Der und kein anderer Roman
liegen sah, das Laken um die Hüften geschlungen. Seine Beine waren gespreizt, das eine angewinkelt. Trotz der auffälligen Narben an seinem rechten Knie waren sie kräftig und schön. Auf dem blütenweißen Laken wirkten sie stark gebräunt, und die blonden Haare auf seinen Waden schimmerten in der Morgensonne, die durch die Gardine hindurchdrang. Ein Fuß steckte unter dem Laken am Fuß des Bettes, der andere zeigte einen hohen, wohl geformten Spann. Ihr Blick fiel über die hässlichen roten Narben an seinem rechten Knie, dann wanderte er zu seinen Schenkeln und dem Laken, das um seine Hüften geschlungen war. Wenn doch dieses Laken nur zehn Zentimeter tiefer gelegen hätte …
Sie war selbst überrascht und schockiert über ihren Wunsch, diesen Teil seines Körpers zu sehen. Alle nackten männlichen Körper, die sie in ihrem Leben gesehen hatte, waren alt. Würde Bobby Tom so aussehen wie die Männer im Film von gestern Abend? Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
Er rollte auf die Seite und nahm das Laken mit. Sein Haar war dicht und verstrubbelt, an seinen Schläfen zeigte sich ein Ansatz zu Locken. Die Haut auf seiner Wange hatte vom Kopfkissen eine Falte bekommen.
»Bobby Tom«, flüsterte sie zaghaft.
Ein Auge öffnete sich ein ganz klein wenig, seine Stimme war verschlafen und heiser. »Zieh dich aus oder mach dich aus dem Staub.«
Entschiedenen Schrittes trat sie ans Fenster und zog die Gardine auf. »Heute Morgen bist du aber reichlich schlecht gelaunt.« Als Licht in das Zimmer drang, stöhnte er gequält auf. »Gracie, dein Leben ist ernsthaft in Gefahr.«
»Soll ich die Dusche für dich anstellen?«
»Wirst du mir auch den Rücken schrubben?«
»Das wird wohl kaum notwendig sein.«
»Ich versuche, die Angelegenheit höflich anzugehen, doch offenbar weißt du einen zarten Hinweis nicht zu deuten.« Er setzte sich auf, suchte nach seinem Portemonnaie und zog mehrere Scheine hervor. »Die Taxifahrt zum Flughafen geht auf meine Rechnung.« Er reichte ihr die Scheine.
»Dusch du mal erst, dann sprechen wir darüber.« Hastig verließ sie das Zimmer.
Anderthalb Stunden später bemühte er sich immer noch, sie loszuwerden. Sie eilte den Bürgersteig entlang in Richtung des Memphis Fitnessclub , in der Hand eine weiße Papiertüte mit einem großen Becher frisch gepressten Orangensaft. Erst hatte sie ihn nicht aus dem Bett bekommen können, und dann hatte er ihr erklärt, er könne überhaupt
nicht daran denken loszufahren, bevor er nicht sein morgendliches Gymnastikprogramm absolviert habe. Kaum hatten sie den Eingangsbereich des Fitnessclubs betreten, als er ihr Geld in die Hand gesteckt und sie gebeten hatte, in einem Restaurant um die Ecke einen frisch gepressten Orangensaft für ihn zu holen, während er sich umzog. Als er in der Umkleidekabine verschwunden war, war sein Blick so arglos und unschuldig gewesen, dass er sie nur in der Annahme bestärkte, sie in ihrer Abwesenheit loswerden zu wollen. Und als sie sah, dass er ihr zweihundert Dollar in die Hand gedrückt hatte, hatte sie auch nicht mehr den Rest eines Zweifels. Drastische Maßnahmen mussten ergriffen werden.
Es überraschte sie nicht sonderlich, dass das Restaurant viel weiter entfernt lag, als er es beschrieben hatte. Sie erledigte den Auftrag so schnell sie nur irgend konnte. Als sie zum Fitnesscenter zurückkehrte, strebte sie am Eingang vorbei direkt auf den Parkplatz zu.
Der Thunderbird stand mit zugeklapptem Dach im Schatten, darunter lag Bobby Tom. Vollkommen außer Atem rannte sie auf ihn zu. »Bist du mit deiner Gymnastik schon fertig?«
Sein Kopf schoss so abrupt hoch, dass er sich am Dach stieß und sein Stetson verrutschte. Leise fluchend rückte er ihn wieder gerade. »Mein Rücken war ein wenig steif, da wollte ich lieber bis heute Abend warten.«
Sein Rücken wirkte vollkommen in Ordnung, doch wollte sie ihn nicht darauf hinweisen, ebenso wie sie sich jeglichen Kommentars enthielt, dass er offenbar geplant hatte, in ihrer Abwesenheit abzufahren. »Stimmt irgendetwas mit dem Auto nicht?«
»Es will nicht anspringen.«
»Lass mich mal nachsehen. Mit Motoren kenne ich mich ganz gut aus.«
Er blickte sie ungläubig an. »Du?«
Ohne ihn weiter zu beachten, öffnete sie die Kühlerhaube, spähte in den Motor und hob die Verteilerkappe.
»Mein Gott, da fehlt ja das Kühlrad. Lass mich mal sehen, vielleicht habe ich …« Sie öffnete ihre Handtasche. »Da habe ich doch zufällig eines dabei.«
Sie reichte
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