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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bewahren.«
    »Ja. Das sieht ihm ähnlich.« Ich war fassungslos.
    »Da habe ich die Unterhaltszahlungen eben ganz diskret auf mich genommen.« Volker atmete scharf aus. »Als Arzt habe ich die Klappe gehalten, und als Vater habe ich gezahlt.« Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm. »Jetzt weißt du es, Herzerl, und ich bin froh darüber.«
    Plötzlich tauchten die neugierigen Gesichter dieser fremden Frauen wieder vor mir auf, die sich über den Kinderwagen gebeugt und »diese Ähnlichkeit!« gerufen hatten. Na, logisch! Fanny war Nathans Kind! Auf einmal war alles klar wie Kloßbrühe! Wie immer, wenn Volker mich von meinen Zweifeln befreite. Und ich hatte doch tatsächlich geglaubt, dass mein Volker … Mein heiß geliebter Mann, der immer für uns da war, sich schützend vor uns stellte und … Hatte ich das WIRKLICH geglaubt? Ich sah, dass Volker langsam begriff.
    »Du hast doch nicht ernsthaft gedacht, dass ich was damit zu tun habe?« Volker schnaubte ungläubig.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte ich schwach. »Wiebke hat so ätzende Bemerkungen gemacht …«
    Enttäuschung glomm in seinen Augen auf. Seine Hände fielen von meinen ab wie welkes Laub. »Du bist auf Wiebkes Stänkereien reingefallen? Du hast mir ernsthaft zugetraut, dass ich was mit Lisa anfange? In meinem eigenen Haus? Dabei kann Wiebke es bloß nicht ertragen, dass wir glücklich sind!«
    »Ja, das habe ich auch gedacht«, pflichtete ich ihm bei. »Aber dann fand ich diesen Überweisungsschein …«
    »Wiebke würde ALLES tun, um unser Glück zu zerstören«, sagte Volker bitter.
    »Weiß Wiebke denn, dass Fanny ihr Enkelkind ist?«
    »Um Himmels willen, NEIN !« Volker verzog das Gesicht, als hätte ich ihn geschlagen. » DU bist die Frau, mit der ich das hier durchziehen will! Oder willst du etwa, dass Wiebke jeden Tag hier sitzt?«
    »Nein, Volker, nein – ich bin ein Idiot!«
    Oh, Gott, ich schämte mich so! Ich spürte die Tränen, die mir schmerzhaft in die Augen stiegen. Hastig blinzelte ich sie weg.
    Er verzog den Mund zu einem traurigen Lächeln.
    »Ehrlich, ein bisschen mehr Vertrauen hätte ich mir schon gewünscht.« Volker nahm wieder meine Hände und sah mich besorgt an. »Du lässt dich doch nicht wirklich von Wiebke verunsichern. Dann hätte sie ja erreicht, was sie will. Uns beide zerstören.«
    Ich liebte ihn so heftig, dass es wehtat. Ich wollte ihn nicht verlieren. Unter keinen Umständen.
    Wie wahnwitzig sich das alles plötzlich aus seinem Mund anhörte. Er und Lisa! Völlig aus der Luft gegriffen! Ich sah ihm ins Gesicht. Konnten diese Augen lügen? Sanft strich ich ihm über die Wange und machte ein reumütiges Gesicht. »Es war nur so ein blöder Verdacht …«, stammelte ich schuldbewusst.
    »Warum sollte ich dich betrügen?« Volker sah mich verständnislos an. »Du bist die perfekte Frau!«
    Ich nickte langsam.
    »Ich liebe dich und keine andere!«
    »Ja, eben!«, stotterte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. »Ich bin ja so FROH , dass du mir die Wahrheit gesagt hast! So froh! Es kommt mir nur so unwahrscheinlich vor!« Ich flatterte mit den Armen wie ein hilfloser Vogel, der nicht abheben kann. »Ausgerechnet Nathan … Emil hätte ich das viel eher zugetraut.«
    Emil mit seinem Temperament und seinem Charme – dem hätte ich eine Liebschaft mit Lisa zugetraut. Der wäre ihr glatt nachgereist, hätte sich Sven entgegengestellt, auf einem Vaterschaftstest bestanden … Aber der maulfaule Nathan?
    »Emil hätte ich genauso gedeckt«, stellte Volker fest. Er sah mir forschend ins Gesicht, als versuchte er meine Gedanken zu lesen. Eine Weile sagte keiner von uns ein Wort.
    »Und wie stehen Lisa und Nathan jetzt zueinander? Ich meine, ich hatte wirklich NICHTS BEMERKT !« Ich spürte, wie mich Erleichterung einhüllte wie eine warme, weiche Zudecke.
    »Deswegen war es ja so vernünftig, dass Lisa nach London gegangen ist«, sagte Volker. Er machte eine vielsagende Pause. »Damit die beiden Abstand gewinnen.«
    Ich nickte verständnisvoll.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem ganz kleinen Lächeln. »Warum gehen wir nicht einfach wieder ins Bett, wir zwei?«
    Mein Herz zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Er wollte jetzt … Sex? Na, der hatte Nerven!
    Volker sagte noch etwas. Sein Mund bewegte sich. Er zog mich an beiden Armen hoch wie einen schlaffen Sack, legte meine Arme um seinen Nacken, und ich fiel ihm entkräftet um den Hals. Der Schock saß

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