Der Turm der Seelen
sagt Mrs. Stock. «Ich habe das Gefühl, dass sein Geist irgendwie in der Dunkelheit dieses Hauses gefangen ist.» Die Stocks haben den Vikar des Ortes, Hochw. Simon St. John, gebeten, ihr Haus zu exorzieren.
«Aber er wollte nichts davon wissen», berichtet Mr. Stock. «Er deutete an, dass wir uns psychiatrische Hilfe suchen sollten. Wenn man so etwas erlebt, wird einem klar, dass hier die Provinz-Mafia am Werk ist. Stewart Ash ist mit ihr in Konflikt geraten, und es sieht so aus, als wären wir die Nächsten. Niemand hier im Dorf spricht mit uns, es sei denn, es sind Zugezogene. Man hat mir sogar die Bedienung im Pub verweigert.»
Lol schüttelte den Kopf. «Er ist nur rausgeflogen, weil er komplett betrunken war und angefangen hat, über Leute herzuziehen.»
Prof reckte den Kopf. «Über wen ist er hergezogen, Laurence?»
«Na ja … über Simon. Nannte ihn immer Sankt Simon. Und ein paar andere Sachen hat er auch noch behauptet. Außerdem hat er gesagt, er hätte für TMM gearbeitet, als Simon dort mit einer Band unter Vertrag war.»
«Der Stein der Weisen»
, sagte Prof ausdruckslos. «Zu deiner Information, Laurence, Simon hat klassische Musik gespielt. Er war Studio-Cellist, könnte man sagen, und er kam vor ungefähr zwanzig Jahren zu dieser Band. Tom Storey war auch drin, und ich habe eine Zeitlang mit ihnen gearbeitet – aber die Band hat nicht lange existiert.»
«Jetzt klingelt irgendwas bei mir.»
Prof sah Lol direkt an. «Egal, was du gehört hast, wahrscheinlich stimmt es nicht. Ganz gleich, was Stock über Simon gesagt hat, am besten vergisst du es gleich wieder. Eine Zeitlang haben sich Gott und die Musik um Simon gestritten, aber im Grunde war der Kampf schon lange entschieden. Simon ist ein guter Mann, er liebt seine Musik, aber seinen Gott
braucht
er zum Leben.
Und
seine Frau. Und auch wenn die Leute sonst was erzählen … Simon und Isabel … das ist die wahre Liebe. Ist das klar?»
«Wenn du es sagst», sagte Lol leicht verwirrt.
«Natürlich lehnt er es ab, das Haus dieses jämmerlichen intriganten Mistkerls zu exorzieren! Er weiß genauso gut wie ich, dass es für all diesen Quatsch keinen einzigen verlässlichen Beweis gibt.»
«Stock hat mich gefragt, ob ich an Geister glaube», sagte Lol.
Mr. Stock fügte hinzu: «Ich habe nie an Geister geglaubt, aber nach allem, was wir hier erlebt haben, scheint es mir so, als fände der Geist Stewart Ashs keine Ruhe, obwohl zwei junge Männer für den Mord an ihm verurteilt worden sind.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass noch nicht die ganze Wahrheit ans Licht gekommen ist und dass möglicherweise manche Leute hier mehr über die Sache wissen, als sie sagen. Wir fühlen uns sehr ausgegrenzt, aber wir schulden es dem Andenken unseres ermordeten Onkels, für Klarheit zu sorgen.»
Hochw. Simon St. John lehnte es ab, einen Kommentar über etwas abzugeben, was er als ‹Privatangelegenheit› bezeichnete.
Doch die Diözesan-Exorzistin von Hereford, Hochw. Merrily Watkins, sagte gestern Abend, sie werde sich über den Fall informieren.
Wörtlich sagte sie: «Wenn ich erfahren würde, dass jemand wirklich spirituelle Unterstützung braucht, dann würde ich wollen, dass diese Person jede Hilfe erhält, die wir bieten können.»
Prof warf die Zeitung auf den Fliesenboden. «Er versucht hier die Scheiße zum Kochen zu bringen. Und jetzt wollen sie diesen blödsinnigen Mist aufbauschen, indem sie irgendein dummes Weib anschleppen, das nicht mal Stock von Lake unterscheiden könnte. Und anschließend fragen sie sich dann, warum … Was ist denn
jetzt
wieder los, Laurence?»
«Nichts», sagte Lol. «Nur … ich kenne sie, das ist alles.»
«Die Exorzistin?»
«Wir haben in demselben Dorf gewohnt … als ich mit Alison zusammen war. Und auch noch … als ich nicht mehr mit Alison zusammen war.»
Neugierig kniff Prof hinter seiner Bifokalbrille die Augen zusammen. «Du kennst diese Exorzistin, diese Pfarrerin? Ich dachte, du kannst Pfarrer nicht ausstehen.»
Lol zuckte mit den Schultern.
«Mit Ausnahme von der hier, was? Sieht sie gut aus?»
«Sie ist …» Lol dachte, er wäre zu alt, um noch rot zu werden, aber Profs kleines Lächeln deutete darauf hin, dass er sich irrte. «Ich habe sie schon ein paar Monate nicht gesehen. Aber sie ist eine Freundin von mir geworden.»
«Eine Freundin, mmhmmh.»
«Es ist schließlich nicht verboten, seine Ansichten zu ändern», sagte Lol. Er hatte das
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