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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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verbringen, war alles andere als begeisternd. Aber sie befanden sich jetzt auf dem letzten Abschnitt ihrer Expedition, und die Spannung an Bord stieg. Irgendwo vor ihnen, wahrscheinlich auf der Außenseite der Neptun-Schale, existierte jemand oder etwas, das selbst Zeus Kopfzerbrechen bereitete.
    Das Institut für Solaristik verfügte über fast keine Informationen über die Neptun-Schale oder den dahinter liegenden Hades-Raum. Lediglich der geschätzte Abstand der Schale zur Sonne war bekannt, und Ancors Anfrage an den Schiffscomputer brachte ebenfalls nur wenig Licht ins Dunkel.
    NEPTUN-SCHALE: MAN GEHT DAVON AUS, DASS SIE SICH AUF DER UMLAUFBAHN DES FRÜHEREN SOLAREN PLANETEN NAMENS NEPTUN BEFINDET, DER WAHRSCHEINLICH BEIM BAU DER SCHALE ZERSTÖRT WURDE. GESCHÄTZTE ENTFERNUNG VON DER SONNE 4,5 MILLIARDEN KILOMETER. SIEHE TABELLE FÜR SCHÄTZUNGEN ANDERER WICHTIGER DATEN. IN DER KLASSISCHEN MYTHOLOGIE WAR NEPTUN DER GOTT DER MEERE. ER SCHLIEF IN DER GESTALT EINES DELPHINS MIT AMPHITRITE UND TRAT FÜR ÄHNLICHE TÄUSCHUNGEN IN ANDERER GESTALT AUF.
    »Hört sich nach einem Mann für Sine an«, murmelte Ancor.
    HADES: VORLÄUFIGE BEZEICHNUNG FÜR DEN RAUM JENSEITS DER NEPTUN-SCHALE. DIE THEORIE POSTULIERT EINE WEITERE SCHALE, DIE PLUTO-SCHALE, DIE DIESEN RAUM ABSCHLIESST, ABER DIE EXISTENZ EINER SOLCHEN SCHALE IST NICHT BEWIESEN. IN DER KLASSISCHEN MYTHOLOGIE WAR PLUTO DER GOTT DER UNTERWELT, UND DER NAME BEZEICHNETE EBENSO DIE HÖLLE.
    »Wie ermutigend!« sagte Ancor und wandte sich ab, um sich praktischeren Beschäftigungen zu widmen.
    Bei früheren Expeditionen hatte Zeus wiederholt versucht, sie an der freien Bewegung durch Solaria zu hindern. Die Tatsache, daß diese Versuche diesesmal ausblieben, legte den Schluß nahe, daß Zeus es begrüßte, daß Menschen anderer Schalen sich der Probleme auf der Neptun-Schale annahmen. Allerdings konnten sie sich nicht auf Zeus’ Wohlwollen verlassen. Die großen Entfernungen zwischen und auf den Schalen hatten Zeus dazu veranlaßt, halbautonome Exekutivzentren einzurichten, um örtliche Angelegenheiten wie Auswanderung, Betrieb der Exis-Speichen und Wartung der Proto-Sonnen zu überwachen. Aber der gewaltige Computer-Komplex war jetzt über drei Milliarden Kilometer entfernt, und eine Anweisung von Zeus an eines der Exekutivzentren war mindestens drei Stunden unterwegs.
    Da Zeus menschliche Reisen durch Solaria streng reglementierte, war es durchaus möglich, daß ein lokales Zentrum Maßnahmen gegen die sich frei bewegende Shellback einleitete. Selbst wenn Zeus gegen eine solche Entscheidung sein Veto einlegte, würden sechs Stunden bis zum Eintreffen seines Befehls vergehen. Ancor hatte nicht die Absicht, sich von einem trügerischen Gefühl der Sicherheit einlullen zu lassen, und während des Flugs durch den Nepturan-Raum suchte jedes Ortungsgerät an Bord der Shellback die gewaltige Ausdehnung des Raums vor ihnen nach potentiellen Gefahrenquellen ab. Den Ortungsergebnissen zufolge lag vor ihnen nur Leere, aber Ancor schickte dennoch in regelmäßigen Abständen einen Torpedo voraus, um sicherzustellen, daß ihr Weg frei war.
    Sie hatten auf diese Weise nahezu die Hälfte des Flugs hinter sich gebracht, als etwas völlig Unerklärliches geschah, an das sie nie auch nur im entferntesten geglaubt hätten, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Der Radar und die elektronischen Orter blieben stumm, aber alle lichtempfindlichen Instrumente warnten sie plötzlich vor einer seltsamen Erscheinung auf ihrem Kurs. Ancor stürzte sofort an die Orter, doch auf den meisten Wellenlängen bekam er kein Bild. Erst als er sich auf die enge Bandbreite des sichtbaren Lichts beschränkte, hatte er Erfolg. Was er sah, verblüffte ihn.
    Denn mitten in der öden Leere des Nepturan-Raums hing ein gewaltiges Auge.
    Seine Wahrnehmung wurde von Sine Anura bestätigt, die gerade in der Beobachtungskuppel ihr tägliches Sportpensum absolvierte. Sie stieß einen kurzen, überraschten Schrei aus und flüchtete sich zu Maq, der staunend vor den Orterschirmen saß.
    »Was, zum Teufel, ist das? Wie kann es mitten im Weltraum ein Auge geben?«
    »Das ist unmöglich, Sine. Dieses Ding ist größer als eine Käfigwelt, trotzdem sieht es wie…«
    »… ein lebendes, menschliches Auge aus«, beendete sie seinen Satz.
    »Genau.« Er überprüfte bereits in rascher Folge die Orter. »Aber es ist gänzlich immateriell. Keine Masse, keine Materie, einfach nichts. Hol Cherry. Ich möchte wissen,

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