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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sowieso nie darüber, denn zur gleichen Zeit haben sie die Pflücker mit Maschinen ersetzt, also hätten die meisten ohnehin bald ihren Job verloren. Die Zigeuner, die Wanderarbeiter aus Dudley, die Waliser, einfach alle. Und manche Leute sagen auch, dass Conrad nie darüber gesprochen hat, weil ihm seine Frau in Wahrheit mit einem seiner besten Freunde weggelaufen war und er es einfach auf die Zigeuner geschoben hat, um das Gesicht zu wahren. Heutzutage würden vermutlich mehr Fragen gestellt, aber in den frühen Sechzigern war den Leuten ihre soziale Stellung sehr bewusst – immerhin daran hat sich ein bisschen was geändert   –, und Conrad Lake war nun mal der Boss, außerdem gehörte ihm das ganze verdammte Dorf, also   …»
    «Hat er damals in dem Haus gewohnt, das früher hinter Stocks Hopfendarre stand?»
    Isabel sah ihn strahlend an. «Ganz genau. Erst als Caroline weg war, hat er angefangen, das neue Haus zu bauen. Hat das alte Bauernhaus nicht mehr sehen wollen und es schließlich abgerissen, sodass nur noch die Darre stehen geblieben ist. Als ob das Haus selbst für das Scheitern seiner Ehe verantwortlich gewesen wäre.»
    «Und die Zigeuner sind alle weggegangen?»
    «Oh ja, sie sind gegangen. Aber sie haben selbst darüber bestimmt, wann und wie sie gingen. Man muss wissen, dass die Hopfenernte zu ihrem Jahreszyklus gehörte – zuerst kam Hereford mit dem Hopfen und den Äpfeln, dann sind sie zur Zwetschgenernte runter nach Evesham, und so weiter. Sie sind schließlich gegangen   … aber vorher brannten Gebäude, Zäune wurden flach gelegt oder Viehherden auf die Hopfenfelder getrieben. Deshalb ist damals ein Riesenpolizeiaufgebot hier angerückt.»
    «Das klingt aber nicht gerade nach Konfliktvermeidung.»
    «Redest du von der Polizei?»
    «Nein, von den Zigeunern. Al Boswell hat gesagt, die Roma achten sehr darauf, Konflikte zu vermeiden.»
    «Das stimmt schon. Aber sie hatten inzwischen Lake oder einen seiner Verwalter beschuldigt, eine ihrer eigenen Frauen entführt zu haben. Das hat einen enormen Aufschrei ausgelöst. Die Polizei hat eine Suchaktion gestartet. Ich glaube, dass man bei der Polizei schließlich beschlossen hat, dass die Zigeuner die ganze Sache erfunden hatten, um Lake eins auszuwischen. Die Zigeuner allerdings haben gesagt – und sie sagen es
immer noch
–, dass die ganzen Polizeitypen niemals wirklich versucht haben, die Frau zu finden, weil es nur um eine Zigeunerin ging, verstehst du, und die war keinen Dreck wert. Vielleicht ist da ja was Wahres dran. Ein paar Dinge haben sich seit den Sechzigern ja wenigstens verbessert.»
    «Und was hältst du selbst von der Sache?»
    « Ich
habe keine Ahnung, Lol. Aber Stewart Ash dachte, er wüsste Bescheid. Hat sich mit jedem Aspekt dieser Geschichte beschäftigt. Und natürlich sollte das alles bis auf das kleinste Detail in seinem Buch stehen.»
    Lol blinzelte. «Welches Buch?»
    «Das Buch, an dem er gearbeitet hat, als er starb. Das Buch, für das ihm die Smith-Jungs beim Recherchieren helfen sollten. Er wollte alles ganz von vorne aufrollen: Die Gründe, aus denen die Roma aus Knight’s Frome verbannt wurden und niemals zurückkamen – wenn man mal von Al absieht   –, und was in
Wirklichkeit
mit dem Mädchen passiert ist. Rebekah hieß sie, mit k und h. Rebekah Smith.»
    «Smith?»
    «Oh, die Smiths sind eine sehr große Sippe, Lol. Vielleicht die größte von allen. Das muss nicht heißen, dass Rebekah mit den Jungs verwandt war, die Stewart umgebracht haben.»
    «Aber seine Nachforschungen wären doch Grund genug für die beiden gewesen, ihn
nicht
umzubringen, oder?»
    «So kann man es vermutlich sagen.»
    «Und hat Stewart behauptet, er wüsste, was mit dieser Rebekah Smith passiert ist?»
    «Das weiß ich nicht. Es ist schließlich so, Lol: Die Toten können sich nicht gegen üble Nachrede wehren, und falls Stewart andeuten wollte, dass Conrad Lake etwas mit dem sogenannten Verschwinden Rebekah Smiths zu tun hatte, dann hätte er wohl kaum mit Widerstand zu rechnen gehabt   …»
    «Außer vielleicht von Adam Lake. Wie viel weiß Stock über diese Sache?»
    Isabel breitete die Arme aus. «Wer weiß das schon? Ganz besonders jetzt.»
    «Existiert ein Manuskript zu dem Buch?»
    «Keine Ahnung. Ich weiß ja nicht mal, ob er mit dem Schreiben wirklich schon angefangen hatte, als er ermordet wurde. Aber du hast natürlich recht. Adam würde sich hier wohl nicht mehr zu Hause fühlen, wenn in Bromyard, Ledbury und

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