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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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dem Ostblock auslaufen, und alle Flughäfen.«
    »Was ist mit den Zügen?«
    »Ich denke nicht, daß er sie benützt. Er will schnell raus, braucht ein Transportmittel, das ihn rasch hinter den Eisernen Vorhang bringt.«
    »Gibt es ein bestimmtes Gebiet, auf das man sich konzentrieren sollte?«
    »Ja. Skandinavien.«
    Der Anruf von Laila Sarin kam etwa eine Stunde später.
    »Mr. Tweed? Hier ist Laila.«
    Ihre Stimme klang nervös und außer Fassung. Tweed umklammerte den Hörer fester. Er stellte sich sofort darauf ein, sie zu beruhigen, wie ein lieber Onkel mit ihr zu reden.
    »Laila, ich freue mich, so schnell von ihnen zu hören. Ich fürchte, ich habe Ihnen diesmal keine leichte Aufgabe gestellt. Aber warum sage ich so etwas? Alles, was Sie bisher für mich zu tun hatten, war schwierig …«
    »Ich habe Sie schon früher zu erreichen versucht. Vor dem Wochenende. Eine Dame nahm das Gespräch an und sagte, Sie wären nicht da.«
    »Was stimmte. Nun, wie steht die Sache?«
    »Sehr schlecht. Ich habe Sie warten lassen. Es tut mir leid. Ich traf den Engländer, wie erwartet – am Flughafen. Ich überredete ihn, sich von mir zu seinem Hotel, dem ›Kalastajatorppa‹, bringen zu lassen.« Sie buchstabierte, und er kritzelte den Namen auf seinen Notizblock. »Ich verbrachte viel Zeit mit ihm und erzählte ihm, daß seine Frau mich vor zehn Tagen aufgesucht habe. Er stellte eine Menge Fragen nach dem, was sie mit mir geredet hatte.«
    Sie gab knappe, genaue Angaben, und Tweed kritzelte wie wild auf seinen Block. Alles, was Alexis erwähnt oder gefragt hatte. Bis ins Detail Lailas Gespräche mit Newman. Er kritzelte weiter. Er hätte das Gespräch auf Band aufnehmen können, aber sie sollte nicht wissen, daß er über eine solche Möglichkeit verfügte. Zudem erschien es ihm unfair, eine Bandaufnahme zu machen, ohne es ihr vorher zu sagen. Tweed hatte eine Schwäche für dieses finnische Mädchen. Dann kam der springende Punkt.
    »Mr. Tweed, ich ging heute früh wieder in sein Hotel, um mich mit ihm zu versöhnen, aber er war nicht mehr da. Er ist mit einem Hubschrauber abgeflogen, von einer Privatlinie. Er hat seine Hotelrechnung bezahlt und sein Gepäck mitgenommen. Ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
    »Von wo rufen Sie an?«
    »Von meiner Wohnung. Ich wartete, bis der Hubschrauber zurückkam, aber der Pilot saß allein drin. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, mir zu sagen, was geschehen war. Ich glaube, Bob – Mr.
    Newman – hat ihm genug Geld gegeben, damit er den Mund hält.
    Es tut mir wirklich leid. Ich habe Sie noch nie hängenlassen, aber diesmal ist mir elend zumute.«
    »Sie haben Ihre Sache viel besser gemacht, als Sie denken. Ich werde Ihnen Geld anweisen lassen. Dieselbe Bank wie früher?«
    »Mr. Tweed!« Ihre Stimme schwoll um etliche Dezibel an. »Ich habe gerade erst angefangen! Sie glauben doch nicht, ich lasse mir Mr. Newman so einfach durch die Maschen gehen? Ich nehme ganz Helsinki auseinander, bis ich ihn gefunden habe – das hier ist
meine
Stadt!«
    Tweed war über ihre Heftigkeit und ihre Entschlossenheit, weiterzumachen, verblüfft. Er hatte die Zähigkeit und Charakterfestigkeit dieses Mädchens arg unterschätzt. Er blinzelte Monica zu, die ihn beobachtete.
    »Ich schicke Ihnen trotzdem Geld – vielleicht etwas mehr, als ich beabsichtigte. Sie werden Kapital brauchen.«
    »Wie immer bekommen Sie von mir eine genaue Spesenabrechnung«, sagte sie steif. »Ich rufe an, sobald ich ihn habe. Auf Wiedersehen inzwischen.«
    Tweed legte den Hörer auf und hatte endlich Zeit, sich zu wundern. Wie wild begann er, seine Brillengläser zu polieren. War das ein Fall, bei dem die Amateure den Profis den Rang abliefen? So etwas war schon vorgekommen.
    »Etwas nicht in Ordnung?« fragte Monica zögernd.
    »Meine ärgsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Newman ist uns abhanden gekommen.«

9
    In Leningrad war es der Morgen des 3. September, Montag. General Lysenko kam in voller Uniform in sein Büro und warf seinen Mantel auf die schäbige Ledercouch. Hauptmann Valentin Rebet saß bereits hinter seinem Schreibtisch und studierte einige Blätter, die mit dem Stempel »Höchst geheim!« versehen waren.
    »Die Dinge haben sich entwickelt«, informierte ihn Rebet. »Nicht unkritisch.«
    »Und so geht das dann weiter, eine Krise nach der anderen …«
    Lysenko blickte sich im Raum um und zündete sich eine Zigarette an, die dritte heute. Die Wände waren mit grauen Aktenschränken verstellt, von

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