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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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springen! Dein Herz wird anschwellen wie wahnsinnig geworden, überall wird es hinreichen, wenn du aufwachst!
    Dein Bild ist immer auf meinem Schirm, im Büro und zu Hause. Nie blende ich dich aus – wenn ich am Bildschirm arbeite, bleibst du immer in einem Fenster präsent. Ich schalte dein Bild nur dann weg, wenn ich in meinem Büro nicht allein bin, das geschieht selten.
    Peter, niemals habe ich mit jemandem so viel geredet wie mit dir, seit du im Koma liegst.

    Sondra war nicht zu uns ins Werk gekommen, sondern in Philadelphia geblieben. An dem Tag, an dem sie Peter das einzige Mal besuchte, sah ich Cathleen Nebe zum letzten Mal. Zunächst bemerkte ich Sondra gar nicht, weil sich meine Gedanken noch bei der Frau mit der Beinprothese befanden, die im Gang auf und ab gelaufen war. Eine junge hübsche Frau mit braunen Haaren in einer schwarzen Bikerjacke mit jeder Menge Aufnähern, in einem Minirock. Das rechte Bein war weit über dem Knie amputiert, das linke steckte in einem Lederstiefel. Augenscheinlich machte sie die ersten Gehversuche mit der unverkleideten Kunststoffprothese. Sie versuchte schnell zu gehen, ein sie begleitender Pfleger hielt schüchtern Abstand. Sie war stark geschminkt, hatte knallrote Lippen, schwarzumrandete Augen und lange künstliche Wimpern. Vor Peters Krankenzimmer kam sie ins Taumeln, mehrmals drehte sie sich auf der Stelle, sie warf den Oberkörper vor und zurück und breitete die Arme aus, nahm sie erst hoch, dann herunter. Dabei gab sie überhaupt keinen Laut von sich. Sie blickte mich wütend an und wäre umgefallen, wenn nicht ein herbeigeeilter Arzt dem Pfleger etwas zugerufen hätte, der jetzt seine Zurückhaltung überwand und die Frau um die Taille fasste. Sie legte einen Arm um seine Schultern. Dabei rutschte ihre Lederjacke hoch und ermöglichte den Blick auf ein rotes Top, das ihren Bauch freiließ.
    Sondra telefonierte am weitgeöffneten Fenster, mit beiden Ellenbogen auf das Fensterbrett gestützt, den Oberkörper hinausgelehnt.
    »Er hat gesagt, Ihr Vorgänger habe ihn unfair behandelt?«
    –
    »Hat er mit seinem Gehalt angefangen?«
    –
    »Kündigen Sie ihm.«
    –
    »Sie haben nichts Konkretes in der Hand?«
    –
    »Er ist Ihnen unangenehm. – Wenn ein Problem auf den Tisch kommt, reagieren Sie sofort.«
    Sie ging mit dem Geschäftsführer oder dem Personalchef einer Firma, die D’Wolf gerade gekauft hatte, eine Liste mit Führungskräften durch. D’Wolf behandelt die Mitarbeiter sehr pfleglich. Entspricht jemand nicht den Erwartungen und ist der Bereich, in dem er arbeitet, kein echtes Problem, bekommt er eine zweite Chance. Ein Mitarbeiter in einem Bereich, der gut funktioniert, wird prinzipiell nicht freigesetzt. Aber mit Akquisitionen ist D’Wolf nicht so zimperlich.
    »Sie haben nicht die Zeit, sich Gedanken zu machen, ob es sich um mangelndes Vertrauen handelt oder nicht. Wenn er nichts gesagt hat, müssen Sie davon ausgehen, dass er die Dinge entweder nicht kennt oder dass er sie vor Ihnen verheimlichen will.«
    –
    »Die Hälfte der Zeit mit Kunden beim Golfspielen? Da muss ich doch nichts mehr sagen!«
    Als sie mich erblickte, richtete Sondra sich eilig auf. Ihr von zwei schmalen Trägern gehaltenes türkisfarbenes Top war nach unten gerutscht, man sah den trägerlosen BH, hastig zog sie das Top zurecht. Sie trug den Pencil protector, darin der rote, der gelbe und der blaue Kugelschreiber, an einem Band um den Hals, wie ein Schmuckstück. Mit einem Kopfnicken gab sie mir die Hand, während sie ins Telefon sprach: »Warten Sie ab, wie er sich bei der Budgetplanung verhält.«
    Während ich mich zu Peters Krankenbett hinwandte, ging die Tür auf, und der Krankenhausalltag flutete in das Zimmer hinein. Der Chefarzt machte in Begleitung seiner Assistenzärzte und einiger Studenten Visite. Zwar waren die Narben auf Peters Schädel verheilt, aber weil man regelmäßig seine Gehirnströme untersuchte, wurde sein Kopf weiter rasiert. Ich bestand darauf, dass ihm die Schwestern die Perücke aufsetzten, die ich für ihn gekauft hatte. Die schwarzen Haare der Perücke waren fülliger als seine eigenen, das weiße Kopfkissen verstärkte den Effekt.
    Ich kam nicht zu Peters Krankenbett. Kaum hatte der Chefarzt mit seinem Tross das Zimmer verlassen, summte mein Telefon. Cathleen Nebe hatte einen Zwischenstopp auf Berlin Brandenburg Willy Brandt und wollte mich sehen.
    Ich musste mich beeilen, aber ich kam nicht aus dem Krankenhaus heraus. Nach wie vor wurde der

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