Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten hinter sich bringen werden, zu Geld kommen und noch ein langes, glückliches Leben vor sich haben.»
    «Was hat sie benutzt? Eine Kristallkugel?»
    «Das weiß ich nicht. Zwischendrin hat sie den Leuten auf jeden Fall aus der Hand gelesen. Ist ja auch egal. Irgendwann ist jemandem vom Kollegium aufgefallen, dass Laylas Kunden nicht gerade glücklich aussahen, wenn sie wieder herauskamen. Dann ist eine ältere Dame totenblass hinter dem Vorhang hervorgetreten und wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Eine Lehrerin hat ihr einen Stuhl und eine Tasse Tee gebracht und erfahren, dass Layla dieser Dame aus der Hand gelesen hatte, es wäre an der Zeit, ihre Angelegenheiten zu ordnen, weil sie
nicht mehr   … lange   … hätte .»
    «Oh.»
    «Genau. Diese Dame war nicht die Einzige, der Layla so etwas erzählt hat, wie wir festgestellt haben. Einer Schwangeren zum Beispiel hat sie gesagt, sie solle sich auf das Schlimmste gefasst machen. Oder, wie es Layla ausgedrückt hat: ‹Ich sehe ein Welken in Ihrem Schoß.›»
    «Das haben Sie alles noch am gleichen Tag herausgefunden?»
    «Nein, nicht alles. Ein paar Geschichten haben wir erst später gehört. Aber die Atmosphäre war schon an dem Abend   … na ja, es herrschte nicht gerade die Behaglichkeit und Freude, die man sich auf einem Weihnachtsbasar gewünscht hätte.»
    «Ist sie denn nicht gestoppt worden?»
    «Oh doch. Einer der Väter hatte schon Krach geschlagen, bevor die meisten mitbekommen hatten, dass sie den Leuten Geld abnahm, um ihnen Krankheit und Tod vorauszusagen. Der Vater hat religiöse Gründe für seine Kritik geltend gemacht. Am Ende mussten wir zu meiner Schande genau dieses Argument benutzen, damit die Sache zu einem Ende kam.»
    «Hat irgendwer hinterher mit Layla darüber gesprochen? Ist sie gefragt worden, warum sie so etwas mit den Leuten gemacht hat?»
    «Ich habe sie am darauffolgenden Montagmorgen zu einem Gespräch einbestellen lassen. Reine Zeitverschwendung. Das Mädchen behauptete, sie würde überhaupt nicht verstehen, warum wir uns alle so aufregen. Sie hätte einfach nur ihre übersinnlichen Eingebungen weitergegeben. Sie hat behauptet, von der Seite ihres Vaters aus einer uralten Zigeunerfamilie zu stammen – von der Seite ihres leiblichen Vaters. Ich wollte, dass sie einen Termin mit dem Schulpsychologen macht   …»
    Merrily schrieb: Zigeuner   – Jane fragen.
    «…   aber meine Stellvertretung hat es mir ausgeredet. Keinen unnötigen Wirbel veranstalten.»
    «Hat sich denn auch eine von den Schülerinnen von ihr die Zukunft voraussagen lassen?»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Wer war denn der Vater, der sich zuerst beschwert hat?»
    «Ein religiöser Spinner. Sorry, ich
sollte
sagen: ein gläubiger Mann, den es entsetzt hat, dass so etwas in einem Erziehungsinstitut überhaupt erlaubt wird. Anfänglich hat er gedroht, damit zum Schulamtsleiter zu gehen.»
    «Wie heißt er?»
    «Ist das von Bedeutung?»
    «Vielleicht.»
    «Shelbone.» Eine nachdenkliche Pause folgte. «David Shelbone.Seine Tochter geht in die vierte Klasse. Und leider arbeitet er in der Stadtverwaltung. Er kennt den Schulamtsleiter persönlich.»
    Merrily achtete darauf, unaufgeregt weiterzusprechen. «Weiß Layla das alles?»
    «Na ja, natürlich. Jeder weiß das. Ich   … wir haben Shelbone zuerst nicht ernst genommen   … jedenfalls war er noch irgendwo im Gebäude, als ihm jemand gesagt hat, dass Layla mit ihren Weissagungen immer noch die Leute verängstigt. Da kam er natürlich zurück und schrie:
Im Namen Gottes, beenden Sie diese Verruchtheit!
Peinlich, kann ich Ihnen sagen.» Morrell gluckste in sich hinein. «Aber ich glaube, danach hat sich niemand mehr von Layla etwas weissagen lassen wollen. Ein paar Minuten später ist Zigeuner-Layla mit hocherhobenem Kopf und einem verächtlichen Lächeln aus der Turnhalle stolziert. Krise beigelegt.»
    «Dachten Sie.» Merrily saß im Licht ihrer Schreibtischlampe und versuchte sich zu erinnern, ob Jane diese Geschichte erwähnt hatte. Doch sie war erst wieder im Januar zur Schule gegangen, und da war die ganze Aufregung möglicherweise schon wieder vorbei gewesen.
    «Das ist alles, was ich Ihnen erzählen kann», sagte Morrell. «Wenn Sie allerdings vorhaben, diese andere Sache weiterzuverfolgen, gebe ich Ihnen zwei Ratschläge. Erstens: Wenn Sie vorhaben, etwas gegen Layla Riddock zu unternehmen, dann denken Sie daran, dass Sie dann automatisch Allan Henry gegen sich haben. Und Sie wissen

Weitere Kostenlose Bücher