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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hat, dass der arme alte Schwuli Stewart von der Bildfläche verschwindet?»
    Lol richtete sich auf. Hier kam ein neues Thema an die Oberfläche wie unsichtbare Tinte zwischen den Zeilen eines beschriebenen Blattes. Er hörte Lakes Freundin sagen: «Das reicht. Ich rufe jetzt an.» Doch niemand achtete auf sie.
    Schließlich sagte Adam Lake: «Steck das Ding weg. Soll er sich doch selbst fertigmachen. Sind genügend Zeugen hier. Wir können morgen mit meinem Anwalt reden.» Er trat in den freien Raum zwischen Simon und Stock. «Also, Stock, jetzt reden wir mal Klartext. Sie glauben, dass jemand anderer als die beiden verurteilten Männer Ash ermordet hat, ist es das?»
    «Jetzt geht’s ans Eingemachte», murmelte Isabel.
    Lake sagte gelassen:
«Also?»
Entweder war er unglaublich arrogant, oder er hatte wirklich nichts zu verbergen.
    Stock hob sein Bierglas und trank es in aller Ruhe leer.
    «Und? Was ist?» ,
brüllte Lake plötzlich. «Jetzt haben Sie Angst, es auszusprechen? Schiss gekriegt, weil Zeugen dabei sind.» Er stützte sich auf Stocks Tisch. «Stock, verdammt nochmal, glauben Sie denn wirklich, ich würde
alles
tun, um an dieses Haus zu kommen? Glauben Sie wirklich, ich würde einen   …
Mord
dafür begehen? Für eine baufällige Hopfendarre? Haben Sie mal
mein
Haus gesehen? Wissen Sie, wie
ich
wohne? Sie spekulieren darauf, dass ich Ihnen für diese Bruchbude eine abartige Summe anbiete, das ist es doch, oder? Und nur, damit ich Sie loswerde? Sind Sie noch normal? Sind Sie
krank

    Mit ein bisschen Bierschaum im Bart sah Stock ihn an und stellte dann sein Glas einen Fingerbreit von Lakes Hand entfernt auf den Tisch. Er sagte nichts. Er hatte sein Ziel erreicht: Lake verlor die Beherrschung.
    «Jetzt hören Sie mir mal zu   …
Gerard
. Alle sollen mir zuhören   …» Wild blickte Lake sich um, und Lol sah Unreife in denAugen des hochgewachsenen Mannes aufflackern, als hätte man eine Vierzig-Watt-Birne in eine Straßenlampe geschraubt. «Da haben Sie sich den Falschen ausgesucht, Mann.» Lake beugte sich wieder zu Stock vor. «Das hätte bei meinem Vater nicht funktioniert, und bei mir funktioniert es auch nicht.» Sein Gesicht war nur noch Zentimeter von dem Stocks entfernt. «Sie können mitsamt Ihren eingebildeten Geistern in diesem Loch sitzen bleiben, solange Sie wollen, Sie jämmerlicher Schwachkopf.»
    Wie ein schmuddeliger Buddha ließ Stock einen sanften Blick ein paar Sekunden auf den zornsprühenden Augen und den gefletschten Zähnen Lakes ruhen, bevor er seine eigenen Augen verdrehte und sein Körper leicht erschauerte.
    Lol wusste, was kommen würde, und Lake ebenso, doch es war zu spät.
     
    Simon stand mit Lol vor dem Pub. Über ihnen spannte sich ein seidiger, tiefblauer Nachthimmel.
    Simons weißes Hemd war von dunkelbraunem, feuchtem Erbrochenem überzogen. Der gute Hirte. Es war Simon gewesen, der Gerard Stock aus dem Pub geführt hatte. Stock hatte im Leben vermutlich schon oft genug jemanden aufs Glatteis geführt, Nummern abgezogen und Leute so lange provoziert, bis sie ihn zusammenschlagen wollten. Lol vermutete, er war inzwischen schon so sehr auf eine Abreibung gefasst, dass sich sein Stoffwechsel vollständig auf diese höchst effektive Art der Abwehr eingestellt hatte.
    Nachdem es passiert war, hätte ihn Lake k.   o. schlagen können, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber Lake hatte nur eins gewollt. Er war in die Herrentoilette gerannt, um sich die widerliche Brühe abzuwaschen – an den anderen Gästen vorbei, die vor Ekel schrien   –, und auf dem Weg blindlings mit Simon zusammengestoßen.
    Also stank jetzt auch Simon nach Stocks Erbrochenem. Stockdagegen lehnte sauber und trocken und sehr lässig an der Außenmauer des Pubs.
    «Mit Ihnen hat man es wirklich nicht leicht, Gerard», sagte Simon. «An Ihnen perlt so etwas einfach ab, oder?»
    «Ich bin ein Überlebenskünstler, Simon», sagte Stock.
    «Sie gehen am besten nach Hause. Lake kommt garantiert gleich raus, weil er sich umziehen will. Wenn er Sie hier sieht   … er ist ziemlich kräftig, Gerard. Und er hat reichlich schlechte Laune.»
    Stock schnaubte verächtlich.
    «Sie haben ihn praktisch des Mordes an Stewart bezichtigt. Und zwar vor einem Haufen Zeugen.»
    «Oh nein.» Stock straffte sich. Abgesehen von dem Schweißfilm auf seinem Gesicht wirkte er vollkommen nüchtern. «Sie haben nicht richtig zugehört, Simon. Ich habe eine Frage gestellt, das war alles. Ich habe gefragt, wer Stewart sonst

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