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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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echt», sagte Fred, «das wär doch furchtbar.»
    «Wohnt der Mann in dieser Diözese?»
    «Ja, klar.»
    «Es ist nur, weil ich noch nichts über diesen Fall gehört habe.»
    «Ja, genau darum geht es auch», sagte Fred. «Unser Freund geht also zu seinem Dorfvikar und bittet ihn um Hilfe bei seinem Problem. Und der Dorfvikar lehnt ab.»
    «Einfach so?»
    «Mehr oder weniger.»
    «Und was hat der Vikar Ihnen dazu gesagt?»
    «‹Kein Kommentar›.»
    Merkwürdig.
    «Und was halten
Sie
davon, Mr.   Potter? Glauben Sie, dass es sich um einen echten Fall von übersinnlichen Erscheinungen handelt?»
    «Hey, woher soll ich das wissen? Ich bin hier schließlich nicht der Fachmann. Eigentlich wollte ich Sie fragen, welche offizielle Linie die Diözese bei angeblichen Fällen von, na ja, Sie wissenschon, Geistererscheinungen oder wie Sie das sonst nennen, verfolgt. Wenn man Ihnen also zum Beispiel berichtet   …»
    «Wir helfen, wo wir können», sagte Merrily.
    «Und wie häufig lehnen Sie es ab zu helfen?»
    «Ich habe nicht abgelehnt. Mir ist diese Anfrage schließlich nicht gestellt worden.»
    «Nein, ich meine   …»
    «Ich erkläre Ihnen das übliche Verfahren bei Beratungen zu spirituellen Grenzfragen – so lautet nämlich der Oberbegriff unserer Tätigkeit. Also: Eine Person, die ein Problem mit übersinnlichen Erscheinungen oder spirituellen Phänomenen hat, geht zu ihrem Ortspfarrer und erklärt die Situation. Dann entscheidet der Pfarrer, ob er sich selbst darum kümmert oder ob er die Sache an jemanden wie mich weiterleitet.»
    «Müssen die anderen Pfarrer Ihnen immer Mitteilung machen?»
    «Nein. Ich bin nur zuständig, wenn sie mich brauchen. Manchmal rufen sie nur an und lassen sich ein bisschen beraten, und wenn ich ihnen irgendwie weiterhelfen kann, dann tue ich es   … oder ich selbst hole an anderer Stelle Rat ein, wenn es jemanden gibt, der über ein bestimmtes   … Phänomen mehr weiß als ich.»
    «Also, wenn ich Sie jetzt frage: Haben Sie einen Anruf oder einen Bericht von Hochwürden Simon St.   John aus Knight’s Frome bekommen, dass er eine Bitte um Unterstützung von einem Mr.   Stock erhalten hat   …»
    «Nein. Aber der Vikar muss mir auch nicht alles berichten.»
    «Auch wenn er es ablehnt, Maßnahmen zu ergreifen?»
    «Auch wenn er es ablehnt, Maßnahmen zu ergreifen.»
    «Finden Sie es nicht besorgniserregend, dass es jemanden in der Diözese gibt, der von Geistern gequält wird und keine Hilfe bei der Kirche findet?»
    Merrily hatte schon oft genug mit den Medien zu tun gehabt, um zu erkennen, welche ihrer Sätze vermutlich wörtlich zitiert werden würden.
    «Hm   … Wenn ich erfahren würde, dass jemand wirklich spirituelle Unterstützung braucht, dann würde ich wollen, dass diese Person jede Hilfe erhält, die wir bieten können. Aber ich müsste mehr über die Umstände wissen, bevor ich etwas über diesen speziellen Fall sagen könnte. Ich bin sicher, dass Hochwürden St.   John einen guten Grund für seine Entscheidung hatte.»
    Es war kurz still in der Leitung. Dann sagte Fred Potter: «O.   k. Das reicht mir. Danke sehr, Mrs.   Watkins.»
    «Halt   … Moment mal. Wollen Sie mir nicht die Adresse dieses Mannes geben? Oder seine Telefonnummer?»
    «Von Mr.   Stock? Werden Sie dem Fall selbst nachgehen?»
    «Nur für die Unterlagen, Fred.»
    «Oh, kein Problem. Warten Sie eine Sekunde.»
    Sie schrieb Mr.   Stocks Adresse auf. Danach schlug sie die Telefonnummer von Hochw. Simon St.   John nach. Sie kannte ihn nicht, glaubte aber, sie sollte ihn wenigstens vorwarnen.
    Es nahm niemand ab.
    Danach nahm überall, wo sie es versuchte, niemand ab. Jane hätte dafür bestimmt eine astrologische Erklärung, zum Beispiel, dass sich der Merkur gerade auf rückläufiger Bahn befände und deshalb sämtliche Kommunikationskanäle blockiert wären.
    Blödsinn.
    «Es erstaunt mich immer wieder, wenn Leute wie Sie in so einem Fall ‹Ach so› und ‹Verstehe› sagen, als wären solche Sachen ganz alltäglich.»
    Merrily schob die Ausdrucke mit den Notizen für die Predigt zusammen und ging in die einsame Küche hinüber.

9   Gott und die Musik
    Sie hatten Stocks Hopfendarre in ein Dracula-Schloss verwandelt, das sich düster gegen den Abendhimmel abhob. Lol fühlte sich an seinen ersten nächtlichen Eindruck von dem Haus erinnert, nur dass das Bild noch finsterer und bedrohlicher wirkte.
    … SCHWARZE HÖLLE.
    Es sprang ihn geradezu von dem Zeitungsstapel im Laden an, denn

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