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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ja, dass er ein Mann mit unbeschränkten finanziellen Mitteln und einer Menge Freunde in hohen Positionen ist.»
    «Nicht so hoch wie die Position meiner Freunde, sage ich immer gern.» Konnte es wirklich so simpel sein? Shelbone verdirbt Layla das Vergnügen, sich als Schicksalsgöttin fühlen zu können, und aus Rache machte Layla seiner Tochter Angst?
    Morrell sagte: «Und mein zweiter Rat an Sie ist, Shelbone in Ruhe zu lassen.»
    «Befürchten Sie, er könnte versuchen, mich zum Christentum zu bekehren?»
    «Wenn Sie mehr über David Shelbone wissen möchten, dann reden Sie mit Ihrem Freund Charlie Howe. Er wird Ihnen erzählen, was für ein Fanatiker das ist – damit meine ich nicht nur die Religion, denn das würde Ihnen vermutlich ohnehin nicht als Fanatismus erscheinen. Abgesehen davon hat der arme Kerl zurzeit aber noch ganz andere Probleme. Ich   … ich habe es heute Abend gehört. Seine Tochter hat heute Nachmittag einen Selbstmordversuch unternommen.»
    Merrily erstarrte.
    «Das kommt zu dieser Jahreszeit leider häufiger vor», sagte Morrell. «Die Kinder glauben, sie hätten in den Prüfungen zu schlecht abgeschnitten und deswegen wäre alles aus. Das hat vielleicht überhaupt nichts mit unserer Geschichte zu tun, also will ich darüber jetzt auch nicht spekulieren.»
    «Was hat sie sich angetan?» Ein Zentimeter Zigarettenasche fiel auf den Schreibtisch.
    «Ist sie eine Freundin von Jane?»
    «Was hat sie gemacht?»
    «Überdosis Tabletten, glaube ich. Liegt jetzt im Bezirkskrankenhaus. Sie haben sie noch rechtzeitig gefunden,
glaube ich

    Merrily schloss die Augen und sah wieder vor sich, wie sich der Penny in der Luft drehte.
    «So etwas ist immer furchtbar», sagte Morrell. Genau wie Merrily musste er in dem Augenblick zwei und zwei zusammengezählt haben, in dem er den Namen Shelbone ausgesprochen hatte.
    Aber er musste eben um sieben Uhr am Flughafensein.
    «So   … wenn das alles war, gehe ich jetzt schlafen», sagte er.
     
    Merrily rief Dennis Beckett an; er wusste nichts von Amys Selbstmordversuch. Er schien die Neuigkeit kaum verkraften zu können. «Aber ich habe doch mit ihr
gebetet
», sagte er beinahe gereizt. «Wir haben
zusammen
gebetet.» Und dann fügte er ohne große Überzeugung hinzu: «Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn sie noch zu einem Arzt gegangen wäre.»
    «Das wollten ihre Eltern nicht.»
    «Als
ich
von ihr weggegangen bin, war sie jedenfalls seelisch ausgeglichen», sagte er.
    Und woher wollen Sie das so genau wissen?
    Merrily fragte ihn, ob er Amys Eltern am nächsten Tag besuchen würde. «Sie betreuen die Gemeinde doch zurzeit noch, oder?»
    «Warum musste das bloß passieren?», jammerte Dennis.
    Damit meinte er vermutlich: Warum musste das passieren, während Jeff Kimball im Urlaub war.
    «Was wollen Sie von mir, was soll ich herausfinden?», fragte er schließlich resigniert. Es war eindeutig, dass er mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben wollte.
    «Könnten Sie bitte feststellen, ob ihre Eltern zu einem Gespräch mit mir bereit sind?», sagte Merrily.
     
    Nach dem Telefonat schaltete sie die Schreibtischlampe aus, starrte im Dunkeln auf die rote Leuchtanzeige des Anrufbeantworters und fragte sich, wie sie mit dem Fall umgegangen wäre, wenn sie von Anfang an von Layla Riddock gewusst hätte.
    Als sie das Licht wieder anschaltete, war es halb zwölf, und nichts war klarer geworden. Sie rief Huw Owen an, der niemals zu schlafen schien.
    «Ich habe die Münze geworfen», sagte sie. «Sie hat mir zwei Mal die Zahl gezeigt: kein ruheloser Geist.»
    «Und wie haben Sie sich dabei gefühlt, junge Frau?»
    «Komisch.»
    «Kommen Sie, reden Sie wie ein erwachsener Mensch, ja?»
    «Sorry. Ich habe Vereinzelung gespürt. Transzendenz. Kleines Ich, großer Gott. Außerdem war ich die ganze Nacht in der Kirche, nur ist es mir   … nicht so lange vorgekommen.»
    «Wie lange?»
    «Sechs Stunden sind mir wie – ich weiß auch nicht – weniger als zwei erschienen. Und man schläft schließlich nicht im Knien ein, oder?»
    «Kontraktion der Zeit, was?»
    «Und es war   … tiefgreifend, bewegend, begeisternd – all das. Aber ich versuche, mich nicht davon mitreißen zu lassen, weil es überhaupt nicht zu dem passt, was hinterher hier draußen in der echten Welt passiert ist. Ich habe einen ziemlich schwierigen Tag hinter mir, Huw.»
    «Verdammt.» Sie hörte ihn pfeifend die Luft einziehen. «Glauben Sie denn immer noch, Gott würde es

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