Der Turm der Seelen
Layla und diese …»
«Kirsty.» Jane rutschte ein Stückchen näher zu ihm hin, was auf einem Einzelbett keine große Kunst war.
«… die beiden bekommen mit, dass sie mit ihren kleinen Séancen, oder wie man das nennen soll, unheimlich viel Einfluss auf gewisse Kids ausüben können.»
«Man kann richtig süchtig danach werden, schätze ich. Du gehst immer wieder hin, auch wenn du Riesenangst hast. Ich meine,
ich
habe keine Angst … na gut, vielleicht ein bisschen … aber ich gehöre zu den Leuten, die sich ohnehin für solche Sachen interessieren, wie du weißt.»
«Ja», sagte Eirion grimmig.
«Aber hier geht es um ein hyperbraves Mädchen aus einem hyperchristlichen Haus, und diesem Mädchen ist beigebracht worden, dass Spiritismus Teufelszeug ist und dass man damit sein Seelenheil riskiert – und
trotzdem
geht dieses Mädchen immer wieder hin, weil irgendetwas sie
gepackt
hat.» Jane packte Eirions Arm – dann stellte sie allerdings fest, dass sie seinen Oberschenkel erwischt hatte. «Sorry.»
«Ma … mach weiter.»
«Sie weiß, dass sie
verloren
ist. Sie hat die Grenze weit überschritten. Ich meine, ich hab an der Tür gelauscht, als Mom Beratungsgespräche mit einzelnen Gemeindemitgliedern geführt hat. Es gibt Leute, die wirklich riesige Angst haben, sie hätten sich wegen einer total blödsinnigen Sünde ihr ewiges Seelenheil verscherzt.»
«Das ist echt total übertrieben.» Eirion schob zaghaft einen Arm unter Janes Hüfte.
«Man denkt vielleicht, so was gibt’s nur bei den Katholiken oder bei Fegefeuer-Nonkonformisten oder so, aber ich glaube, es hat überhaupt nichts mit der Konfession zu tun oder auch nur mit der Religion. Es ist wie eine psychische Krankheit. EineArt Abhängigkeit. Eine Wahnsinnsangst davor, auf der falschen Seite zu landen, auf einmal in der Hand des Teufels zu sein. Ich meine … ist doch kein Wunder, dass sie in der Kirche gekotzt hat. Bei der heiligen Kommunion. Stell dir doch mal vor: Sie kniet da mit einem Mundvoll vom Blut Christi und weiß, dass sie ihre Seele schon so gut wie an den anderen Typ verkauft hat. Kein Wunder, dass ihr da alles hochgekommen ist.»
«Wusste Layla, aus was für einem Haus Amy kommt?»
«Ja,
klar
. Riddock wusste ganz genau, was sie tat. Muss echt ein tolles Gefühl für sie gewesen sein. Sie war vermutlich richtig high von all dieser tollen Grausamkeit. Aber ich frage mich trotzdem immer noch, warum
sie
so geschockt reagiert hat, als es wirklich passiert ist. Als diese Justine
tatsächlich
reagiert und sich als Amys richtige Mutter entpuppt hat.»
«Das war vermutlich der ultimative Macht-Trip für Layla. Danach hätte sie Amy nie mehr aus ihren Fängen gelassen.» Eirion schob ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. «Du weißt ja bestens Bescheid.»
«Da bin ich nicht so sicher. Hab ich mir schließlich alles nur so zusammengereimt.»
«Hast du das deiner Mom auch alles erzählt?»
«Nicht jede Kleinigkeit. Aber sie wird inzwischen selbst draufgekommen sein, wie es im Einzelnen gelaufen ist. Sie ist ja nicht blöd.»
Eirion drehte sie zu sich herum, sodass sich ihre Körper der Länge nach zuwandten und ihre Gesichter sich beinahe berührten. «Du hast mir noch nicht erzählt, wie es ausgegangen ist.»
Jane schloss die Augen, sah den Buchstabenkreis vor sich und das Glas, das offenbar seinen eigenen Willen hatte.
J-U-S-T-I-N-E.
«Ausgegangen? Wir sind erwischt worden. Es war total lächerlich. Das Drogenkommando hat die Tür eingetreten und die Budegestürmt. Der Konrektor und der Verwalter. Es war echt filmreif.
‹ Niemand rührt sich! Hände auf den Tisch! ›
Als ob eine von uns eine Knarre dabeigehabt hätte. Sie haben allerdings nicht damit gerechnet, dass es da drin so dunkel sein könnte. Layla hat sofort die Kerzen ausgeblasen, und Kirsty hat die Buchstabenkarten verschwinden lassen. Ich weiß nicht, wohin – in ihren Ausschnitt gesteckt oder was. Jedenfalls waren sie nicht mehr da, als der Verwalter den Lichtschalter gefunden hatte. Das Glas war auf dem Boden zersplittert. Nichts weiter als ein Wasserglas. Sie haben erwartet … keine Ahnung … uns mit ein paar Ecstasy-Pillen oder so zu erwischen.»
«Haben sie euch durchsucht?»
«Nein. Layla hatte inzwischen ihre Kippen rausgeholt. Ganz normale Rothmans, weißt du, und die hatte sie über den Tisch verteilt, als wäre sie grade dabei gewesen, eine Runde auszugeben. Ist echt ein schlaues Aas. Man konnte richtig sehen, wie sich die
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