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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Freundschaft zu einer Romni zu revanchieren. Auf jeden Fall aber war Conrads Vorstellung von einer Beziehung nicht   … gleichberechtigt.»
    «Aber da war er an die Falsche geraten.» Al schob sich das lange weiße Haar hinter die Ohren. «Er war an die Frau geraten, die am liebsten die ganze Welt verschlingen wollte. Es ist gut möglich, dass Carolines Weggang gewisse Ambitionen in ihr geweckt hat. Was tut er also? Heiratet Conrad Lake, dicker Kumpel und Unterstützer von Oliver Perry-Jones, eine Zigeunerin? Das kommt nicht in Frage. Kann er sie vielleicht mit Geld zufrieden stellen? Ha! Nicht mal der Kaiser von Frome hat genügend Geld, um sich Rebekah Smiths Schweigen zu kaufen.»
    Sally sagte: «Ich weiß nicht, wie er sie umgebracht hat. Vielleicht hat er sie ja einfach erwürgt. Aber ich kann mir vorstellen, wie er ihre Leiche losgeworden ist.»
    Merrily starrte Sally an, und die Nacht um sie vibrierte.
    Visionen konnten einen, wenn sie so urplötzlich auftauchten, glatt umhauen.
     
    Ihr Rachen brannte. Sie keuchte, es stank nach Schießpulver, faulen Eiern und billigen Feuerwerkskörpern aus ihrer Kindheit – eine Mischung, die ihr die Kehle verätzte wie der glühende Strahl einer Lötlampe, der heiße Atemstoß der Hölle.
    Nur weil die Bilder von Rebekah in der Hopfendarre gefunden worden waren, bedeutete das doch nicht   …?
    Merrily legte die Hand an den Hals. Sie sah plötzliche Besorgnis in Lols Augen, dachte an seine Beklemmung in der Hopfendarre,als sie Gott überflüssigerweise die friedliebende Seele Stewart Ashs anempfohlen hatte. Es war gar nicht Stewart, es war nie Stewart gewesen. Stewart war nicht der
Typ

    Al Boswell legte den Kopf schräg.
«Drukerimaskri?»
    «Ist es denkbar», sagte Merrily, «dass Rebekah Smith in dem Darrenhaus gestorben ist? Wurde das damals vermutet?»
    Sally hob ihre Brille an der Kette, setzte sie auf und musterte Merrily genau. Ihre Miene war ernst, und in diesem Moment sah man ihr ausnahmsweise einmal ihr Alter an.
    «Allerdings», sagte sie.
    «Und hätte sie erstickt sein können?»
    «Schwefel», sagte Sally. «Wissen Sie, welche Wirkung Schwefel hat?»
    «Ja, davon habe ich eine sehr genaue Vorstellung.»
    Sally sprach mit ihrer gleichmütigen Museumsführerinnen-Stimme weiter: «Wenn in einer Hopfendarre der Schwefel angezündet wird, sehen alle zu, dass sie so schnell wie möglich hinauskommen. In kleinen Mengen ist Schwefel in Heilwässern enthalten und kann der Gesundheit zuträglich sein. Doch wenn Schwefel in einem geschlossenen Raum verbrannt wird, kann er eine extrem giftige Wirkung haben. Es erfolgen beinahe augenblicklich starke körperliche Reaktionen. Er greift die Augen, die Kehle, die Lunge und die Haut an. Er färbt Hopfen gelb. Ich glaube, dass jeder, der in einem geschlossenen Raum und ohne Fluchtmöglichkeit Schwefeldämpfen ausgesetzt ist,   … geradezu dankbar wäre, wenn er nur ersticken müsste.»
    Al sagte: «Lake hat seine Frauen immer in diese Hopfendarre mitgenommen. Das wusste damals jeder.»
    «Frauen? Wie viele Frauen hatte er denn?»
    «Wie viele Schafe sind in einer Herde?», sagte Sally. «Und nachdem die oberflächliche Suche nach Rebekah abgeschlossen war, hat er Prostituierte aus Hereford und Worcester in das Darrenhausmitgebracht – bis ganz kurz vor seinem Tod. Er hatte oben auf dem Trockenboden eine Matratze liegen.»
    Al sah Merrily ernst in die Augen. «Und wie kommt es, dass
Sie
etwas davon wissen?»
    Merrilys Telefon begann zu klingeln.
    Unvermittelt schlug Al mit der Faust auf den Eisentisch. «Er hat sie wirklich dort eingesperrt, oder? Er hat Rebekah in dem verflixten Darrenhaus eingesperrt und vorher die Schwefelrollen auf dem Schwefelblech angezündet. So war es doch, oder?»
    «Das
weiß
ich nicht», sagte Merrily. «Ich kann einfach nur   …»
    «Und dann ist er zurückgekommen und hat getan, was sonst noch nötig war, damit er sie in den Brennofen stecken konnte. In diesen zuverlässigen alten gusseisernen Öl-Brennofen, der tausend Grad heiß wird   … da ist die Einäscherung garantiert!»
    Merrily stand auf und bemerkte, dass sie zitterte. Sie ging mit dem Telefon an den Rand der queckenüberwucherten Terrasse.
    «M   … Merrily Watkins.»
    Hinter ihr sagte Sally: «Wir haben immer vermutet, dass er ihre Asche auf dem Hopfenfeld verstreut und dann untergepflügt hat.»
    «Mom.»
    «Jane?»
    «Mom, ich schwöre bei Gott, dass wir dachten, es wäre das Beste, was wir tun können, aber es   …

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