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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sinn?»
    Lol nickte. «Ein Haufen Geld, gute Ausbildung, aber nicht halb so clever wie Stock. Trotzdem   …» Er wandte sich an Simon. «Hör mal, was du über Exorzismus gesagt hast   …»
    Sie waren beim Pfarrhaus angekommen. Gegen die dunklen Hügel und das dichte Hopfenlaub auf den Feldern hoben sich seine weißen Mauern hell schimmernd ab; es wirkte beinahe symbolisch.
    «Gibt es da etwas, das du mir nicht erzählst?», fragte Lol.
    Simon antwortete nicht, sondern ging zum Gatter hinüber und öffnete es. Isabel legte ihre Hand auf Lols Arm und drückte ihn leicht. «Weißt du, es gibt manchmal Dinge, die er nicht in Worte fassen kann. Verstehst du, was ich meine?»

17   Behaglichkeit und Freude
    Egal. Es ging jetzt nicht mehr darum, etwas vertraulich zu behandeln, jetzt nicht mehr. Merrily knipste die Schreibtischlampe im Spülküchenbüro an und nahm den Telefonhörer in die Hand. Abends um Viertel vor elf würde sie sich damit vermutlich nicht sehr beliebt machen.
    Doch die Lage hatte sich geändert. Sie hatte keine Namen nennen können, solange ihre sämtlichen Informationen von Hazel Shelbone stammten. Aber jetzt verfügte sie über eine weitere und vermutlich verlässlichere Informationsquelle.
    Verlässlich?
Merrily setzte sich an den Schreibtisch und wählte Robert Morrells Privatnummer.
Wirklich?
    Die kleine Jane Watkins, die gerade die Erfahrung machte,dass man im Leben auch die Ferien nicht umsonst bekam, war mal wieder ihren esoterischen Interessen gefolgt. Auch wenn sie diese spiritistischen Sitzungen nicht selbst organisiert hatte, so war sie doch
beteiligt
gewesen, wenn auch eher am Rande.
    Am Rande?
Sie hatte ihren Finger auf diesem verdammten Glas gehabt!
    Sie ließ das Telefon bei Morrell endlos lange läuten. Er war bestimmt schon im Bett, weil er am nächsten Tag sehr früh zu seiner Urlaubsreise aufbrechen wollte, und schlief den Schlaf der Gerechten. Das Telefon würde auch seine Frau und seine Kinder wecken – tja, es ist immer schwer, Kinder am Vorabend einer Ferienreise zum Einschlafen zu bringen.
    Merrily fragte sich, wie gut Jane in dieser Nacht wohl schlief. Wenn sie allerdings ernsthaft darüber nachdachte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie selbst mit sechzehn – ein schwarzgekleideter Siouxie and the Banshees-Fan mit schwarzem Lippenstift – zu ihren Freundinnen gesagt hätte: ‹Nein, lasst das mal lieber, das ist so was wie die Psychoversion von russischem Roulette›, um sich dann umzudrehen und unter allgemeinem Hohngelächter wegzustolzieren wie eine blöde Streberin.
    Das hätte sie nicht mal gemacht, wenn sie eine Pfarrerstochter gewesen wäre.
    «Ja?» Die Frau klang nicht verschlafen, aber begeistert konnte man es auch nicht gerade nennen.
    «Mrs.   Morrell? Könnte ich bitte mit Ihrem Mann sprechen? Es tut mir leid, dass ich so spät anrufe. Ich bin Merrily Watkins.»
    «Einen Moment.» Inzwischen klang sie eindeutig gereizt.
    Merrily wartete. Es blieb die Tatsache, dass Jane ihr auch hinterher nichts von der Sache erzählt hatte, obwohl sie wusste, dass sie ihr vertrauen konnte. Das tat weh. Merrily hatte geglaubt, sie hätten die Zeit der Heimlichtuereien hinter sich. Sie hatte geglaubt,sie könnten inzwischen über alles reden. Sie hatte geglaubt, sie wären Freundinnen, verflixt nochmal.
    Der Telefonhörer am anderen Ende der Leitung wurde aufgenommen. «Mrs.   Watkins, ich muss Ihnen sagen, dass wir uns in weniger als sieben Stunden mit drei Kleinkindern auf den Weg zum Flughafen machen müssen.»
    «Hören Sie, es tut mir wirklich sehr leid. Aber es gibt noch etwas, das ich wissen muss, und wenn ich bis morgen gewartet hätte, hätte ich es hinter Ihrem Rücken getan, was   …»
    «Wenn es um das geht, was ich vermute, wäre es mir tausend Mal lieber, wenn Sie sich hinter meinem Rücken damit befassen würden   …» Langsam beruhigte sich Morrell etwas. «Also gut, entschuldigen Sie. Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns. Ich brauche unbedingt Urlaub. Fangen Sie an.»
    «Ich fasse mich auch kurz. Wie ich gehört habe, ist diese Sache von einem Mädchen namens Layla Riddock organisiert worden.»
    Er atmete hörbar aus. «Und jetzt wollen Sie wissen, ob mich das überrascht?»
    «Ich merke schon, dass Sie nicht sonderlich überrascht sind.»
    «Bevor wir weiterreden», sagte Morrell, «müssen Sie eins wissen: Falls mich irgendwann jemand fragen sollte, haben Sie nichts von dem, was ich Ihnen jetzt sage, von mir. Und das meine ich vollkommen

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