Der und kein anderer Roman
ja, sie sagte … aber sicherlich hat sie damit nicht gemeint …«
»Oh, da bin ich mir aber sicher. Von heute an bin ich dein neuer Chef. Solange du meinen Anordnungen folgst, werden wir beide wunderbar miteinander auskommen. Und jetzt wäre ich dir sehr verbunden, wenn du dich heute noch vor Drehschluss um das Linoleum kümmerst.«
Ihre Nasenlöcher blähten sich. Fast konnte er den Dampf aus ihren Ohren entweichen sehen. Sie kräuselte die Lippen, als ob sie gleich Kanonenkugeln ausspeien wollte und nahm ihre Handtasche.
»Also gut.«
Er wartete, bis sie ihm fast entkommen war, dann rief er sie zurück. »Gracie?«
Misstrauisch drehte sie sich um.
»Was die Kondome betrifft, Liebling, kaufe bitte die Größe Jumbo. Kleinere sind mir einfach zu eng.«
Bis zu diesem Tag hatte Bobby Tom noch niemals eine Frau doppelt erröten sehen, Gracie aber gelang dieses Kunststück. Sie suchte nach ihrer Sonnenbrille, setzte sie sich auf und floh.
Er gluckste in sich hinein. Eigentlich sollte er ein schlechtes Gewissen haben, sie derart in die Enge zu treiben. Stattdessen war er ungewöhnlich zufrieden mit sich selbst. Gracie gehörte zu jenen Frauen, die einen Mann verrückt machen konnten, wenn man die Zügel schleifen ließ. Insgesamt war es besser, die natürliche Ordnung gleich von Anfang an klarzustellen.
Nachdem sie eine Stunde später ihre Einkäufe erledigt hatte, fuhr sie mit Bobby Toms Thunderbird vom Parkplatz der Drogerie. Ihre Wangen glühten bei der Erinnerung daran, was eben gerade in der Drogerie passiert war. Nachdem sie sich selbst damit beruhigt hatte, dass moderne Frauen heutzutage ständig Kondome kauften, hatte sie schließlich all ihren Mut zusammengekratzt und ihr Anliegen vorgebracht. Und genau in dieser Sekunde war Suzy Denton aufgetaucht.
Die Schachtel lag wie eine tickende Zeitbombe für alle sichtbar auf dem Tresen. Natürlich hatte Suzy sie gesehen, die sich auf der Stelle diskret der Fotografie eines zweiköpfigen Hundes auf der Titelseite einer Boulevardzeitung zuwandte. Gracie wäre am liebsten im Boden versunken.
Jetzt teilte sie ihre Gefühle Elvis mit, der im Kindersitz neben ihr lag. »Immer wenn ich denke, dass ich mich vor Suzy nicht noch schlimmer blamieren könnte als ich es ohnehin schon geschafft habe, passiert wieder etwas grässliches Neues.«
Elvis rülpste hingebungsvoll.
Gracie musste unwillkürlich grinsen. »Du hast es leicht. Du musstest schließlich keine Kondome kaufen.«
Er gluckste und formte mit seiner Spucke lauter kleine
Bläschen. Als sie die Ranch verlassen hatte, war ihr Natalie begegnet, die verzweifelt nach jemand Verlässlichem suchte, der Elvis eine Stunde beaufsichtigen konnte, während sie die erste Szene des Tages drehte. Als Gracie sich angeboten hatte, hatte Natalie sie mit Dankbarkeit und einer langen Liste Anweisungen überschüttet und sich erst entspannt, als Gracie sich schließlich Notizen gemacht hatte.
Gracies Kater hatte sich glücklicherweise verflüchtigt, und ihr Kopf war wieder schmerzfrei. Sie hatte ein sauberes Kleid, ein sehr zerknittertes schwarzbraun gestreiftes Hemdblusenkleid aus dem Koffer im Kofferraum herausgezerrt und sich im Container umgezogen. Endlich fühlte sie sich wieder als Mensch.
Gerade als sie die Stadtgrenze erreichte, beleidigte ein übler Geruch ihre Nase. Gleichzeitig begann das Baby zu greinen. Offenbar schien ihm die Fülle seiner Windel nicht zu behagen. Gracie atmete erstickt aus. »So klein und schon so mächtig stinken! Junge, Junge.«
Er zog das Gesicht zusammen und begann nun laut zu protestieren. Da kein Verkehr auf der Straße war, fuhr sie rechts heran und wickelte das Baby. Sie hatte sich gerade wieder hinter das Steuer gesetzt, als sie Reifen auf dem Schotter knirschen hörte.
Sie drehte sich auf ihrem Sitz um und beobachtete einen hoch gewachsenen Mann in einem gut geschnittenen hellgrauen Anzug, der hinter ihr aus einem dunkelroten BMW stieg. Für einen älteren Mann war er ausgesprochen attraktiv: kurze dunkle, ein wenig von grau durchsetzte Haare, ein interessantes Gesicht und ein muskulöser Körper, an dem offenbar nicht ein Gramm Fett zu viel war.
»Benötigen Sie Hilfe?« erkundigte er sich.
»Nein, aber trotzdem vielen Dank.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des Babys. »Ich musste ihm die Windeln wechseln.«
»Verstehe.« Er lächelte sie an, und sie lächelte zurück. Es war schön zu wissen, dass es immer noch Menschen gab, die sich die Mühe machten, anderen zu
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