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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bild einer kleinen Frau in einem zu großen Dufflecoat vor sich – den sie sich von ihrer Tochter ausgeliehen hatte   –, die windzerzaust am Rand einer Hügelfestung aus der Eisenzeit stand, von der man auf Hereford hinuntersehen konnte.
Requiem
.
    «Soso.» Prof stand auf und spülte seine Tasse ab. «Ach übrigens, sorg hier für einen einigermaßen anständigen Zustand, nicht dass uns noch die Paragraphenreiter vom Gesundheitsamt auf die Bude rücken.» Er stellte die Tasse auf ein schmales, fettiges Regal, in dessen Ecken sich der Staub sammelte. Dann begann er leise vor sich hin zu pfeifen.
    «Was ist?», sagte Lol.
    «Ob die in ihrem Leben wohl noch Platz für einen ganz gewöhnlichen Mann haben, wo sie doch schon mit Gott verheiratet sind? Diese weiblichen Pfarrer und Rabbis? Wenn du mich fragst, machen es die Katholiken in dieser Sache genau richtig.»
    «Aber reaktionär bist du überhaupt nicht, oder?»
    «Und dann noch Exorzismus – das ist kein harmloses Spielchen.» Hinter all seinem Zynismus und Gepolter war Prof ein sehr gläubiger Mensch. Das hatte Lol immer gewusst. «Dieser Mist, den Stock verbreitet   …
das
ist ein Spielchen   …»
    «Bist du da ganz sicher, Prof?»
    Lol hatte sich das Foto von Gerard und Stephanie Stock genau angesehen, doch genau wie bei dem Bild von der Hopfendarre waren die dramatischen Effekte hervorgehoben worden, sodassihre Gesichtszüge in dem flackernden Kerzenlicht nicht klar zu erkennen waren. Sie
könnte
es sein, aber er war nicht hundertprozentig sicher. Und wenn sie es war, was bedeutete das für Stocks Geschichte von den angeblichen Spukerscheinungen?
    «Hör zu, lass dich da lieber nicht reinziehen.» Prof zog den Stecker aus seiner Cappuccino-Maschine und begann das Kabel aufzurollen. «Stock und Lake sollen sich ruhig allein gegenseitig zerfleischen. Und rate deiner Pfarrerfreundin, dass sie sich am besten auch raushält.»
    «Nimmst du das Ding etwa mit?»
    «Arbeite einfach nur an deinen Songs», sagte Prof. «Und lass von dieser Bande niemanden hier rein   … wenn ich erst mal weg bin.»

10   Unglückspenny
    «Ich rufe nur an, um mich zu entschuldigen», sagte Merrily zum Vikar von Knight’s Frome. «Ich bin nicht direkt falsch zitiert worden, allerdings haben sie mich
unvollständig
zitiert. Dass ich gesagt habe, ich könnte keinen Kommentar über einen Fall abgeben, über den ich nichts weiß, und ich wäre sicher, dass Sie einen guten Grund hatten, den Mann wegzuschicken, haben sie weggelassen. Trotzdem, es tut mir leid.»
    «Ja, schon klar. Ich meine, schon in Ordnung», sagte Hochwürden Simon St.   John. Es herrschte kurz Stille in der Leitung, dann fuhr er fort: «Sorry   … in welcher Zeitung, sagten Sie, hat das gestanden?»
    Wie bitte?
    Es war nach drei Uhr nachmittags. Und es war vor neun Uhr morgens gewesen, als sie auf dem Rückweg von der Frühmesse inLedwardine im Zeitschriftenladen vorbeigegangen war, um die Boulevardzeitungen auf der Suche nach der Story durchzublättern.
    «Heißt das   …» Merrily ließ sich in ihrem Spülküchenbüro auf die Schreibtischkante sinken. «Heißt das, Sie haben den Artikel nicht gelesen?»
    «Ich lese nicht besonders oft Zeitung», sagte Simon St.   John in seinem sanften Mittelengland-Akzent.
    «Aber Sie haben doch gewusst, dass die Sache in der Presse auftauchen würde, oder?»
    «Ich hatte so eine Ahnung, das stimmt schon.»
    «Hatten eine   …?» Das gab’s doch nicht. Sie versuchte es anders.
    «Ich habe das Gefühl, dass dieser Mr.   Stock versucht, sich an diesem Grundbesitzer, Mr.   Lake, zu   … rächen.»
    «Und den Onkel seiner Frau, würde ich sagen.»
    «Der ermordet wurde?»
    «Es ist ziemlich kompliziert.» Er wirkte nicht unfreundlich, aber er schien auch nicht sehr erpicht darauf, ihr alles detailliert zu erklären.
    Letzter Versuch: «Er hat Sie beschuldigt, zur Provinz-Mafia zu gehören.»
    Simon St.   John lachte. Es klang entspannt, dachte Merrily, und desinteressiert. «Mir sind schon viel schlimmere Dinge vorgeworfen worden», sagte er schließlich. «Aber trotzdem vielen Dank, dass Sie mir von dem Artikel erzählt haben.»
    «Das   … schon gut.»
    «Ich vermute, dass wir uns früher oder später kennenlernen werden.»
    «Gut möglich.»
    «Bis dann also», sagte er.
     
    Es war mal wieder einer von diesen Tagen: Offenbar war Merkur immer noch auf rückläufiger Bahn unterwegs.
    Merrily versuchte es erneut bei den Shelbones, ließ das Telefon endlos

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