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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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war. Bei Unternehmungen wie dieser arbeitete die Sicherheitspolizei stets in Zweierteams.
    »Nein«, antwortete Tweed, »so habe ich das dem Hotelportier nicht gesagt. Wir fahren zur Grenze, ja. Aber wir warten, bis ich Ihnen sage, daß wir zurückfahren wollen. Das kann einige Zeit dauern.«
    »Kein guter Platz für langes Warten«, erwiderte Arponen, und seine Augen blickten im Rückspiegel forschend auf Tweed.
    »Das werde ich beurteilen«, sagte Tweed scharf. »Ich zahle für die Fahrt.«
    Der Grenzübergang bei Imatra ist kein Checkpoint Charlie. Der Ort hat nichts Dramatisches an sich; er ist einsam und trostlos.
    Das Taxi hielt.
    Tweed stieg aus, streckte die Beine und sah sich um. Eine rot und orange gestreifte Schranke sperrte die Straße, über allem lastete eine geradezu fühlbar brütende Stille. Am Rand der Straße stand ein ebenerdiges weißes Haus, und an zwei Metallpfählen hing ein großes orangefarbenes Schild mit Anweisungen.
    In der linken oberen Ecke des Schildes befahl eine ausgestreckte schwarze Hand: Stopp! In der rechten oberen Ecke war das primitive Bild einer Fotokamera mit einer diagonalen roten Linie durchgestrichen. Kameras verboten! Darunter stand in fünf Sprachen, Finnisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch und Französisch:
    »Grenzgebiet. Betreten nur mit besonderer Genehmigung.«
    Tweed blickte zu dem Schild hoch, als ein Grenzsoldat in olivgrüner Uniform und nach oben spitz zulaufender Uniformkappe, eine Maschinenpistole an der rechten Hüfte, auftauchte und zu dem Taxifahrer ging.
    Sie unterhielten sich einige Minuten lang, dann machte der Soldat kehrt und ging ins Haus. Tweed sah durchs Fenster, daß er telefonierte. Er ging zum Fahrer zurück.
    »Was war los?«
    »Er wollte wissen, wer Sie sind – und auf wen Sie hier warten. Ich glaube nicht, daß ihn meine Antworten befriedigt haben. Er ruft jetzt jemanden an. Ich glaube, wir sollten fahren …«
    »Ich befinde mich hier auf finnischem Boden. Ich sehe keinen Grund zur Besorgnis.«
    »Ich rate Ihnen, sofort einzusteigen.«
    »Ich danke Ihnen – für den Rat. Aber ich bleibe noch einige Zeit.
    Das habe ich im Hotel an der Rezeption gesagt, von wo man Sie angerufen hat.«
    Tweed kehrte dem Fahrer den Rücken zu, um das Gespräch zu beenden, und ging weg. Er wußte, daß es riskant war, zu warten.
    Es war höchst unwahrscheinlich, daß ein Lastwagen voller Russen plötzlich über den Hügel käme, über den die Straße jenseits der Grenzschranke führte; es war unwahrscheinlich, daß man ihn ergriff, in den Wagen warf und über die Grenze verschleppte. All das war höchst unwahrscheinlich. Aber unmöglich war es nicht.
    Der blaue Himmel war verschwunden. Ein Meer düsterer Wolken braute sich oben zusammen. Er blickte nach Südosten, wo der Wald dichter war, als er es je gesehen hatte. Nichts bewegte sich in der trostlosen Landschaft. Der dunkle Wald erstreckte sich ins Endlose. Er schaute hinüber in die Sowjetunion.
    Er ging zum Taxi zurück, kletterte in den Fond, schloß die Tür und machte es sich wieder bequem. Er dachte an Bob Newman, fragte sich, ob er ihn je wiedersehen würde. An Ingrid, die mit wachsender Besorgnis im Hotel wartete.
    Er hatte ihr erlaubt, mitzukommen, weil er sie so besser im Auge behalten konnte. Er hatte damit gerechnet, daß Mauno Sarin ihn überallhin verfolgen lassen würde – und recht behalten. Wenn es zum Schlimmsten kam, würde Eskola sie nach Helsinki zurückbringen.
    »Können wir jetzt fahren?« fragte Arponen in fast flehendem Ton.
    »Nein. Wir müssen noch warten …«

38
    Karlow hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß der Tür zum Nebenzimmer hastig drehte. Das Geräusch bereitete ihn auf einen von Lysenkos Ausbrüchen vor; dann kam der General auch schon ins Zimmer gestürmt.
    »Ein Anruf via Helsinki ist eben von Poluschkin hereingekommen. Er ist Tweed nach Imatra gefolgt. Imatra! Kommen Sie und sehen Sie sich das auf der Karte an …«
    »Ich weiß, wo Imatra liegt.«
    Aber Lysenko war ins Nebenzimmer zurückgegangen. Karlow folgte ihm, dabei seinen Uniformrock geradeziehend. Es war eine seiner Gewohnheiten in Augenblicken der Krise.
    An der Wand des Zimmers hatte Lysenko eine Karte von Finnland befestigt. Als Karlow hineinkam, setzte der General einen behaarten Finger auf Imatra. Er war in großer Erregung. Ein Gedanke wischte durch Karlows Gehirn: er war der falsche Mann auf diesem Posten. Als Befehlshaber einer Division in der Schlacht mochte Lysenko erstklassig sein – nicht

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