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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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begrenzte Kapazität zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft, aber die künstliche Neutralisierung der Massenträgheit wartet noch darauf, erfunden zu werden.«
    »Tut mir leid, Cherry! Du hast recht. Aber ich habe einfach ein komisches Gefühl bei der Sache. Ich schlage dir einen Kompromiß vor. Gib einen Kurs in den Autopiloten ein, der uns zurück in den Nepturan-Raum bringt, solltest du aus irgendeinem Grund die Kontrolle über die Shellback verlieren.«
    »Ich habe es noch nie jemandem verraten, Maq, aber so verfahre ich bei jedem Durchflug zu einer Käfigwelt.«
    »Dann hast du mir etwas voraus. Mir ist jetzt erst aufgegangen, was für eine kluge Vorkehrung das ist.«
    Cherry beschleunigte die Shellback auf die geringste Geschwindigkeit, die einen sicheren Flug durch die Turbulenzzone noch ermöglichte. Carli, Tez und Sine zogen sich in die Rettungskokons zurück und befanden sich so in relativer Sicherheit. Cherry schnallte sich im Cockpit an, und Ancor auf der Liege am Schiffscomputer. Dann setzten sie, gesteuert vom Autopiloten, zum Durchbruch an. Anfangs verlief der Flug nach Plan. Die Zonen unterschiedlichen Drucks und unterschiedlicher Temperatur waren zwar extrem, aber so kleinräumig, daß die meiste Zeit mehrere verschiedene Kräfte an der Shellback zerrten und sich so ausglichen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
    Ancor, der sich ganz auf der Liege zurücklehnte, konnte von seiner Position aus die dahinhuschenden Zahlenkolonnen auf den Schirmen des Computers verfolgen. Gleichzeitig war es ihm möglich, die Orterschirme im Auge zu behalten, auf denen sich Bilder der Krateröffnung abzeichneten. Als sich das kleine Schiff in die Öffnung stürzte, sah er nur noch die nackten Wände von allen Seiten. Obwohl die Öffnung einen Durchmesser von nahezu 10.000 Kilometern besaß, fingen die ausgezeichneten elektronischen Kameras der Shellback jedes noch so kleine Detail der glatten Felsoberfläche ein.
    Dann fluchte Ancor plötzlich und drückte den Alarmknopf, den er an seine Handfläche gebunden hatte. Von Angst und Faszination zugleich gelähmt sah er, wie die gewaltigen Wände um sie herum einstürzten und zerbrachen, als das Exis-Feld, das den Zwischenraum der Käfigwelt und die Zugänge stabil hielt, ausgeschaltet wurde. Aberbillionen Tonnen Fels wurden von der Schwerkraft der Schale in die Öffnung gerissen, und der Druck stieg so stark an, daß die Felsen schmolzen und wie Wasser zerflossen. Unversehens hatte sich die Öffnung in den Kessel eines überdimensionalen Hochofens verwandelt.
    Ancor erhaschte einen kurzen Blick auf die Käfigwelt weit unter ihnen, deren Rotation jäh gestoppt wurde, als die umgebende Schale auf sie einstürzte. Der Schwung der abgebremsten Rotation wurde als zusätzliche Hitze freigesetzt, und plötzlich brach die armselige kleine Welt auseinander und verwandelte sich langsam in einen Strudel weißglühender Materie, aus der feurige, tausend Kilometer lange Protuberanzen schossen. Die Käfigwelt und die umliegende Materie vereinigten sich zu einem Wirbel rotierender, überhitzter Masse, der sich immer schneller drehte und einen Trichter bildete, in den die Shellback wie von einem Magneten hineingezogen wurde. Eine Hand aus Anziehungskräften griff nach dem kleinen Schiff, versetzte es in Drehung und zog es erbarmungslos in den Höllenschlund.
    Der Anblick des rotierenden Abgrunds lähmte Ancor. Er konnte nichts unternehmen. Die Shellback folgte bereits dem Notfallprogramm des Autopiloten, und er konnte das Donnern der Triebwerke hören, die sich bemühten, das kleine Schiff aus dem Inferno herauszubefördern. Aber gegen die Kräfte, die um sie herum am Werk waren, kamen die Maschinen nicht an. Der gierige Trichter aus rotierendem Feuer zog die Shellback immer tiefer zwischen seine teuflischen Wände.
    Sie verdankten ihre Rettung lediglich einem glücklichen Zufall. Als die Masse der Schale die Käfigwelt zerquetscht hatte, waren die Atmosphäre, das Wasser und alle flüchtigen Stoffe dieser Welt eingeschlossen worden. Die Hitze und der Druck hatten sie zu einer riesigen, weißglühenden Gasblase geformt, die die Position der vormaligen Käfigwelt einnahm. Plötzlich durchbrach das Gas seinen Panzer und schoß mit unbändiger Macht in den Nepturan-Raum. Der Gasstrahl erfaßte die Shellback, riß das kleine Schiff mit sich und warf es auf weißglühenden Flügeln aus der kollabierenden Öffnung. Sobald die Shellback das Netz elektromagnetischer Kräfte verlassen hatte,

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