Der Überraschungsmann
denen ich wunschlos glücklich war.
An der Kasse zu den Wasserspielen saß ein netter junger Kerl, der mir ordnungsgemäß dreißig Tickets verkaufte und mich kaum eines Blickes würdigte. Als Lisa sich dann als Letzte durch den Eingang schob, kam er sofort aus seinem Häuschen gesprungen: »Gehört sie zu Ihnen?«
»Ja. Warum?«
»Ist das Ihre Tochter?«
»Nein … Warum?«
»Kann ich mal deine Handynummer haben?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich schwanger bin?«
»Komm, pflanz mi net – wo bist du denn schwanger?«
»Sie IST schwanger!«, sagte ich streng und schob das achselzuckende Lieschen vor mir her, indem ich schützend den Arm um sie legte.
»Ja! Bäh! Ist sie!«, rief Paulinchen und streckte ihm die Zunge raus.
»Das glaube ich nicht! Von wem willst du denn schwanger sein?«, rief der Bursche enttäuscht.
»Von meinem Mann!« Lisa lachte und warf die Haare in den Nacken.
»Frecher Kerl!« Charlotte schüttelte den Kopf. »Mama, wir müssen echt auf Lisa aufpassen.«
Wir hatten keine Zeit für Privatgespräche, die Gruppe drängelte sich bereits um den Fürstentisch, bereit für eine kalte Dusche von unten. Oder wussten die Italiener etwa nicht, was da jetzt gleich auf sie zukommen würde?
»Mama, verarschst du die jetzt?«
»Klar!« Ich warf meinen Mädels einen verschmitzten Blick zu.
» Signore e signori , die Wasserspiele wurden vor vierhundert Jahren erfunden, und zwar von besagtem Fürstbischof Markus Sittikus, der an diesem Tisch seine Gäste bewirtete. Bitte nehmen Sie doch einmal Platz!«
Das ließen sich die fröhlichen Italiener nicht zweimal sagen. Erschöpfte Hintern sanken auf marmorne Hocker. Es wurde wieder heftig palavert, gelacht und diskutiert. Ich selbst setzte mich natürlich wohlweislich an den Kopf des Tisches. Das war der einzige Platz der trocken bleiben würde.
Lisa und die Kinder lehnten an der steinernen Balustrade und zwinkerten mir verschwörerisch zu.
»Zehn, neun, acht …«
»Gleich kreischen sie.«
»Sieben, sechs, fünf, vier …«
»Mal sehen, wer von denen sitzen bleibt.«
» Drei, zwei, eins …!«
Der Brunnenmeister betätigte unauffällig einen Hebel, und bei »Null« schossen fingerdicke Wasserstrahlen aus den Hockern. Markerschütternde Schreie aus dreißig Italienerkehlen, und meine drei Mädels lachten sich kaputt.
Erschrocken sprangen die Italiener auf und sahen aus, als hätten sie sich allesamt in die Hose gemacht.
»Tja, meine lieben Herrschaften! Solche Späße dachte sich der Fürstbischof damals aus! Und die Höflichkeit gebot es seinen Gästen, so lange auf der Fontäne sitzen zu bleiben, bis der Gastgeber sich erhob und das Fest beendete.«
Ich saß immer noch gelassen auf meinem trockenen Thron.
Die Italiener überlegten nicht lange, setzten sich mit voller Absicht wieder auf die Fontänenhocker und ließen sich abkühlen. Das Gekreisch und Geschnatter erfüllte den ganzen Hellbrunner Park. Ich überließ sie ihrer kindlichen Freude. Wieder bildeten sich Regenbogen in der nassen Pracht, und man fotografierte sich gegenseitig, nass und begeistert.
»Du hast echt einen tollen Job«, sagte Lisa, die inzwischen für die Mädels und sich ein Eis gekauft hatte. »Hier. Willst du mal beißen?«
Meine Töchter saßen etwas abseits ebenfalls auf den nassen Hockern und genossen die Erfrischung. Ich biss ein Stück von ihrem Schoko-Magnum ab: »Danke. Ja, ich liebe meinen Beruf. Ich wüsste keine Stadt auf der Welt, die so viele wunderschöne Dinge zu bieten hat. Ich bin jedes Mal so stolz und glücklich, wenn ich nur einen kleinen Teil davon zeigen darf.«
»Das machst du auch toll. Vier Sprachen: Hut ab!«
»Danke. Mit dir an meiner Seite macht es gleich doppelt so viel Spaß!« Ich lächelte sie liebevoll an. »Du bist echt eine große Bereicherung für uns, Lisa. Ich bin wahnsinnig froh, dass du in unser Leben gekommen bist.« Ich drückte sie kurz an mich.
Lisa musterte mich fast erstaunt, dann wanderte ihr Blick zu den Touristen, die inzwischen zur nächsten Wasserattraktion wei tergegangen waren und kreischten, als wüssten sie immer noch nicht, dass sie nass gespritzt wurden. So als hätte sie meine Liebeserklärung gar nicht gehört, wechselte sie abrupt das Thema.
»Wenn die Leute aus trostlosen Städten kommen«, sinnierte sie und leckte an ihrem Eis, »wie frustriert müssen die sein, wenn sie wieder zurückfahren müssen?«
Ich schaute sie amüsiert an. »Wie kommst du jetzt darauf?«
»Na ja, hier ist es so
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