Der Tyrann von Hades
verursacht haben. Der großen Zahl der Exis-Generatoren auf der Innenseite nach zu urteilen, ist sie sowieso nicht sonderlich stabil. Ich glaube nicht, daß sie noch einmal eine Verschiebung dieses Ausmaßes wagen, ganz besonders nicht in diesem Teil des Äquators.«
»Da ist noch eine Sache, die ich mir nicht erklären kann. Wenn diese Leute – der Tyrann oder wer auch immer – wirklich so mächtig und clever sind, warum haben sie so große Angst vor uns und der Shellback?«
»Ich vermute, die Antwort ist im psychologischen Bereich zu suchen. Es ist ihnen bewußt, daß sie Zeus aufgescheucht haben, und jetzt warten sie gespannt, wie der gewaltige Computer-Komplex sein Dilemma zu lösen gedenkt. Plötzlich taucht die winzige Shellback auf, die wahrscheinlich das erste bemannte Fahrzeug ist, das den Nepturan-Raum durchquert hat. Es schießt eines ihrer wichtigen Weltraum-Beobachtungssysteme in Stücke und hat offensichtlich die Absicht, geradewegs zur Außenseite der Schale vorzustoßen. Ich vermute, daß sie uns mit Zeus’ Vergeltung verwechseln und uns zu vernichten versuchen, um auf Nummer Sicher zu gehen.«
»Sei ehrlich, Maq, haben wir irgendeine Chance gegen sie?«
»Die Logik spricht dagegen. Aber wir dürfen eines nicht vergessen: Land-a hat ursprünglich dieses sonderbare Team – bestehend aus mir, dir und Cherry – zusammengestellt. Wir haben es nie vermocht, die Logik dahinter nachzuvollziehen, aber wir sind eine Mischung aus seltenen Talenten, die bis jetzt jedes Problem gemeistert hat, mit dem man sie konfrontierte. Cherrys genialer Umgang mit der Holo-Technik, deine Meisterschaft in der Kunst der Verführung in Kombination mit den Fähigkeiten, die du deinen Fischvorfahren verdankst, und meine Ausbildung als Mörder haben uns ins Zentrum Solarias gebracht und bringen uns jetzt in die Randzone. Was immer zwischen uns Dreien entsteht, es scheint zu funktionieren.«
»Aber das alles geschah, bevor uns jemand mit Zeus’ langem Arm verwechselte.«
»Dieser Punkt macht mir Sorgen. Im Grunde genommen sind wir hier, weil Zeus Land-a beeinflußte. Verwechselt uns Zeus selbst mit seinem langen Arm?«
Da Ancor die Position der zerstörten Käfigwelt jetzt genau kannte, konnte er die Position derjenigen errechnen, die er im ersten Anlauf nicht hatte finden können. Sie benötigten drei Tage, um zu dem errechneten Punkt zu gelangen, wo dann auf den ersten Blick klar wurde, warum er ihnen bisher entgangen war. Der Käfigwelt-›Vulkan‹ ging völlig in einem gewaltigen Gebirgszug unter, und der polierte Kraterrand, der in den Zwischenraum führte, fand sich in einem zehn Kilometer tiefen Tal, das nur bei einem direkten Überflug sichtbar war.
Die Orter suchten die Öffnung nach möglichen Fremdkörpern ab und berechneten die Heftigkeit der Turbulenzen. Die Werte bewegten sich im üblichen Rahmen, und sie beschlossen, den Durchflug zu wagen.
Das Schiff ging unter dem Kommando des Autopiloten in den Sinkflug. Ancor hatte zuvor genaue Vorgaben in den Schiffscomputer eingegeben. Sollten die Umweltbedingungen auch nur um wenige Prozent von diesen Werten abweichen, würde innerhalb von Sekundenbruchteilen das Notfallprogramm einsetzen und sie aus der Gefahrenzone bringen. Da Ancor damit den größten Teil seiner üblichen Überwachungsfunktion automatisiert hatte, konnte er sich auf der Liege ausstrecken und den Flug auf den Orterschirmen verfolgen. Die Darstellung wurde von den Turbulenzen etwas verzerrt, aber ansonsten bemerkte er nichts Ungewöhnliches und er gab sich ganz dem ehrfurchteinflößenden Anblick hin, als sie in das riesige Loch in der Schale eindrangen und schließlich die ›eingesperrte‹ kleine Welt sichtbar wurde, die friedlich im Zwischenraum schwebte.
Erst als sie die Turbulenzen hinter sich ließen und die ersten Ausläufer der Atmosphäre der Käfigwelt berührten, bemerkte Ancor etwas Seltsames. Er schätzte das, was er sah, nicht als ernst genug ein, um ihren Flug abzubrechen, aber er schaltete das Notfallprogramm aus und wies Cherry an, die Steuerung zu übernehmen und so langsam wie möglich den Sinkflug fortzusetzen. Unterdessen widmete er sich den Instrumenten. Kurz darauf stieß er auf die Antwort. Stickstoff und Sauerstoff lagen zwar in der Atmosphäre in einer Verteilung vor, die sie atembar machte, aber ein Großteil des Sauerstoffs besaß die falsche Molekularstruktur. Statt zweier Sauerstoffatome waren drei pro Molekül gebunden, was die Luft für Menschen giftig
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