Der Turm der Seelen

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Autoren: Phil Rickman

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Ehrlich.»
    Merrily nahm die E-Mail mit in ihr Büro und schaltete den Computer an, um Mr. Stock zu antworten. Allein schon die C C-Liste zeigte, wie gut er sich mit den Medien auskannte. War es wirklich denkbar, dass dieser Mann ein ernsthaftes Problem mit dem Übersinnlichen hatte?
    Sie fragte sich, ob St. John eine Münze geworfen hatte.

14 Undankbarer Job
    Der Schuldirektor sagte, es sei schön zu hören, dass eine Vierzehnjährige überhaupt freiwillig mit einem Elternteil sprach. Selbst wenn dieser Elternteil tot war.
    «Ich wusste es.» Merrily lächelte ihn freundlich an. «Ich habe ja schon gehört, was für ein Glaubensverächter und RationalistSie sind. Aber ich hatte trotzdem Vertrauen zu Ihnen – ich wusste einfach, dass Sie die Sache ernst nehmen würden.»
    Das Lehrerzimmer war modern gestaltet und erinnerte mit seinen Ruhesesseln an eine Mini-Flughafen-Lounge. Darüber hinaus war es mit zwei Computern und einem Fernseher samt Videogerät ausgestattet – vielleicht sahen sich die Lehrer in der Mittagspause zur Entspannung Videos an. Robert Morrell wirkte, als ginge er regelmäßig ins Fitness-Studio, wie er da in Jogginghose und Polo-Shirt vor ihr saß. Auf den zunehmenden Haarverlust reagierte er damit, dass er sich die restlichen Haare millimeterkurz abrasierte.
    «Drücken wir es einmal so aus …» Auf seinem Gesicht lag ein schwaches Lächeln, doch Merrily wusste, dass ihm ihre Schnoddrigkeit nicht gefiel. «So etwas steht für mich auf der Skala unsozialen Verhaltens viel weiter unten als Drogenverkaufen in den Umkleideräumen.»
    Morrell würde am nächsten Tag mit seiner Familie in Urlaub fahren, deshalb hatte sich Merrily noch am Nachmittag mit ihm treffen müssen und keine Gelegenheit gehabt, zuerst mit Jane zu sprechen. Es war klar gewesen, dass er den Termin lieber aufgeschoben hätte – wahrscheinlich am besten bis ins nächste Schuljahr, wenn sich die Aufregung vielleicht schon von selbst gelegt hätte –, aber Sophie besaß ein beneidenswertes Geschick darin, Autoritätspersonen zu etwas zu überreden, wenn es drauf ankam.
    «Trotzdem habe ich mir», sagte er, «um irgendwelchen Behauptungen, ich wäre anti-christlich eingestellt, von vorneherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, die Freiheit genommen, den Vorsitzenden des Schulrats ebenfalls zu unserem Gespräch zu bitten. Er ist ein regelmäßiger Kirchgänger, Mrs. Watkins.» Morrell neigte herablassend den Kopf. «Und, wie es der Zufall will, ein Golfpartner Ihres Bischofs.»
    «Hören Sie», sagte Merrily, «ich bin nicht hierhergekommen, um die Sache aufzubauschen, Mr. Morrell. Ich versuche nur herauszufinden,was vorgefallen ist, wer daran beteiligt war und ob noch andere Kinder Schaden genommen haben.»
    «Schaden genommen?» Sein Mundwinkel zuckte spöttisch nach oben; es wirkte leicht höhnisch. «Auf welche Weise Schaden genommen? Körperlich? Emotional? Psychisch?»
    Sie zuckte mit den Schultern und suchte nach Worten, die ihn nicht dazu bringen würden, tatsächlich höhnisch aufzulachen. Jane hasste ihn, weil er Mathematik unterrichtete, im Auto Elektro-Krautrock hörte und am Rugbytraining der Jungs aus den oberen Jahrgängen teilnahm – das war seine Art, vermutete Jane, das Verbot körperlicher Züchtigung zu umgehen.
    Der Gedanke an Jane führte dazu, dass Merrily sich verspannte. Bisher hatte sie es geschafft, nicht zu viel über die mögliche Beteiligung ihrer Tochter an dieser Sache nachzugrübeln. Aber jetzt, in dieser verlassenen Schule, mit diesem feindseligen Direktor vor sich, wurde sie unsicher, und es schien nicht mehr ganz undenkbar, dass Jane an irgendeinem Übersinnlichkeitstrick beteiligt war.
    «Und wie ist es mit Ihnen? Glauben
Sie
, dass man mit den Toten sprechen kann?», fragte Morrell, während durch den Flur vor dem Lehrerzimmer schwere Schritte hallten, als würde wie aufs Stichwort gleich ein Toter hereinspazieren. Merrily zuckte zusammen, Morrell aber wirkte erleichtert. «Wir sind hier, Charlie!»
    «Rob, tut mir unheimlich leid, dass ich …» Der Vorsitzende des Schulrates betrat den Raum mit der Haltung eines Menschen, der es gewohnt ist, dass andere auf ihn warten. «Oh.» Ein wettergegerbtes Gesicht zeigte freudige Überraschung. «Ich habe den alten Dennis … Wieheißternoch erwartet.»
    «Das ist Mrs. Watkins, Charlie. Sie ist …»
    «Ich
weiß
, wer sie ist. Sie ist der Grund dafür, dass Bernie Dunmore dieser Tage so viel in Hereford ist, statt