Der und kein anderer Roman
hatte.
»Wirklich ein Jammer, dass das Haus die meiste Zeit über einfach nur leer stehen wird.«
»Daran können wir nicht allzu viel ändern«, erwiderte Toolee. »Die Touristen werden an den Wochenenden und für bestimmte andere Ereignisse wie zum Himmelsfest hier durchlaufen.«
»Trotzdem ist es ein Jammer, es die restliche Zeit über geschlossen zu halten. Erst recht, wenn man es in diesen Zeiten nutzen könnte, um Menschen zu helfen.«
»Wie meinst du das?«
»Mir ist aufgefallen, dass Telarosa noch kein Seniorenzentrum hat. Dieses Haus ist zwar nicht groß, doch verfügt es über einen Aufenthaltsraum, und das Wohnzimmer ist komfortabel. Meiner Meinung nach wäre es ein idealer Treffpunkt für ältere Leute, entweder um Karten zu spielen oder etwas zu basteln oder gelegentlich sich einen Vortrag anzuhören. Arbor Hills liegt nicht weit weg. Dort steht nur sehr wenig Platz zur Verfügung. Vielleicht könnte man die noch etwas beweglicheren Bewohner mehrmals die Woche für bestimmte Aktivitäten hierher transportieren.«
Toolee stützte begeistert ihre Hände auf die Hüften. »Warum nur bin ich nicht selbst auf diese Idee gekommen?«
»Das ist eine gute Idee«, bestätigte Terry Jo. »Sicher könnten wir ein paar Freiwillige auftreiben, die sich um die Abläufe kümmern könnten. Warum gründen wir nicht einen Ausschuss? Von zu Hause aus werde ich sofort meine Schwiegermutter anrufen.«
Gracie atmete erleichtert auf. In wenigen Wochen würde die Filmfirma hier ihre Zelte abbrechen. Es beflügelte sie zu wissen, dass sie eine kleine Veränderung in dieser Stadt hinterlassen hatte, die sie inzwischen so sehr ins Herz geschlossen hatte und so sehr vermissen würde.
Einige Stunden später parkte Bobby Tom seinen Transporter vor dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Sein Thunderbird war der einzige Wagen, der noch in der Auffahrt stand. Gracie war also noch da, doch die anderen ehrenamtlichen Helfer waren offenbar nach Hause gegangen, um für ihre Familien zu kochen. Während er den kleinen weißen Bungalow betrachtete, beschlich ihn das merkwürdige Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben und er wieder ein Kind war. Fast erwartete er, sein Vater würde mit dem alten roten Rasenmäher aus der Garage treten. Für einen Moment schloss er die Augen. Himmel, wie sehr vermisste er seinen Vater! Einsamkeit überwältigte ihn. Er hatte das Gefühl, von all jenen abgeschnitten zu sein, die in seinem Leben wirklich wichtig gewesen waren. Seit dem Vorfall in San Antonio vor drei Wochen hatten er und seine Mutter lediglich Höflichkeiten miteinander ausgetauscht. Nur äußerst ungern gestand er sich ein, wie sehr er Gracie vermisste. Zwar sah er sie tagsüber während der Filmarbeiten, doch war das nicht dasselbe. Sie behandelte ihn, als wäre er lediglich ihr Chef und erledigte gewissenhaft, was immer er anordnete, dann verschwand sie. Wenn ihm früher jemand gesagt hätte, er würde die Art und Weise vermissen, wie sie ihn zurechtstutzte, hätte er denjenigen für verrückt erklärt. Doch konnte er nicht bestreiten, dass sie in seinem Leben ein klaffendes Loch hinterlassen hatte.
Doch sie musste einfach wissen, wer der Chef im Haus war. Er war sich ziemlich sicher, dass sie dies mittlerweile begriffen hatte. Nun war es an der Zeit, die Dinge wieder einzurenken. Er wollte ihr deutlich zu verstehen geben, dass die Eiszeit vorüber war. Sie konnte zwar verdammt stur sein, doch wenn er erst einmal ihren Redefluss gestoppt hätte und sie sich küssten, würde alles wieder in Ordnung sein. Um Mitternacht würde sie in seinem Bett liegen, genau dort, wo sie hingehörte.
Als er aus seinem Auto stieg, parkte Suzy genau hinter ihm. Sie winkte ihm flüchtig zu, als sie ausstieg, dann ging sie zum Kofferraum und öffnete ihn. Er trat neben sie, als sie einen großen Karton herausholen wollte.
»Was ist das?«
»Deine alten Trophäen von der Grund- bis zur Oberschule.«
Er nahm ihr den Karton ab. »Den hast du doch nicht etwa selbst vom Boden heruntergeholt?«
»Ich bin mehrmals hinaufgeklettert.«
»Du hättest mich anrufen sollen.«
Sie zuckte mit den Schultern. Ihm fielen die Schatten unter ihren Augen und die Blässe ihrer Haut auf. Seine Mutter pflegte sich so sorgfältig, dass er nie geglaubt hätte, sie könne älter werden. Doch heute Nachmittag sah man ihr jedes ihrer zweiundfünfzig Jahre wirklich an. Sie sah unglücklich aus. Er verspürte Schuldgefühle, denn ihm war wohl bewusst, dass er der Grund
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