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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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konnte man im Internet erfahren, ein chinesischer Forschungssatellit war verglüht.
    Minutenlang stand Peter still, den Türgriff in der Hand, bis er sich entschloss einzusteigen. Er schaltete die Scheinwerfer ein, ließ jedoch den Motor nicht an. Ein Windstoß wehte ein gefaltetes weißes Blatt auf seinen Wagen zu, es flog ein paar Meter über dem Boden und verlor stetig an Höhe, wie ein Flugobjekt, das entweder ferngesteuert wurde oder selbst seinen Kurs bestimmte, der genau zu Peters Auto führte. Als ob es den Beobachter von diesem Gedanken abbringen wollte, drehte sich das Blatt ein paarmal um die eigene Achse, doch es landete auf der Windschutzscheibe von Peters Wagen, wo es liegen blieb.
    Eine Zeitlang wartete er darauf, dass das Blatt aus der Mitarbeiterzeitschrift von D’Wolf, ich zoomte es heran, herunterfallen oder zur Seite geweht werden würde. Schließlich stieg er aus. Ehe er das Blatt zusammenknüllte und in den nächsten Papierkorb warf, las er aufmerksam den Artikel.
    Anschließend blieb Peter, ohne loszufahren, hinter dem Steuer sitzen. Zuerst war Burgi neben ihm, dann Sondra, dann wieder Burgi, dann erneut Sondra. Wenn ich daran zurückdenke, kommt es mir wie ein Film vor, der über die gesamte Länge dieselbe Einstellung zeigt und in dem das Nacheinanderauftreten der Protagonisten durch Überblendung dargestellt wird.
    Die Lichter auf dem Parkplatz leuchteten genau die Vordersitze von Peters Wagen aus. Ich konnte sehen, wenn er sprach, wenn Burgi oder Sondra redete. Alle machten nur wenige Worte, dazwischen erstreckten sich lange Pausen. Sondra war unablässig in hastiger Bewegung begriffen, sie streckte den Arm aus und berührte Peters Wange, sie fasste nach seiner Hand und wollte ihm in die Augen sehen. Burgi verschränkte die Arme hinter dem Kopf und rutschte lässig nach vorn – wenn sie zuhörte, wenn sie etwas äußerte, drehte sie sich entschlossen zu Peter hin und machte den Mund weit auf. Es klingt absurd: Ihre Lippen – blendeten derart, dass ich ihre Gesichtszüge nicht mehr wahrnehmen konnte.
    Am nächsten Tag taten wir beide, als sei nichts gewesen. Peter sah sehr müde aus, ich machte eine Anspielung, er erklärte, er habe die halbe Nacht auf dem Parkplatz verbracht. Die vom Sonnensturm verursachte Röntgenstrahlung hatte die Kommunikation zwischen den Satelliten und der Erde gestört. Er war mit einem Kunden verabredet, als er die Adresse des Restaurants außerhalb von Leipzig in das Navigationssystem eingab, tat sich nichts, das GPS war abgeschaltet. Das sei ihm Anlass gewesen, im Auto sitzen zu bleiben und nachzudenken. Er erzählte nicht, dass er nicht allein nachgedacht hatte. Der Kunde hatte vergebens gewartet, Peter hatte ihm nicht abgesagt.

    Eine Fliege umschwirrte Sondra, die in einem Besprechungsraum auf Burgi wartete. Die Fliege setzte sich auf ihre Stirn über die rechte Augenbraue, Sondra zuckte mit der Braue, die Fliege verschwand kurz aus dem Kamerabereich, um sich zielsicher unter die Augenbraue auf das Augenlid zu setzen. Ich hätte sofort versucht, mir die Fliege mit den Fingern aus dem Gesicht zu wischen, Sondra zuckte nur mit dem Lid. Die Fliege zögerte, ehe sie wieder losflog. Der Anblick ekelte mich. Da klopfte es energisch an meiner Tür. Auf den Gängen wurde der Teppichboden ausgetauscht, das Fertigungslos war fehlerhaft gewesen. Ich hatte veranlasst, dass der Belag in meinem Büro ebenfalls ersetzt wurde, ich wollte keinen Farb- oder Materialunterschied zwischen dem Boden auf dem Korridor und dem in meinem Büro. Der alte Teppichboden war entfernt, der neue noch nicht verlegt. Ein Paar klobiger Schuhe warf Schatten durch den Spalt unter der Tür in den Raum. Die Fliege ließ sich auf Sondras Oberlippe nieder und kroch in ihr rechtes Nasenloch. Es pochte so stark an der Tür, dass diese erzitterte. Die Schatten unter der Tür wurden länger, auf dem Boden zeichneten sich die Umrisse zweier Beine ab. Als ich wieder auf den Bildschirm blickte, kroch die Fliege aus Sondras Nasenloch heraus, ich hätte schwören können, aus dem linken. Jetzt erst fasste sie mit der Hand zum Mund, um die Fliege zu verscheuchen. Die Schattengestalt, die durch den Spalt unter der Tür eingedrungen war, hatte sich aufgerichtet. Sie beugte sich über mich und den Bildschirm. Ich erschrak so, dass ich von meinem Sessel aufsprang, jedoch sofort das Gleichgewicht verlor. Während ich hinfiel, hatte ich das Gefühl, die Hände der Schattengestalt griffen nach mir, sie zogen

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