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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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finden es anscheinend ganz gemütlich.»
     
    Sie breitete die Bettdecke auf dem Bett aus, setzte sich wieder und starrte den groben Wandverputz an. Sie überlegte, ob Lol immer noch das Sweatshirt mit dem Roswell-Alien hatte.
    Für Lol hatten alle Probleme mit einer Jugendlichen namens Tracy angefangen, die eine Freundin namens Kath hatte, so hieß sie doch, oder? Karl Windling, der aggressive Bassist in Lols Band Hazey Jane, war auf diese Kath scharf gewesen, und er hatte Lol mit Tracy eine Falle gestellt. Sie war ungefähr vier Jahre jünger als Lol, aber das sah man ihr nicht an, und Lol hatte es ihr schon gar nicht angesehen. Und dann hatte Windling festgestellt, dass er auch auf Tracy scharf war, und der Abend war noch ziemlich hässlich geworden. Windling hatte sich aus der Verantwortung gestohlen, und nur Lol, der in aller Augen unschuldig war, hatte vor Gericht gestanden und war wegen Sex mit einer Minderjährigen zu einem halben Jahr auf Bewährung bestraft worden. Und außerdem hatten seine Eltern den Kontakt zu ihm abgebrochen.
    So hatte es angefangen. Viel Zeit war inzwischen vergangen, vielleicht zu viel Zeit, um sich immer noch als Alien zu fühlen. Aber es erklärte Lols Reaktion bei seinen Begegnungen mit Stephanie Stock.
     
    «Du musst sie ja für einen   … Geist gehalten haben, als du sie plötzlich in der Dunkelheit vor dir hattest.»
    «Ein Geist wäre mir lieber gewesen.» Lol stellte das Teetablett ab, das er aus der Küche geholt hatte.
    Merrily dachte an Lol und die ätherische Moon, die auf dem Dinedor Hill gelebt hatte. «Es ist wie mit Katzen, oder?»
    «Katzen?»
    «Lass eine Katze in ein Zimmer, in dem jemand sitzt, der sich vor Katzen fürchtet oder eine Katzenallergie hat, dann geht die Katze schnurstracks auf diese Person zu und versucht, ihr auf den Schoß zu springen.»
    «Ich mag Katzen.»
    «Das weiß ich doch. Und Frauen magst du eigentlich auch – ich weiß, dass der Vergleich hinkt. Ich rede über Frauen, die Probleme haben. Merkwürdige Frauen. Sie haben anscheinend die Neigung, in deine Nähe zu kommen wie eine Katze zu jemandem mit Katzenphobie. Und du streckst der Frau ein bisschen ängstlich die Hand entgegen, aber die Erfahrung rät dir, dich lieber abzusetzen.»
    «Ich bin nicht stolz darauf, dass ich mich abgesetzt habe.»
    «Ehrlich gesagt, will ich mir nicht mal vorstellen, was hätte passieren können, wenn du es nicht getan hättest.» Merrily schenkte den Tee ein. «War sie vielleicht bekifft?»
    «Oder krank?»
    «Und was könnte sie gehabt haben? Irgendwas Chronisches? Schizophrenie? Könnte das der Grund gewesen sein, aus dem Stock sie vom Dorf ferngehalten hat? Hat er deshalb getrunken? Um damit zurechtzukommen? Mit der Wahnsinnigen in der einsamen Hopfendarre? Allerdings kann man heutzutage nicht mehr so leicht eine Irre auf dem Dachboden verstecken, wie der edle Mr.   Rochester bei Jane Austen. So etwas kann man nicht mehr verheimlichen – es reicht schon, wenn sie Medikamentenehmen musste   –, und Schizophrenie wird eigentlich immer mit Medikamenten behandelt.»
    «Abgesehen davon ist sie ja anscheinend arbeiten gegangen.»
    «Ja, aber hat sie das
wirklich
getan?»
    «Sie sagte, sie sei von ihrer Zeitarbeitsfirma an einen Autohändler in Hereford vermittelt worden.»
    «Und stimmt das auch?» Merrily lehnte ihren Kopf an die Wand. «Das wird alles bei den Ermittlungen herauskommen.» Sie sah Lol an. «An diesem Abend auf dem Hopfenfeld – hat sie dich da wahrgenommen?»
    «Ja.» Lol trank einen Schluck Tee. «Und nein.»
    «Diese Antwort hilft so richtig weiter.»
    «Es war dunkel.»
    «Aber in dem Schlafzimmer hat sie dich wahrgenommen. Und auch unten schon, bevor wir angefangen haben.»
    «Kann man wohl sagen   … sie ist mit mir umgegangen, als wäre ich ein berühmter Rockstar   … so ein Quatsch. Wahrscheinlich hatte sie noch nie im Leben von mir gehört, bis Stock mal erwähnt hat, dass ich zurzeit bei Prof wohne. Allerdings hat sie nicht das kleinste Zeichen gegeben, dass sie mich von dem Hopfenfeld wiedererkennt. Jedenfalls nicht, als wir unten waren.»
    «Aber du hast
sie
wiedererkannt?»
    «Zuerst war ich nicht sicher. Aber als wir oben waren und sie auf dem Bett gelegen hat und Stock und du nicht mehr da wart   …
da war sie es auf einmal

    «Wegen der Hopfenranke?»
    «Die Hopfenfrau? Die nie existiert hat? Die ein erfundener Geist ist?»
    «Worum ging es dabei nochmal?»
    Merrily zündete sich eine Zigarette an und ließ sich

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