Der und kein anderer Roman
gehorchen müssen.«
So wie er es formulierte, hatte sie keine andere Wahl, als ihm ergeben zuzustimmen. »Also gut.«
Er hob ihren Koffer zurück in den Kofferraum. Sie setzte sich wieder auf den Beifahrersitz. Nachdem er sich gesetzt hatte, ließ er erneut den Motor aufheulen.
Sie blickte erst auf die Uhr und dann auf die Landkarte, die sie zuvor studiert hatte. »Noch eine Sache, bevor wir losfahren. Möglicherweise bist du dir nicht darüber im Klaren,
aber es ist bereits kurz vor zehn. Um acht Uhr morgen Früh müssen wir auf dem Filmset sein. Siebenhundert Meilen liegen noch vor uns, und die kürzeste Strecke erscheint mir westlich …«
Bobby Tom riss ihr die Landkarte aus der Hand, zerknüllte sie und warf sie aus dem Fenster. Wenig später fuhren sie auf die Autobahn auf.
Leider fuhren sie Richtung Osten.
Am Dienstagabend musste Gracie sich eingestehen, dass sie eine Niete war. Während sie die letzten paar Tage innerlich Revue passieren ließ, starrte sie auf die Halbmondkreise der Scheibenwischer und lauschte den auf das Dach prasselnden Tropfen. Obwohl sie es bis nach Dallas geschafft hatten, war es ihr nicht gelungen, Bobby Tom rechtzeitig in Telarosa abzuliefern.
Im Licht der entgegenkommenden Wagen glitzerten die Regentropfen auf der Kühlerhaube. Sie versuchte nicht weiter über Willows wütende Telefonanrufe nachzudenken und bemühte sich, die Angelegenheit von ihren positiven Aspekten her zu betrachten. In den letzten Tagen hatte sie mehr von dem Land gesehen, als sie jemals für möglich gehalten hatte. Sie hatte jede Menge interessante Leute kennen gelernt: Country- und Westernsänger, Aerobiclehrer, zahlreiche Footballspieler und einen sehr netten Transvestiten, der ihr ein paar Tricks verraten hatte, wie man ein Halstuch binden konnte.
Das Beste an der Sache aber war, dass Bobby Tom nicht versucht hatte, sie loszuwerden. Sie war sich immer noch nicht ganz sicher, weswegen er sie nicht in Memphis abgehängt hatte. Gelegentlich beschlich sie das unheimliche Gefühl, dass er alleine sein wollte. Abgesehen von jenem einen unglückseligen Moment, als er den Wagen auf einer Brücke angehalten hatte, sie bis ans Geländer gezerrt und ihr gedroht
hatte, sie in die Tiefe zu schmeißen, waren sie gut miteinander ausgekommen. Trotzdem konnte sie heute Abend ein mulmiges Gefühl nicht abschütteln.
»Sitzt du bequem, Gracie?«
Sie starrte weiter auf die Scheibenwischer. »Mir geht es gut, Bobby Tom. Vielen Dank für die Nachfrage.«
»Du machst den Eindruck, als ob dich der Türgriff stören würde. Dieser Wagen ist eigentlich nicht für drei Personen konzipiert. Bist du dir auch wirklich sicher, dass ich dich nicht ins Hotel zurückfahren soll?«
»Absolut sicher.«
»Bobby Tom, Liebling, will sie denn die ganze Nacht bei uns bleiben?« Cheryl Lynn Howell, seine Begleitung für den heutigen Abend, machte einen etwas jämmerlichen Eindruck, als sie sich an seine Schulter schmiegte.
»Sie ist nur sehr schwer loszuwerden, Schätzchen. Warum tust du nicht einfach so, als ob sie nicht da wäre?«
»Das fällt nicht leicht, wenn du ständig mit ihr redest. Bobby Tom, heute Abend hast du mehr mit ihr gesprochen als mit mir.«
»Das ist sicher ein falscher Eindruck, Liebling. Im Restaurant hat sie noch nicht mal mit uns zusammen an einem Tisch gesessen.«
»Sie saß am Nebentisch, und du hast dich ständig umgedreht, um ihr Fragen zu stellen. Abgesehen davon begreife ich nicht, wozu du einen Leibwächter brauchst.«
»Da draußen in der dunklen Welt gibt es viele gefährliche Menschen.«
»Mag sein, aber du bist doch viel stärker als sie.«
»Sie ist der bessere Schütze. Gracie kann mit einer Uzi einfach fantastisch umgehen.« Gracie unterdrückte ein Grinsen. Er war unglaublich schamlos, doch sehr einfallsreich. Sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig mehr zur Mitte hin. Das mangelnde Platzangebot in dem alten Thunderbird hatte
sich als nicht ganz so problematisch erwiesen wie befürchtet. Obwohl Cheryl Lynn und sie sich einen Sitz hätten teilen sollen, saß die ehemalige Schönheitskönigin praktisch auf Bobby Toms Schoß. Es war ihr gelungen, mitten auf der Kupplung Platz zu nehmen und dennoch elegant zu wirken.
Neidisch betrachtete Gracie Cheryl Lynns weich anliegendes schulterfreies korallenfarbenes Spitzenkleid. Ihr eigener weiter schwarzer Wickelrock und der rot und weiß gestreifte Pullover ließen sie dagegen wie eine Landpomeranze aussehen.
Cheryls Hand legte sich auf Bobby Toms
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