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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Erleichterung auf dem Gesicht des Konrektors ausgebreitet hat, nachdem er festgestellt hatte, dass hier nichts lief, was er der Polizei melden musste. ‹Also, Mädchen, weil gerade das Schuljahr zu Ende ist, werde ich jetzt nur diese ekelhaften Zigaretten konfiszieren und die Sache auf sich beruhen lassen. › Trotzdem   …»
    «Das war wirklich schlau von ihr.»
    «Allerdings.»
    «Und was macht deine Mom jetzt? Erzählt sie Amys Eltern, wie es wirklich war?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Oder versucht sie mit dieser Layla zu reden?»
    «Ja», sagte Jane nüchtern. «Ich fürchte, genau das wird sie machen – und dabei hat sie nicht die
geringste
Ahnung davon, was für eine total bösartige Hexe Layla sein kann. Und wenn ich sie davor warne, sieht es so aus, als wollte ich noch was anderes verheimlichen. Mich kotzt echt alles an, Irene.»
    Er küsste sie sanft auf die Lippen.
    «Na gut», sagte Jane. «Mit einer Ausnahme.»
    Sie schmiegte sich an ihn, legte ihm die Hand in den Nacken und zog seinen Kopf zu sich. Dann versanken sie in einen langen Kuss.
    Gerade begann Jane, sich ein bisschen weniger wie eine überarbeitete Hausfrau zu fühlen, als sie hörten, dass unten im Hof die Türen von Dafydds neuem Jaguar zugeschlagen wurden. Ein Lachen klang zu ihnen herauf. Und dann begann etwas an Eirion, dem Mr.   Alles-schon-erlebt, dem großen Liebhaber, irgendwie kleiner zu werden.
    Bald darauf schlich sich Jane in ihr Zimmer, legte sich ins Bett und starrte wütend an die Decke. Sie war von Amy und Layla zum Sündenbock gemacht worden; sie war benutzt worden, um ihrer eigenen Mutter zu schaden. Es war einfach nicht zum Aushalten.

16   Mafia
    Lol gab der Frau des Vikars zur Begrüßung die Hand.
    «Ich stehe nicht auf», sagte sie.
    Simon St.   John sagte: «Du denkst bestimmt, das sagt sie jedes Mal.»
    «Geh und hol mir was zu trinken, Simon.» Isabel sprach mit walisischem Einschlag. Sie war mollig, hatte hellbraunes Haar, auf dem goldfarbene Lichtreflexe spielten, und einen offenen Blick. «Du brauchst dich nicht zu beeilen. Lass mir Zeit, deinen Freund ein bisschen kennenzulernen.»
    «Ich kann auch etwas zu trinken holen», bot Lol an.
    Isabel funkelte ihn an. «Setz dich hin!»
    Simon machte sich auf den Weg zur Bar. Er trug Jeans und einknittriges, kragenloses Hemd. Der Vikar an seinem freien Abend. Es war nach neun Uhr abends, und mehr als die Hälfte der Plätze im
Hop Devil
war besetzt.
    Isabel trug ein weit ausgeschnittenes Glitzeroberteil. Lol sah über ihren Rollstuhl hinweg Gerard Stock im Schatten des weit hervorspringenden Kaminsimses sitzen. Also hatte ihn der Wirt wieder reingelassen.
    Stock saß allein vor einem Guinness und einem großen Whiskey auf einer Bank. Er hatte den Arm auf die Rückenlehne gelegt und lächelte ins Leere, als würde er einer unsichtbaren Freundin zuhören. Lol musste an die Hopfenfrau denken und fühlte sich einen Moment lang unbehaglich.
    «Bist du eigentlich katholisch, Lol?», fragte Isabel ziemlich laut. «Ich habe nämlich beschlossen, dass es Zeit für mich ist, nach Lourdes zu gehen, aber man muss einen Katholiken dabeihaben, oder? Sonst funktioniert es nicht.»
    «Stimmt das wirklich?»
    «Was?»
    «Dass man einen Katholiken dabeihaben muss.»
    «Tja,
er
fährt jedenfalls nicht mit mir hin, und seinen Verein kannst du sowieso vergessen, wenn es um Wunderheilungen geht», sagte Isabel. Dann lachte sie. «Ich bin von einer ziemlich hohen Mauer gefallen, Lol. Ist schon lange her. Also, damit haben wir
dieses
Thema hinter uns. Und jetzt erzähl mir: Was macht ein hübscher Junge wie du so ganz allein hier in der Provinz?»
     
    Simon hatte gesagt, dass er mit seiner Frau jeden Montagabend in den Pub ging. So konnten sich auch diejenigen Gemeindemitglieder mit ihnen unterhalten, die ihre Probleme lieber in einem inoffiziellen Rahmen besprechen wollten.
    Er hatte Lol eingeladen, sie zu begleiten, und erklärt, dass Isabelgerne neue Bekanntschaften machte. Sie kam nämlich nicht sehr viel aus dem Haus.
    Also hatte Lol seine üblichen Vorbehalte gegen Dorf-Pubs zurückgestellt. Ohnehin glaubte er, Simon ein paar Drinks zu schulden. Die erste Aufnahme des Frome-Songs   – Lol hatte an den Stellen, an denen noch Text fehlte, gesummt – war viel stärker und gefühlvoller geworden, als er erwartet hatte. Und das lag natürlich einzig und allein an dem Cello. Das Cello, mit seinen dunklen, tiefen und samtigen Klängen, war zur Seele des Frome geworden.
    Simon hatte sich

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