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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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Eingangsbereich umgebaut, davor stauten sich die Menschen auf dem Gang. Weil ich mich in dem Krankenhaus immer nur verlaufen hatte, wagte ich es nicht, umzukehren und es durch einen Seitenausgang zu verlassen. Als ich schließlich das Portal erreichte, sah ich den Grund für den Stau: Vor dem Eingang hatte sich ein Stromkabel von einem der Baustromverteiler gelöst, funkensprühend fuhr es über den Boden, der gerade betoniert wurde. Eine Fläche war schon fertig, in einer anderen lagen die Stahlmatten noch offen. Jedes Mal, wenn das Kabel Kontakt zu einer der Matten bekam, fuhr ein Blitz durch die Luft. Weit und breit war kein Arbeiter oder Techniker zu sehen. Der Eingangsbereich lag nicht im Radius des wild zuckenden Stromkabels, dennoch mieden ihn die Besucher und drückten sich an der Vorderfront des Krankenhauses entlang. Die Stromversorgung der Baustelle war völlig unfachmännisch eingerichtet, ein Fehlerstrom-Schutzschalter hätte verhindern müssen, dass das Kabel noch unter Strom stand. Eine Firma, die auf dem Werksgelände so arbeiten würde, hätte ich sofort hinausgeworfen.

    »Let go of me!«
    In dem Finger, der vom Gate ins Flugzeug führte, wurde plötzlich tumultartiger Lärm hörbar.
    »Back off!«
    Zwei Sicherheitskräfte führten einen US-Amerikaner – der Akzent war eindeutig – gegen seinen Willen vom Flugzeug zurück in das Gate. Sie schoben und zerrten ihn – einen Kopf größer als sie, machte er rudernde Bewegungen mit seinen Armen und blieb immer wieder stehen. Wenn er wirklich gewollt hätte, er hätte die beiden leicht abschütteln können. Ein dritter trug die schwarze Aktentasche des Mannes hinterher.
    »I need to go to Paris!«
    Jetzt erst erblickte ich Cathleen Nebe, die ebenfalls von zwei Sicherheitskräften eskortiert wurde. Sie blieb stehen, ein Sicherheitsmann legte ihr die Hand auf die Schulter, wütend schüttelte sie den Kopf, so dass ihre Haare dem Mann beinahe durch das Gesicht fuhren, doch sie ging weiter, der Mann zog seine Hand zurück.
    Cathleen Nebe hatte mich am Flughafen in einem Café treffen wollen, aber ich war im Stau steckengeblieben. Sie beorderte mich zum Gate. Der Flughafen wird weiter ausgebaut, D’Wolf liefert die komplette Elektroausrüstung, ich habe einen Ausweis, der mich berechtigt, auch ohne Ticket jederzeit einen Teil des Flughafens zu betreten. Als ich schließlich am Gate anlangte, war das Boarding schon abgeschlossen.
    Die Sicherheitsleute bugsierten den Amerikaner und Cathleen Nebe zur Wartezone hin, da kam der Kapitän des Flugzeugs angelaufen. Der Amerikaner wollte sich bei ihm beschweren und hob protestierend die Hände, das nutzten die beiden Männer, um ihn so gegen einen Sitz zu stoßen, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als sich hinzusetzen. Der seine Aktentasche getragen hatte, warf sie auf den Sitz daneben und stützte sich auf seine Schulter, damit er nicht wieder aufstehen konnte, dabei riss das Jackett des Amerikaners an einer Ärmelnaht. Cathleen Nebe sollte sich ebenfalls setzen. Einer der Männer wollte sie anfassen, zornrot im Gesicht holte sie mit der rechten Hand aus, machte dann aber nur mit der offenen Handfläche eine abwehrende Geste und nahm freiwillig Platz.
    Der Kapitän baute sich vor dem Passagier auf, reckte drohend den Zeigefinger und brüllte:
    »No one gets back on board! That’s my call!«
    Als er sich umdrehte, erhob sich Cathleen Nebe. Einer der Sicherheitsleute trat an sie heran, aber derjenige, der die Aktentasche getragen hatte, schüttelte den Kopf, offensichtlich war er der Ranghöchste.
    Cathleen Nebe ging dem Flugkapitän nach und bat ihn zu warten. Sie – dabei zeigte sie auf den sitzenden, tief durchatmenden Amerikaner – hätten einen dringenden Termin in Paris. Der Flugkapitän sagte schneidend: »You misunderstand my position.« Cathleen Nebe entschuldigte sich für sich selbst und ihren Geschäftsfreund, sie hätten nicht gestritten, nur sehr laut diskutiert, es passiere nicht wieder. Der Kapitän gab zurück, er habe die Flughafenpolizei verständigen lassen, sie werde sich des Vorfalls annehmen. Dabei hielt er den Zeigefinger so nahe vor Cathleen Nebes Gesicht, dass er fast ihre Nase berührte.
    Sie wurde dadurch abgelenkt, dass eine Flugbegleiterin dem abgelehnten Passagier eine riesige schwarze Brille brachte, die dieser sofort aufsetzte. Er hatte lange Haare, einen Bart auf der Oberlippe, dazu einen Kinnbart und sehr lange Koteletten. Cathleen Nebe fand keine Gelegenheit, ihr

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