Der und kein anderer Roman
kannte, hatte sie kein einziges Mal eine Beschwerde darüber gehört, dass er seine Karriere so abrupt hatte beenden müssen. Er war allerdings von Natur aus niemand, der sich beschwerte, doch war sie sich ganz sicher, dass es ihm entschieden besser gehen würde, wenn er seinen Gefühlen einmal Luft machte.
»Du staust eine ganze Menge in dir auf. Würde es nicht helfen, wenn du über das alles einmal sprechen könntest?«
»Mach keine Psychoanalyse mit mir, Gracie.«
»Das mache ich doch gar nicht! Aber wenn sich das Leben von einem Moment auf den nächsten grundlegend ändert, ist das für keinen eine einfache Sache.«
»Falls du mich jetzt gleich in Tränen ausbrechen sehen willst, weil ich nicht mehr Football spielen kann, kannst du dir die Sache aus dem Kopf schlagen. Ich habe bereits mehr erreicht, als die meisten Leute auf dieser Welt sich überhaupt nur erträumen können. Selbstmitleid gehört nicht zu den Qualitäten, die ich für erstrebenswert halte.«
»Ich kenne niemanden, der weniger Nabelschau betreibt als du. Aber du hast dein Leben um das Footballspiel aufgebaut. Es ist vollkommen natürlich, falls du dieses als Verlust empfinden solltest, wo es nun so abrupt verschwunden ist. Du hast jedes Recht, darüber verbittert zu sein, dass dies deiner Karriere widerfahren ist.«
»Das kannst du mal einem Arbeitslosen erzählen oder jemandem, der kein Dach über dem Kopf hat. Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass er sofort mit mir tauschen wollte.«
»Wenn du diesen Gedanken zu Ende denkst, dann darf niemand, der Essen und ein Dach über dem Kopf hat, jemals wegen irgendetwas unglücklich sein. Aber das Leben ist eben mehr als nur essen und ein Dach über dem Kopf haben.«
Er tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab, wobei er mit dem Ellenbogen ihre Brüste streifte. Das wiederum löste bei ihr eine Kettenreaktion aus. »Gracie, sei mir nicht böse, aber diese Unterhaltung langweilt mich zu Tode.«
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und versuchte herauszufinden, ob die Berührung beabsichtigt gewesen war oder nicht. Doch er gab ihr mal wieder nicht den Hauch eines Hinweises.
Er streckte ein Bein aus, um in seine Jeanstasche zu fassen, wobei der Stoff sich über seinen Hüften spannte. Sie spürte ihren Puls im Hals. »Du hast mich heute schon so genervt, dass ich fast vergessen habe, was ich heute Abend tun wollte.« Er zog etwas hervor und hielt es in seiner geschlossenen Faust. »Wenn wir wirklich alles rekonstruieren wollten, was du in deiner Beziehung zum anderen Geschlecht verpasst hast, müssten wir zu den Doktor-Spielen zurückkehren. Doch ich denke, dass wir uns das schenken und gleich mit der Oberschule beginnen können, als die Dinge sich etwas interessanter gestalteten. Sherri Hopper hat mir nach unserer Trennung unseren Freundschaftsring nicht zurückgegeben,
wir müssen also mit diesem hier vorlieb nehmen.« Er öffnete seine Hand.
In seiner Hand lag der breiteste Männerring, den sie je gesehen hatte. Eine üppige Ansammlung gelber und weißer Diamanten formten drei Sterne und funkelten in der Dämmerung. Der Ring war an eine schwere goldene Kette gehängt, die er ihr jetzt über den Kopf streifte.
Der Ring kam zwischen den Brüsten zum Ruhen. Sie nahm ihn in die Hand und bekam einen leichten Silberblick, als sie ihn betrachtete. »Bobby Tom, das ist ja dein Superbowlring!«
»Buddy Baines hat ihn mir vor ein paar Tagen zurückgegeben.«
»Ich kann doch nicht deinen Superbowlring tragen!«
»Warum denn nicht? Einer von uns muss es tun.«
»Aber …«
»Die Leute in der Stadt werden misstrauisch werden, wenn du keinen Ring trägst. Es wird sie alle unheimlich beschäftigen. Allerdings würde ich mich mit einem Besuch in der Stadt nicht allzu sehr beeilen. Jeder wird ihn anprobieren wollen.«
Wie viele blaue Flecken hatte er hinnehmen müssen, um sich diesen Ring zu verdienen? Wie viele gebrochene Knochen und schmerzende Muskeln hatte er ertragen müssen? Mit dreißig Jahren trug Gracie nun endlich den Ring eines Mannes. Und was für ein toller Ring das war!
Sie ermahnte sich, dass dies alles nur vorübergehend sein würde. Dann erinnerte sie sich daran, welche Gefühle sie damals als Teenager überflutet hatten, als die Mädchen in ihrer Schule einen Ring ihres Freundes an einer Kette um den Hals trugen. Wie sehr hatte sie selbst sich auch einen Ring gewünscht.
Sie musste sich zusammenreißen, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Dies alles war nur gespielt. Sie
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