestehe darauf, zu prüfen, ob es diese Wette wirklich gegeben hat. Seine Majestät will den Kapitulationsvertrag sehen.«
    »
Mon Dieu
«, seufzte Monsieur Verdoux.
    »Der marokkanische Botschafter erklärte ihm, dass wir, die Brüder des Johanniterordens in Sevilla, damit betraut seien, diesen aufzubewahren, ihn indes zu Beginn des 16. Jahrhunderts verloren hätten. Es sieht ganz so aus, als wolle der König mit uns sprechen, um Gewissheit zu haben.«
    »Kein Problem«, sagte Bruder Dámaso entschlossen. »Wir werden es ihm bestätigen. León, du musst es irgendwie schaffen, dass unser Gast

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